Die Forward Air Corporation steht derzeit im Zentrum einer intensiven Aktionärskritik, da der aktivistische Investor Ancora Holdings Group das Führungsteam des Unternehmens öffentlich herausfordert. Im Fokus der Auseinandersetzung steht vor allem der Vorstandsvorsitzende George Mayes, dessen Rücktritt neben zwei weiteren Vorstandsmitgliedern von Ancora vehement eingefordert wird. Hintergrund dieser Forderungen sind Entscheidungen rund um den milliardenschweren Omni Logistics-Deal und die als zu langsam empfundenen Maßnahmen einer umfassenden strategischen Überprüfung des Unternehmens. Die Aktivität von Ancora ist Ausdruck einer wachsenden Unzufriedenheit unter mehreren Minderheitsaktionären, die eine deutlichere und entschlossenere Führung bei Forward Air verlangen. Ancora hält derzeit einen Anteil von etwa 4,1 Prozent an der Gesellschaft und hat beschlossen, im Vorfeld der nächsten Hauptversammlung am 11.
Juni aktiv gegen die Wiederwahl von George Mayes sowie der Vorstandsmitglieder Javier Polit und Laurie Tucker zu stimmen. Diese Abstimmung könnte weitreichende Folgen für die Führungsebene von Forward Air haben, da ein Rücktritt dieser Direktoren bei Nichterreichung von mindestens 50,1 Prozent der Stimmen obligatorisch wäre. Der Konflikt begann im Zuge einer strategischen Überprüfung, die der Forward-Air-Vorstand Anfang 2025 einleitete. Diese Überprüfung war auf Druck mehrerer Aktivistengruppen, darunter auch Ancora, erfolgt, die beständig darauf pochten, dass das Unternehmen seine Optionen erweitern und vor allem den Verkaufsprozess beschleunigen müsse. Forward Air hatte sich zuletzt mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert gesehen, die zum Entschluss führten, die Geschäftsstrategie grundlegend zu hinterfragen.
Ein zentraler Streitpunkt ist der Akquisitionsvertrag mit Omni Logistics, der im August 2023 angekündigt wurde und ein Volumen von rund 2,1 Milliarden US-Dollar hat. Diese Übernahme ist nicht nur aus Sicht der Aktionäre äußerst kontrovers diskutiert worden, sondern führte auch zu erheblichen Problemen innerhalb des Unternehmensmanagements. Die Übernahme wurde mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten begleitet, und die beiden CEOs der beteiligten Unternehmen traten infolge des Deals zurück. Die damit verbundene Unsicherheit und der schlechter werdende Aktienkurs spiegeln die verärgerte und enttäuschte Stimmung wider, die sich seit Annahme des Deals breitgemacht hat. Seit der Einleitung des strategischen Überprüfungsprozesses bemängelt Ancora insbesondere die Geschwindigkeit, mit der der Vorstand handelt.
In einem offenen Brief an die Aktionäre äußerte die Hedgefondsgruppe deutliche Kritik an der Verbindung von Mayes, Polit und Tucker mit dem bisherigen Kurs. Es fehle an transparenter Kommunikation und konkreten Schritten, um den Wert für die Anteilseigner wiederherzustellen. Ancora bezeichnet die drei als „ungeeignet“ und verweist darauf, dass der Vorstand bis zum Zeitpunkt des Briefes anscheinend noch nicht einmal Vertraulichkeitsvereinbarungen mit möglichen Interessenten unterzeichnet habe. Diese Untätigkeit wird als Beleg für die mangelnde Bereitschaft angesehen, den Verkaufsprozess wirklich voranzutreiben. Die Folge ist eine erodierende Marktposition, die sich nicht nur im Aktienkurs widerspiegelt, sondern auch das Vertrauen der Kunden tangiert.
Interessant ist, dass die Forderungen von Ancora in der Finanzwelt nicht als Einzelmeinung gelten. Es gibt mindestens vier Minderheitsaktionäre, die in den letzten zwölf Monaten eine ähnliche Auffassung vertreten und einen Richtungswechsel bei Forward Air anstreben. Dies zeigt, dass die Probleme nicht nur aus dem Einfluss eines einzelnen Investors stammen, sondern ein breitgestütztes Missfallen am derzeitigen Unternehmenskurs vorhanden ist. Die Marktreaktion auf die Nachricht des Briefes zeigte sich unmittelbar: Die Aktien von Forward Air legten am Morgen des Veröffentlichungstages um etwa vier Prozent zu, wenngleich der langfristige Trend des Wertpapiers nach wie vor stark negativ geprägt ist. Seit der Ankündigung der Omni-Übernahme hat der Aktienkurs mehr als 80 Prozent seines Wertes eingebüßt, was die dramatische Vertrauenskrise und die Unsicherheiten im Unternehmen verdeutlicht.
Das öffentliche Nachhaken von Ancora wird als deutliches Signal verstanden, dass sich ein tiefgreifender Wandel in der Führungsebene von Forward Air abzeichnen könnte. Aktivistische Investoren wie Ancora nutzen solche Kampagnen häufig, um Druck aufzubauen und letztlich eine Neuausrichtung im Management oder in strategischen Fragen zu erwirken. Im aktuellen Fall geht es nicht zuletzt darum, verlorene Werte wieder einzufangen und den Weg für eine zukünftige Wachstumsstrategie freizumachen. Wirtschaftsexperten sehen in dieser Situation ein Lehrstück über die Bedeutung von Governance und klarer Strategie bei großen Logistikunternehmen in einem sich schnell verändernden Marktumfeld. Die Branche ist von technologischen Neuerungen, gestiegenen Kundenanforderungen und globalen Wirtschaftsschwankungen geprägt, was schnelles und entschlossenes Management erfordert.
Das Versäumnis, zügig auf Herausforderungen zu reagieren, wie es Ancora anprangert, kann schnell zu Wertverlusten und Vertrauenskrisen führen. Die kommenden Wochen bis zur Hauptversammlung werden zeigen, ob die Mehrheit der Aktionäre Ancora unterstützen wird oder ob der aktuelle Vorstand seinen Kurs verteidigen kann. Sollte der Vorschlag von Ancora angenommen werden, könnten sich die Führungsstrukturen bei Forward Air erheblich ändern, was wiederum die Chancen für eine strategische Neuausrichtung erhöhen würde. Für Forward Air bleibt die Herausforderung, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und den Aktienwert nachhaltig zu stabilisieren. Dabei muss das Unternehmen nicht nur interne Streitigkeiten überwinden, sondern auch gegenüber Kunden und Partnern ein klares Zeichen setzen, dass es zu einer erfolgreichen Zukunftsplanung bereit und in der Lage ist.
Die Situation rund um den Omni-Deal und die verzögerte strategische Überprüfung macht deutlich, wie wichtig für Investoren eine transparente und effiziente Unternehmensführung ist. Nur durch schnelles Handeln, klare Kommunikation und mutige Entscheidungen kann Forward Air sich aus dieser Krise befreien und langfristigen Erfolg sichern.