Alphabet, der Mutterkonzern von Google, ist ein gigantisches Konglomerat mit mehr als 200 verschiedenen Geschäftseinheiten, das mittlerweile in zahlreichen Branchen aktiv ist. Vom digitalen Werbegeschäft über Cloud-Dienste bis hin zu zukunftsweisenden Technologien wie Quantencomputing und künstlicher Intelligenz – Alphabet ist in vielerlei Hinsicht ein Innovationsmotor. Doch gerade aufgrund dieser Vielschichtigkeit wird es für Investoren immer schwieriger, den wahren Wert einzelner Geschäftsbereiche zu erkennen und entsprechend zu bewerten. Genau hier könnte eine mögliche Zerschlagung von Alphabet einen signifikanten Mehrwert schaffen und damit auch für Aktionäre äußerst attraktiv sein. Vor dem Hintergrund einer kürzlichen gerichtlichen Entscheidung, die Alphabet wettbewerbsrechtlich als illegalen Monopolisten im digitalen Werbemarkt eingestuft hat, hat das Thema einer Trennung des Unternehmens an Relevanz gewonnen.
Analysten und Investoren diskutieren nun, warum sie eine solche Maßnahme befürworten sollten, auch wenn auf den ersten Blick vermeintliche Risiken bestehen. Das digitale Werbegeschäft bildet weiterhin das finanzielle Rückgrat von Alphabet. So entfielen im ersten Quartal 2025 rund 74 Prozent des Umsatzes auf Werbeeinnahmen, was die enorme Abhängigkeit von diesem Geschäftssegment verdeutlicht. Gleichzeitig sind sowohl das Werbegeschäft als auch der wachstumsstarke Cloud-Bereich ausgesprochen profitabel und generieren einen erheblichen Teil des freien Cashflows des Konzerns, der in den letzten vier Quartalen bei rund 75 Milliarden US-Dollar lag. Trotzdem wirken sich die internen Verflechtungen zwischen den zahlreichen einzelnen Unternehmensteilen auf die Transparenz und damit auf die Bewertung des Konzerns negativ aus.
Alphabet veröffentlicht keine detaillierten Finanzzahlen zu den meisten seiner über 200 Unternehmen, was es Investoren erschwert, das Entwicklungspotenzial der einzelnen Segmente abzuschätzen. Gerade Innovationen, die aus diesen kleineren Geschäftsbereichen hervorgehen, werden dadurch oft vom Gesamtbild überschattet. Ein Konkursentwurf, der Alphabet in gesonderte, eigenständige Einheiten aufspaltet, könnte diesen Nachteil beseitigen. Die Eigenständigkeit entsprechender Tochtergesellschaften würde eine fokussiertere Unternehmensführung ermöglichen. Unterschiedliche Managementteams könnten sich gezielt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und erhebliche operative Synergien innerhalb kleinerer, klar umrissener Geschäftsfelder heben.
Zudem würde eine klarere Struktur zu mehr Markttransparenz führen, was Anlegern die Bewertung erleichtern und somit den Aktienkurs positiv beeinflussen dürfte. Durch die Trennung beispielsweise der digitalen Werbeplattformen von anderen Bereichen wie Google Cloud oder innovativen Technologiefeldern könnten diese Geschäftsmodelle zudem unabhängig voneinander wachsen, ohne durch interne strategische Prioritäten konkurrieren zu müssen. Gerade im Technologiebereich ist Agilität entscheidend. Ein spezialisierteres Management kann schneller auf Marktveränderungen reagieren und Innovationen forcieren. Zudem ist es möglich, dass nach einer Auftrennung neue Investoren angezogen werden, die sich gezielt für bestimmte Geschäftsfelder interessieren, aber die Gesamtstruktur von Alphabet als zu komplex empfinden.
Auch regulatorisch könnte ein strukturierterer Konzern die Interessen von Kunden und Partnern klarer bedienen und Compliance-Anforderungen transparenter erfüllen. Das erhöht das Vertrauen in die einzelnen Marken und fördert langfristige Beständigkeit. Einige von Alphabets Innovationszweigen, wie etwa der Bereich Quantencomputing oder verschiedene Start-ups aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Gesundheitswesen oder autonomes Fahren, wurden bereits in der Vergangenheit verkauft, da sie nicht ideal in das übergeordnete Geschäftskonzept passten. Diese Schritte zeigen, dass bereits eine gewisse Bereitschaft besteht, potenziell wertsteigernde Maßnahmen durch Refinanzierung oder strategische Aufspaltung zu realisieren. Kurzfristig mögen Konsensmeinungen eine Risiken in der Aufspaltung sehen, vor allem wenn der Cashflow gewichtiger Geschäftsbereiche wie Werbung betroffen ist.
Langfristig jedoch überwiegt das Potenzial, den Wert durch bessere Fokussierung und transparente Bewertung der Geschäftsbereiche zu steigern. Alphabet verfügt zudem über eine ausgeprägte Innovationskultur, die durch eine Aufteilung in kleinere, fokussierte Einheiten vielleicht sogar gestärkt wird. Märkte bevorzugen häufig Unternehmen mit klar erkennbaren Kernkompetenzen und stabilen Wachstumsaussichten. Sollte die Zerschlagung erfolgreich umgesetzt werden, könnten einzelne Einheiten wie Google Cloud, YouTube oder autonome Technologiefirmen an der Börse unabhängig debütieren und dadurch zusätzliche Investitionen und Wachstumskapital anziehen. Auch bestehende Aktionäre hätten die Möglichkeit, sich gezielt auf jene Geschäftsbereiche zu konzentrieren, von denen sie sich den größten Erfolg versprechen.
Schließlich stellt die gerichtliche Entscheidung zur monopolrechtlichen Bewertung von Alphabets Werbegeschäft eine wichtige Weichenstellung dar. Obgleich das Unternehmen Einspruch einlegt und eine unmittelbare Auflösung unwahrscheinlich ist, wirkt der Druck der Regulierungsbehörden als Treiber für einen anstehenden Strukturwandel. Investoren tun gut daran, diesen Wandel nicht als bedrohlich zu empfinden, sondern als Chance für eine klarere, effizientere Unternehmensstruktur mit mehr Wachstumspotenzial. Alphabet als riesiges Konglomerat bietet heute vielfältige Chancen, aber auch Herausforderungen der Übersichtlichkeit und Bewertung. Eine strategische Aufspaltung verspricht, diese Herausforderungen zu meistern, indem sie Transparenz schafft, Managementkapazitäten bündelt und die Innovationskraft in den einzelnen Geschäftsfeldern freisetzt.
Langfristig kann dies zu einem erheblichen Wertzuwachs für die Anleger führen. Angesichts dieser Perspektiven ist es für Investoren sinnvoll, eine Zerschlagung von Alphabet möglicherweise als Wendepunkt zu begrüßen, der das Unternehmen auf eine neue, erfolgversprechende Wachstumsstufe hebt.