In der heutigen digitalen Landschaft ist der erste Eindruck oft maßgeblich für den Erfolg eines Unternehmens. Websites, insbesondere die Startseiten, fungieren dabei als Schaufenster und Visitenkarte zugleich. Doch immer wieder begegnet man einem Phänomen, das im Designbereich als „Wheel of Nothing“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine rotierende Liste von Zielgruppenbezeichnungen oder Aussagen, die scheinbar jeden ansprechen wollen – jedoch tatsächlich keinem spezifisch gerecht werden. Dieses Konzept mag auf den ersten Blick kreativ oder innovativ wirken, jedoch verbirgt sich dahinter oft eine gefährliche Schwäche: das Vermeiden einer klaren Positionierung.
„Wer für alle ist, ist für niemanden.“ Dieses Sprichwort bringt das „Wheel of Nothing“ auf den Punkt. Das Prinzip hinter dem „Wheel of Nothing“ ist eigentlich ganz simpel: Man präsentiert auf der Homepage eine sich ständig ändernde Botschaft, die verschiedene Zielgruppen adressieren soll. Zum Beispiel könnte eine Website anfangs mit „Wir designen für Start-ups“ kommunizieren, nur um nach einigen Sekunden „Wir designen für Agenturen“ oder „Wir designen für Gründer“ anzuzeigen. Die Idee dahinter ist, ein möglichst breites Publikum durch Inklusion anzusprechen und die Aufmerksamkeit durch Bewegung zu erhöhen.
Doch in der Realität führt dies meist dazu, dass keine der Botschaften hängen bleibt und somit kein klares Profil entsteht. Ein prominentes Beispiel für den Einsatz des „Wheel of Nothing“ ist das renommierte Designstudio Pentagram. Überraschenderweise positioniert sich auch dieser Branchenriese auf seiner Homepage mehrdeutig mit Botschaften wie „Wir designen alles für alle“ und wechselt dann schnell zu spezifischeren Kombinationen. Auf den ersten Blick wirkt das kühn und selbstbewusst, doch es stellt sich die Frage, ob diese Strategie wirklich erfolgreich ist oder vielmehr ein Zeichen von Unsicherheit und dem Wunsch, keine Kunden auszuschließen. Design lebt von Entscheidungen und davon, durch Fokussierung eine starke Aussage zu treffen.
Strategien basieren darauf, bewusst Grenzen zu setzen und Prioritäten zu wählen. Ein sich ständig drehendes Schlagwort-Display, das jeden adressieren will, entspricht genau dem Gegenteil davon. Es signalisiert, dass keine klare Entscheidung getroffen wurde und dass man auf alles „einen Fuß in der Tür haben möchte“. Diese Art von Beliebigkeit ist jedoch riskant, denn sie führt zu einem diffusen Image. Potenzielle Kunden, die eine klare Botschaft erwarten, fühlen sich eher verwirrt als angesprochen.
Warum fällt es so vielen Unternehmen schwer, sich festzulegen? Die Antwort liegt oft in tiefsitzender Angst: Angst davor, potenzielle Kunden zu verlieren, die sich nicht wiederfinden könnten. Diese Angst vor Ausschluss resultiert in einem Lavieren zwischen verschiedenen Zielgruppen und einer dadurch verwässerten Markenidentität. Doch genau diese Fokussierung auf „alles und jeden“ ist kontraproduktiv. Kunden suchen heutzutage nach Echtheit und Authentizität. Sie wollen erkennen können, für wen ein Unternehmen wirklich steht, welche Probleme es löst und mit welchen Werten es agiert.
Das Beispiel Pentagram zeigt, dass selbst sehr etablierte und erfolgreiche Unternehmen diesem Dilemma nicht entkommen sind und dennoch versuchen, den Spagat zu meistern. Doch betrachtet man das Unternehmen näher, findet man in den sekündlichen rotierenden Botschaften auf der Homepage einen fundamentalen Widerspruch zu den aussagekräftigen, auf ihrer Über-uns-Seite und in detaillierten Projektdarstellungen kommunizierten Alleinstellungsmerkmalen. Diese detaillierteren Aussagen zeigen nun, wen Pentagram wirklich ansprechen will und wie sie ihren unverwechselbaren Wert schaffen. Pentagrams Struktur, bei der die Eigentümer selbst die kreativen Arbeiten leiten und persönliche Ansprechpartner für ihre Kunden sind, verdeutlicht eine klare Positionierung und ein Angebot, das sich von der Masse abhebt. Ebenso wird die Arbeit an Markenidentitäten als Kernthema hervorgehoben, sodass Kunden dahinter einen echten Fokus erkennen können.
Diese Echtheit und die verbundene Ansprache potenzieller Kunden fehlen auf der Startseite vollständig, wodurch das „Wheel of Nothing“ als leeres Versprechen erlebt wird. Dieser Gegensatz zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur auf einer Website präsent zu sein, sondern tatsächlich mit klarer Haltung zu kommunizieren. Der Homepage-Slot, also der wichtigste Bereich einer Website, sollte deshalb nicht stochern und alle Zielgruppen ansprechen wollen. Stattdessen sollte er klar und fesselnd definieren, für wen das Angebot gemacht ist und warum genau dieses Unternehmen oder diese Dienstleistung die beste Wahl ist. Wie kann man diesem Dilemma entkommen? Der erste Schritt ist, Mut zur Entscheidung zu zeigen: sich für eine klare Zielgruppe festzulegen und diese direkt anzusprechen.
Nur so entsteht ein starkes Bild in den Köpfen der Besucher. Auch das bewusste Ausschließen von bestimmten Kundengruppen ist eine wirksame Strategie – denn wer Ja zu einem Bereich sagt, muss Nein zu anderen sagen. Diese sogenannte „No-Rule“ stärkt die Positionierung und fördert Qualität statt Quantität. Die Aufmerksamkeit der Kunden kann durch eine messerscharfe Botschaft viel effektiver gewonnen werden, als durch stupides Wechseln und Überfrachten mit Zielgruppen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, Freelancer und Agenturen gilt: Der Fokus auf eine oder wenige klar definierte Zielgruppen zahlt sich langfristig aus.
Dadurch entstehen tiefere Beziehungen, höheres Vertrauen und eine deutlich bessere Conversion. Die Angst vor dem Ausschluss kann auch mit einer detaillierten Zielgruppenanalyse und Kundenpersona-Arbeit überwunden werden. Wer seine Wunschkunden genau kennt, versteht deren Bedürfnisse und Herausforderungen – und kann dadurch authentisch kommunizieren. Selbst ein Unternehmen, das eigentlich verschiedene Zielgruppen bedienen will, kann durch differenzierte Landingpages und gezielte Ansprache jedem Segment gerecht werden, ohne dass die Startseite dadurch verwässert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das „Wheel of Nothing“ zwar eine häufig anzutreffende Design-Masche ist, aber keine nachhaltige Lösung bietet.
Vielmehr steht es symbolisch für das größere Thema der Beliebigkeit und fehlenden Klarheit in der Markenkommunikation. Wer Erfolg haben möchte, muss deshalb den Mut aufbringen, einen Standpunkt einzunehmen und diesen entschieden zu vertreten. Die digitale Landschaft wird immer lauter und hektischer. Umso wichtiger wird es, sich mit klaren Botschaften und eindeutiger Positionierung hervorzuheben. „Sagen, wer man ist“ ist kein Konzept von gestern, sondern ein essenzielles Erfolgsrezept.
Jedes Unternehmen, ob groß oder klein, sollte sich diese Lektion zu Herzen nehmen und das „Wheel of Nothing“ durch eine starke, zielgerichtete Kommunikation ersetzen.