Die Namensgebung von Haustieren hat eine lange Tradition, die tief in der Geschichte verwurzelt ist. Besonders spannend ist dabei ein einzigartiges mittelalterliches Dokument aus dem späten 15. Jahrhundert, das eine umfassende Liste von 1.065 Hundenamen enthält und somit einen seltenen Einblick in die damalige sprachliche und kulturelle Welt gewährt. Dieses Manuskript, entstanden wohl zwischen 1460 und 1480, ist mehr als nur eine bloße Aufzählung von Namen – es ist ein lebendiges Zeugnis mittelalterlicher Lebensweise, das zeigt, wie eng die Menschen damals mit ihren Tieren verbunden waren.
Fachleute wie der englische Professor David Scott-Macnab haben dieses Dokument eingehend untersucht und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Die Namen in dieser Liste sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern spiegeln Werte, Charakterzüge, Herkunft und sogar Humor wider. Die Namenswahl erfolgte dabei mit großer Sorgfalt und Individualität, was darauf schließen lässt, dass Hundebesitzer und -pfleger ihre Tiere sehr gut kannten und schätzten. Im Mittelalter waren Hunde nicht nur treue Begleiter, sondern auch wichtige Helfer bei der Jagd, bei der Bewachung und sogar in der Gesellschaftsschicht. Anders als heute wurde besonderen Wert darauf gelegt, dass die Namen bestimmte Eigenschaften der Hunde widerspiegeln konnten – seien es Fähigkeiten, Temperamente oder auch ihr Herkunftsland.
Die Namensliste ist daher in verschiedene Kategorien unterteilt, die uns zudem viel über die damalige Lebenswelt verraten. So gibt es Namen, die die erwünschten Qualitäten eines Jagdhundes beschreiben, wie „Hardye“ (mutig), „Quycke“ (schnell) oder „Trusty“ (vertrauenswürdig). Diese Namen geben nicht nur Aufschluss über die Bedeutung, die der Leistung eines Hundes beigemessen wurde, sondern verdeutlichen auch das enge Zusammenspiel von Mensch und Tier in der Jagd, die zu jener Zeit vor allem für Adelshäuser eine wichtige Rolle spielte. Daneben existieren Namen, die eher eigenwillige oder gar ironische Charakterzüge ausdrücken. Es finden sich Bezeichnungen wie „Bragger“ (Angeber), „Blabbe“ (Schwätzer) oder „Filthe“ (Schmutz).
Solche Wörter zeigen, dass Humor und Persönlichkeit auch in der Benennung von Hunden eine Rolle spielten und dass die Menschen der damaligen Zeit ihre Hunde durchaus kritisch und mit einem Augenzwinkern betrachteten. Dies macht die Liste besonders lebendig und zeigt eine Facette mittelalterlicher Alltagssprache, die sonst nur selten überliefert ist. Eine weitere bemerkenswerte Kategorie sind die Herkunftsbezeichnungen. Sie spiegeln die unterschiedlichen regionalen Einflüsse und den Status wider, den man Hunden aus verschiedenen Herkunftsorten zuschrieb. Namen wie „Ducheman“ (Deutscher), „Norman“ (Normanne) oder „Saresyn“ (Sarazene) verdeutlichen, wie kulturelle und politische Aspekte auch im Tierreich nachgezeichnet wurden.
Diese Bezeichnungen könnten zusätzlich darauf hindeuten, dass Hunde aus bestimmten Regionen bevorzugt wurden oder dass ihre Herkunft als Qualitätsmerkmal galt. Besonders faszinierend sind darüber hinaus die Namen, die aus Geschichte, Mythologie und bekannten Legenden stammen. Namen wie „Arture“ (Artus), „Achilles“, „Gaweyne“ (Gawain) oder „Charlemayne“ (Karl der Große) weisen darauf hin, dass die mittelalterlichen Menschen ihren Haustieren bedeutungsvolle Identitäten gaben, die auf großen Heldengestalten oder historischen Persönlichkeiten basierten. Dies verweist nicht nur auf die Wertschätzung von Heldentum und Tugenden, sondern auch auf den Stellenwert von Literatur und Überlieferung im Alltagsleben. Die Liste enthält außerdem viele Namen, die auf menschliche Berufe und soziale Funktionen anspielen, etwa „Archere“ (Bogenschütze), „Bowman“ (Bogenschütze), „Capteyne“ (Hauptmann) oder „Dawnsere“ (Tänzerin).
Diese Bezeichnungen könnten die Beziehung zwischen Hund und Herrschaftsschicht oder den Aufgabenbereich der Tiere widerspiegeln. Möglicherweise dienten diese Namen auch dazu, bestimmte Eigenschaften oder Rollen innerhalb der Hundegruppe zu kennzeichnen und damit die Organisation von Jagden oder anderen Tätigkeiten zu erleichtern. Neben diesen thematischen Schwerpunkten finden sich zahlreiche weitere Namen, deren Bedeutungen teils heute schwer zu entziffern sind, deren Klang aber lebendig und ausdrucksstark wirkt. Umschreibungen wie „Beste-of-all“ (das Beste von allen) oder „Havegoodday“ (Hab einen guten Tag) zeigen, dass die Mittelaltermenschen auch Wortspiele, freundliche Grüße oder begleitende Wünsche in die Namensgebung einfließen ließen. Die Benennung hatte also nicht nur eine funktionale, sondern auch eine emotionale Komponente.
Die Erforschung dieser einzigartigen Namensliste bietet einen seltenen Zugang zur Alltagssprache und Denkweise des späten Mittelalters. Sie wurde in einem Manuskript festgehalten, das neben weiteren Fachtexten zu Tieren und Pflanzen, etwa zur Falkenjagd oder zu landwirtschaftlichen Techniken, Teil eines vielseitigen Werkes war. Dieses Manuskript wurde 2006 bei Sotheby’s versteigert und erzielte einen beachtlichen Preis, der die Bedeutung und Einzigartigkeit dieses Dokuments unterstreicht. Für moderne Hundebesitzer und Liebhaber mittelalterlicher Kultur eröffnen sich durch diese Sammlung unzählige Möglichkeiten, ihrem vierbeinigen Freund einen Namen zu geben, der nicht nur kreativ und ungewöhnlich, sondern auch historisch tief verwurzelt ist. Solche Namen eignen sich besonders für Menschen, die einen Bezug zur Geschichte suchen oder die mit einem besonderen Namen eine individuelle Geschichte erzählen möchten.
Die sprachliche Vielfalt und die kulturellen Hintergründe der Namen verleihen jedem Vierbeiner eine einzigartige Identität. Gleichzeitig helfen sie dabei, ein Bewusstsein für die lange Tradition der Namensgebung bei Haustieren zu schaffen und Wissen über das Leben und Denken im Mittelalter zu bewahren und weiterzugeben. Für Forscher und Historiker ist die Liste von David Scott-Macnab eine Fundgrube, denn sie liefert wertvolle Einblicke in Sprachgebrauch, Gesellschaft und Beziehung zwischen Mensch und Tier in einer Epoche, die uns sonst oft nur durch offizielle Dokumente und literarische Werke bekannt ist. In seiner Veröffentlichung, die unter dem Titel „The Names of All Manner of Hounds: A Unique Inventory in a Fifteenth-Century Manuscript“ erschien, widmet sich Scott-Macnab ausführlich der Analyse dieser Namen und ihrer Bedeutung. Das Werk ist ein bedeutender Beitrag zur mittelalterlichen Onomastik – also zur Wissenschaft der Namenkunde – und stellt sicher, dass diese bemerkenswerte Namensliste auch in Zukunft nicht vergessen wird.
Für alle, die sich für mittelalterliche Geschichte interessieren oder originelle Namen für ihre Hunde suchen, ist diese einzigartige Sammlung eine wahre Schatztruhe. Sie verbindet die Faszination eines vergangenen Zeitalters mit der modernen Liebe zum Haustier und zeigt, wie eng Tradition und Gegenwart miteinander verwoben sind. Wer seinem Hund also einen Namen aus dem Mittelalter gibt, der wählt nicht nur ein Wort, sondern ein Stück Geschichte, das lebendig bleibt und gleichzeitig eine tiefere Verbindung zwischen Mensch und Tier schafft. Das Mittelalter war eine Zeit voller Mythen, Abenteuer und vielschichtiger gesellschaftlicher Strukturen. Einen Namen aus dieser Epoche zu verwenden, bedeutet, diese Welt für einen Moment wieder aufleben zu lassen und den vierbeinigen Freund in die lange Tradition der menschlichen Begleiter einzureihen.
Diese Verbindung macht die Namenswahl nicht nur zu einer kreativen Aufgabe, sondern auch zu einem Akt der Erinnerung und des kulturellen Austauschs zwischen den Zeiten. Die Vielfalt der Namen reicht von heroisch über humorvoll bis hin zu praktisch und kurios. Damit bieten sie für jeden Hund, ob groß oder klein, ruhig oder lebhaft, einen passenden Namen, der Persönlichkeit und Geschichte miteinander verbindet. Insgesamt ist die Sammlung von 1.065 mittelalterlichen Hundennamen aus dem späten 15.
Jahrhundert ein faszinierendes Beispiel dafür, wie eng Sprache, Kultur und Tierliebe miteinander verwoben sind. Sie lädt heute dazu ein, die Vergangenheit zu erkunden und gleichzeitig das eigene Haustier mit einem ganz besonderen Namen zu ehren. Eine so reichhaltige Quelle an Namensinspiration bleibt auch zukünftig relevant, wenn Menschen ihre Beziehung zu ihren Hunden mit Bedeutungsnähe und Kreativität gestalten wollen.