Die Kryptowelt hat in den letzten Jahren einen rasanten Wandel erlebt. Während dezentrale Anwendungen (DApps) immer mehr Aufmerksamkeit durch innovative Nutzungsmöglichkeiten und steigende Nutzerzahlen erhalten, zeigt sich doch in der Marktbewertung ein klarer Trend: Blockchains werden von Investoren und Marktteilnehmern deutlich höher eingeschätzt als einzelne Anwendungen. Diese Bevorzugung spiegelt die fundamentale Rolle wider, die Blockchains als tragende Infrastruktur im gesamten Ökosystem einnehmen. Im Folgenden wird erläutert, warum die Märkte Blockchains mehr wertschätzen, welche wirtschaftlichen und technologischen Aspekte dahinterstehen und welche Bedeutung dies für die künftige Entwicklung der Kryptoindustrie hat. Blockchains als Fundament der Krypto-Industrie Grundlegend fungiert eine Blockchain als dezentrales, unveränderliches Register, das Transaktionen transparent und sicher dokumentiert.
Für DApps ist sie daher unverzichtbar, da sie Vertrauen schafft und Manipulationen oder Datenverlust verhindert. Ohne das zugrundeliegende Blockchain-Netzwerk könnten Anwendungen nicht auf eine gemeinsame, verlässliche Datenbasis zugreifen. Somit wird klar: Blockchains bilden das Rückgrat, auf dem sämtliche DApps basieren – sie sind nicht lediglich eine weitere Ebene, sondern die fundamentale Schicht. Im Gegensatz zu herkömmlicher Software, bei der Anwendungen direkt auf zentralen Servern laufen, benötigen dezentrale Anwendungen die Blockchain, um ihre Logik durchzusetzen und Werte auszutauschen. Diese Architektur macht Blockchains zu essenziellen Infrastrukturkomponenten mit einem langfristigen Wertmaximierungspotenzial.
Deshalb erfassen Märkte vor allem den Wert der zugrundeliegenden Ketten, nicht nur den einzelner Apps. Das Missverständnis des klassischen Internet-Modells Viele Analysten neigen dazu, die Kryptoökonomie mit gewohnten Web2-Strukturen zu vergleichen. Dort haben die Applikationen (z. B. Facebook, Google) den größten wirtschaftlichen Wert erzielt, während die Protokolle (z.
B. TCP/IP) eher geringwertig bepreist wurden. Dieses Muster wurde als das sogenannte „Fat Protocol“-Argument von Joel Monegro aufgegriffen, der die Blockchain-Welt als Gegenspieler bezeichnete: Die Protokolle seien „fat“, die Anwendungen „thin“. Anders als im Web2, so die These, sammelt die Protokollschicht den Großteil des Wertes ein. Neuere Beobachtungen zeigen jedoch eine komplexere Realität.
Zwar generieren Blockchains durch Transaktionsgebühren und deren Token-Wertzuwächse den Großteil der Marktkapitalisierung. Gleichzeitig wachsen aber auch DApps als Nutzerinterface und Anwendungsebene und ziehen immer mehr Nutzer an. Diese treiben wiederum die Nutzung der Blockchain und somit auch die Wertsteigerung der Protokolltoken. Es entsteht eine symbiotische Beziehung, bei der beide Seiten aufeinander angewiesen sind. Einnahmen durch Onchain-Fee-Aufkommen und dessen Auswirkungen Ein aktueller Bericht aus dem Jahr 2024 zeigte, dass Blockchains, die etwa 70 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung abdecken (ohne Bitcoin und Stablecoins), rund sechs Milliarden US-Dollar an Gebühren einnahmen.
DApps, die nur 30 Prozent Marktanteil hatten, erzielten dagegen 3,3 Milliarden US-Dollar, also etwa 35 Prozent der Onchaingebühren. Während also die Protokolle die größere Wertbasis haben, sind die Einnahmen fast proportional zu den Nutzerzahlen und Aktivitäten der Applikationen. Noch interessanter ist die Entwicklung im ersten Quartal 2025, in dem DApps mit 1,8 Milliarden US-Dollar höhere Gebühren generierten als Blockchains mit 1,4 Milliarden US-Dollar. Dies unterstreicht, wie direkt die Wertschöpfung der Anwendungen mit der Nutzung und somit mit den zugrundeliegenden Blockchains zusammenhängt. Nutzerinteraktionen sind der Motor, der sowohl Apps als auch Protokolle wachsen lässt.
Wert entsteht durch Zusammenarbeit von Ketten und Anwendungen Ein zentrales Missverständnis besteht darin, Ketten und Apps als konkurrierende Entitäten zu sehen. Dies ignoriert den realen Nutzen des Zusammenspiels. Blockchains stellen die Infrastruktur bereit, auf der Anwendungen funktionieren. DApps wiederum verbessern die User Experience, fördern die Nutzung und machen komplexe Funktionen zugänglich. Im übertragenen Sinne kann man sich Blockchains als Straßen oder Verkehrswege vorstellen.
Ohne Straßen ist es unmöglich, Städte zu bauen oder sich frei zu bewegen. Die Anwendungen sind die Städte: Orte der Aktivität, des Handels und der sozialen Interaktion. Ein hohes Anlageinteresse an Blockchains zeigt daher die Anerkennung ihrer Rolle als unverzichtbare Infrastruktur. Technologische Innovation: Modularität und App-Chains Die wachsenden Anforderungen von DApps bringen Netzwerke an ihre Kapazitätsgrenzen. Um dem entgegenzuwirken, gewinnt die Entwicklung modularer Blockchains oder App-Chains an Bedeutung.
Diese speziellen Blockchains sind eigenständig, verfügen über eigene Rechen- und Speicherressourcen und können so die Belastung auf der Basiskette reduzieren. Solche Strukturen erhöhen die Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit großer Netzwerke erheblich. Die Entstehung von App-Chains verdeutlicht einmal mehr, dass Anwendungen ohne zugehörige Blockchains nicht überlebensfähig sind. Die Modularität zeigt zudem, wie wichtig flexible und leistungsfähige Kettenarchitekturen für die Zukunft sind. Langfristige Perspektiven des Wertverständnisses „Wert“ muss im Krypto-Kontext nicht nur als finanzielle Rendite oder Wachstum der Nutzerzahlen verstanden werden.
Auch die fundamentale Bedeutung einer Technologie oder Plattform für das Gesamtsystem ist entscheidend. Die Märkte honorieren daher auch die strategische Wichtigkeit von Blockchains als Vertrauensanker und Protokollschicht. Dieser Grundpfeiler ist essenziell für die Funktionsfähigkeit des gesamten Ökosystems. Selbst wenn einzelne Anwendungen zeitweise große Popularität oder Umsätze generieren, wäre eine Blockchain ohne ein robustes Netzwerk kaum von Bedeutung. Daraus resultiert die deutlich höhere Wertschätzung für Blockchains gegenüber isolierten DApps.
Relevanz für Investoren und Entwickler Für Investoren ist das Verständnis der grundlegenden Architektur des Kryptomarktes entscheidend. Eine Anlage in Token von etablierten Blockchains ist mit einem langfristig stabileren Wachstumspotenzial verbunden als reine Spekulationen auf einzelne Anwendungen. Die Verzahnung von DApps mit unterstützenden Blockchains bedeutet, dass der Erfolg der Anwendungen letztlich die Wertsteigerung der zugrundeliegenden Protokolle befeuert. Für Entwickler bedeutet diese Erkenntnis, dass die Wahl der Blockchain-Plattform große Bedeutung für die Skalierbarkeit und Akzeptanz von DApps hat. Technologien, die modulare Erweiterungen erlauben und Netzwerkengpässe effektiv bewältigen, werden zunehmend bevorzugt.
Fazit Die Wertschätzung der Krypto-Märkte für Blockchains über einzelne Anwendungen verdeutlicht die Rolle von Blockchains als unverzichtbare Infrastruktur. Ohne Blockchains könnten DApps nicht existieren, Nutzung und Wertschöpfung wären nicht denkbar. Gleichzeitig treiben Anwendungen die Nutzung und damit letztlich den Wert der Protokolle. Diese symbiotische Beziehung macht deutlich, dass eine hierarchische Trennung der Wertschöpfung zwischen Chain und App zu kurz greift. Die Zukunft der Kryptoindustrie wird deshalb durch ein Zusammenspiel von leistungsfähigen, skalierbaren Blockchains und innovativen, benutzerfreundlichen Anwendungen geprägt sein.
Investoren und Entwickler sollten diese Dynamik verstehen und in robuste Protokolle investieren oder entwickeln, die als Infrastruktur für aufstrebende Anwendungen dienen. Nur so kann nachhaltiger Wert geschaffen werden, der nicht nur kurzfristigen Spekulationen, sondern langfristiger Marktrelevanz gerecht wird.