UPS, einer der weltweit führenden Paketdienstleister, hat kürzlich bekannt gegeben, dass das Unternehmen in diesem Jahr rund 20.000 Arbeitsplätze abbauen wird. Hintergrund dieses massiven Einschnitts ist die deutliche Reduzierung der Paketmengen, die UPS für den E-Commerce-Riesen Amazon abwickelt. Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung der Partnerschaft zwischen UPS und Amazon, die lange Zeit von großer Bedeutung für den Umsatz von UPS war. Amazon zählte bei UPS bislang zu den größten Kunden und machte bis zu 12 Prozent des Gesamtumsatzes aus, doch das Ende der starken Kooperation bringt weitreichende Veränderungen mit sich.
Die Ankündigung des Stellenabbaus erfolgte zeitgleich mit dem Bericht zu den Quartalsergebnissen von UPS, die im Wesentlichen eine Mischung aus stabilen finanziellen Kennzahlen und einem rückläufigen Paketvolumen spiegeln. Trotz der Herausforderungen konnte UPS die operative Gewinnmarge verbessern sowie den bereinigten Gewinn je Aktie leicht steigern. Die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Amazon zu verkleinern, markiert eine bewusste strategische Neuausrichtung. Wie die UPS-Geschäftsführerin Carol Tomé im Gespräch mit Analysten erläuterte, bleibt Amazon zwar der größte Kunde, jedoch nicht der profitabelste. Die Margen, die durch den Versand von Amazon-Paketen erzielt werden, belasteten vor allem das US-Geschäft von UPS und verdünnten dementsprechend die Gesamtrentabilität.
Aus diesem Grund wurde die Vertragsbeziehung mit Amazon zurückgefahren, um langfristig wieder bessere Rahmenbedingungen sicherzustellen. Ein weiterer Aspekt, der UPS zu dieser Entscheidung bewegte, ist die sich ändernde Marktlandschaft. Der E-Commerce-Boom der vergangenen Jahre, der teilweise durch Pandemieeffekte verstärkt wurde, flacht derzeit ab. Zudem investieren viele große Händler und Online-Plattformen verstärkt in eigene Lieferketten, was den Druck auf klassische Versanddienstleister erhöht. So setzt Amazon verstärkt auf eigene Paketnetzwerke, um Kontrolle und Kosten besser steuern zu können.
Für UPS bedeutet dies weniger Paketvolumen und somit eine Überkapazität in ihrem bisherigen Betriebsnetzwerk. Um auf diese veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren, plant UPS nicht nur den Abbau von Stellen, sondern auch die Schließung von 73 Einrichtungen. Diese Einrichtungen waren bislang Teil des ausgedehnten Logistik- und Verteilernetzwerks von UPS, das auf hohe Paketvolumen ausgelegt ist. Durch die Anpassung an sinkende Volumina möchte UPS seine Kostenstruktur optimieren und das Geschäftsmodell effizienter gestalten. Die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden in den Vereinigten Staaten sind erheblich, da UPS in den USA allein über 330.
000 Beschäftigte in der gewerkschaftlich organisierten Teamsters-Union verfügt. Diese Arbeitsplätze sind vor allem in den Bereichen Paketabwicklung und Auslieferung angesiedelt, die direkt von der gesunkenen Versandmenge betroffen sind. Die Unternehmensführung betont, dass die Umstrukturierung notwendig ist, um auf die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit und veränderte Nachfrage zu reagieren. Trotz der Herausforderungen meldet UPS positive Signale im Bereich der internationalen Geschäfte. Dort konnte das Unternehmen eine Zunahme des Paketvolumens und damit einen Umsatzanstieg verbuchen.
Allerdings sind hier Margendruck und operative Herausforderungen weiterhin spürbar, die eine vollständige Kompensation der Einbußen im US-Inlandsgeschäft erschweren. Die Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 zeigen, dass UPS einen Gesamtumsatz von 21,5 Milliarden US-Dollar erzielte, dieser Wert liegt leicht unter dem Vorjahresniveau. Zugleich konnte der operative Gewinn um 3,3 Prozent auf 1,7 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Die operative Marge verbesserte sich auf 8,2 Prozent, und der bereinigte Gewinn je Aktie stieg um 4,2 Prozent auf 1,49 US-Dollar. Trotz der geringeren Paketmengen profitierte UPS von einem höheren durchschnittlichen Erlös pro Paket sowie einer robusten Nachfrage im Luftfrachtbereich.
Die Entwicklungen an der Börse spiegelten diese gemischten Signale wider – der Aktienkurs von UPS zeigte leichte Verluste im vorbörslichen Handel. Die wachsende Eigenlogistik von Amazon stellt für UPS und andere Paketdienstleister eine große Herausforderung dar. Amazon setzt zunehmend auf eigene Zustellflotten, Lagerstrukturen und technische Lösungen, um die Kontrolle über den Versandprozess zu erhöhen und Kosten zu senken. Dieses strategische Vorgehen wirkt sich direkt auf den Volumenstrom von UPS aus. Für UPS ist es essenziell, aufgrund dieser veränderten Marktsituation flexibel und anpassungsfähig zu bleiben.
Die derzeitige Personal- und Netzwerkreduzierung ist ein Teil dieser Strategie, um auch langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Experten sehen den Stellenabbau bei UPS als Symptom für einen strukturellen Wandel in der Logistikbranche, die sich von klassischen Partnerschaften mit großen Handelsplattformen hin zu diversifizierten und digitalisierten Lieferketten entwickelt. Für die Beschäftigten bedeutet dies Unsicherheiten, während Aktionäre angesichts der verbesserten Profitabilität mittels effizienterer Geschäftsprozesse auf eine positive Zukunftsperspektive hoffen. Insgesamt verdeutlicht die Situation bei UPS den Druck, unter dem Unternehmen in der Versandlogistik inzwischen stehen. Die Zeiten schneller Volumensteigerungen durch expansiven E-Commerce gehören vorerst der Vergangenheit an.