Die globale Nachfrage nach Lithium steigt mit zunehmender Geschwindigkeit, da die Elektromobilität und erneuerbare Energien die Zukunft der Energieversorgung gestalten. Lithium als zentraler Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und Energiespeichersysteme rückt damit immer stärker in den Fokus von Investoren und Industrieunternehmen weltweit. In diesem Zusammenhang haben sich zwei der größten Akteure der Bergbauindustrie – Rio Tinto und Codelco – zu einer bedeutenden Partnerschaft zusammengeschlossen, um den Lithiumabbau in Chile voranzutreiben. Diese Allianz eröffnet neue Perspektiven für die Lithiumförderung, die nachhaltige Entwicklung und die Standortentwicklung in der Atacama-Region. Chile gilt seit Jahren als einer der weltweit wichtigsten Lithiumproduzenten, was vor allem an den ausgedehnten Salzseen wie dem Salar de Atacama und nun auch dem Salzsee Salar de Maricunga liegt.
Das Lithiumprojekt Salar de Maricunga, das im Zentrum der Kooperation steht, zeichnet sich durch eine der höchsten Lithiumkonzentrationen in weltweit bekannten Lagerstätten aus. Dies macht das Projekt besonders attraktiv für Investitionen und langfristige Produktionsplanung. Mit einer geplanten Gesamtinvestition von rund 900 Millionen US-Dollar beabsichtigt Rio Tinto, fast die Hälfte der Anteile an dem Joint Venture (JV) mit Codelco zu erwerben und damit maßgeblich an der Umsetzung dieser Lagerstätte beteiligt zu sein. Die Zusammenarbeit zeigt sich vor allem in der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens, Salar de Maricunga SpA, das die Lizenzrechte und Bergbaukonzessionen für das Lithiumprojekt verwalten wird. Diese Struktur erlaubt es beiden Unternehmen, ihre Expertise, Investitionskapazitäten und Technologiekompetenzen zu bündeln.
Während Codelco als chilenischer Staatskonzern bereits über umfassende Erfahrung im Kupferbergbau und anderen Mineralien verfügt, bringt Rio Tinto als international operierendes Bergbauunternehmen innovative Technologien und finanzielle Ressourcen in das JV ein. Zusammen streben sie an, das volle Potenzial der Lithiumressourcen verantwortungsvoll und effizient zu erschließen. Rio Tinto hat zugesagt, zunächst 350 Millionen US-Dollar in Studien und Entwicklungsarbeiten zu investieren. Diese Phase ist entscheidend, um weitere geologische Analysen durchzuführen, technologische Optionen zu bewerten und die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts fundiert zu bestimmen. Anschließend soll eine finale Investitionsentscheidung getroffen werden, die den Beginn der eigentlichen Bauarbeiten markiert.
Dabei wird Rio Tinto weitere 500 Millionen US-Dollar in den physischen Ausbau und die Infrastruktur des Projekts einbringen. Zusätzlich wurde eine erfolgsabhängige Zahlung von 50 Millionen US-Dollar vereinbart, die fließt, wenn die Produktion des ersten Lithiums bis Ende 2030 erfolgreich gelingt. Diese Staffelung der Investitionen zeigt den strategischen Charakter der Partnerschaft, die auf langfristige Wertschöpfung und Risikominimierung ausgelegt ist. Das Projekt basiert auf dem Einsatz der Direct Lithium Extraction (DLE)-Technologie, die als Durchbruch in der Lithiumgewinnung gilt. Traditionelle Methoden sind meist zeitintensiv und ressourcenintensiv.
Mit der DLE-Technik kann das Lithium direkt aus Sole extrahiert werden, was Zeit, Wasser und Energie spart und den ökologischen Fußabdruck stark reduziert. Insbesondere in wasserarmen Gebieten, wie sie in der Atacama-Region vorherrschen, stellt diese Technologie eine wesentliche Verbesserung und Voraussetzung für nachhaltigen Bergbau dar. Rio Tintos CEO Jakob Stausholm unterstrich die Bedeutung dieser technologischen Innovation und hob hervor, dass die Partnerschaft mit Codelco auf bestehender Kooperation im Kupferbergbau beruht und auf verantwortungsvolle nachhaltige Entwicklung, inklusive gemeinsamer Infrastruktur und innovativer Wasserverbrauchsminimierung abzielt. Neben den wirtschaftlichen und technologischen Aspekten steht die soziale Verantwortung im Fokus des gemeinsamen Projekts. Beide Partner planen, eng mit den lokalen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, um die sozioökonomischen Vorteile der Bergbautätigkeit zu steigern und negative Auswirkungen zu minimieren.
Investitionen in Infrastruktur und Beschäftigungsmöglichkeiten sollen dazu beitragen, die regionale Entwicklung zu fördern und Akzeptanz für das Projekt zu schaffen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Transparenz und Einbindung der betroffenen Bevölkerung, um eine harmonische und nachhaltige Projektumsetzung zu gewährleisten. Die strategische Bedeutung dieses Lithiumprojekts ist auch aus globaler Perspektive nicht zu unterschätzen. Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Lithium, getrieben von der Umstellung auf nachhaltige Energiequellen und Elektrofahrzeuge, positioniert sich Chile weiterhin als Schlüssellieferant dieses kritischen Rohstoffs. Die Investition von Rio Tinto in einen Lithiumbetrieb außerhalb seines bisher dominierenden Kupferportfolios zeigt gleichzeitig eine Diversifizierungsstrategie und das Engagement für klimafreundliche Technologien und Produkte.
Codelcos Vorsitzender Máximo Pacheco betonte die Relevanz der Partnerschaft für Chiles nationalen Energiesektor und die wirtschaftliche Zukunft. Die Kombination aus staatlichem Know-how und internationaler Innovationskraft gibt dem Land die Möglichkeit, seine Lithiumreserven effizient und verantwortungsvoll zu nutzen, und stärkt damit zugleich seine Stellung im globalen Rohstoffmarkt. Die Kooperation soll darüber hinaus technologischen Fortschritt und Umweltschutz miteinander verbinden, was angesichts der zunehmenden globalen Anforderungen an nachhaltigen Bergbau enorm wichtig ist. Insgesamt zeichnet sich die Zusammenarbeit zwischen Rio Tinto und Codelco durch eine klare Vision und strukturierte Umsetzung aus. Der Ausbau des Lithiumprojekts Salar de Maricunga steht exemplarisch für den Wandel in der Bergbauindustrie, der von Ressourcenmanagement über technologische Innovation bis hin zu sozialer Verantwortung reicht.
Diese Initiative wird nicht nur Chiles Rolle als Lithiumproduzent festigen, sondern auch helfen, die weltweite Energiewende mit hochwertigen und nachhaltig gewonnenen Rohstoffen zu unterstützen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich das Projekt entwickelt und ob die ambitionierten Investitions- und Produktionsziele erreicht werden. Mit der Kombination aus bewährten Bergbauexperten, modernster Technologie und einer starken lokalen Partnerschaft trägt das Joint Venture dazu bei, den globalen Herausforderungen im Bereich der Rohstoffversorgung besser zu begegnen und gleichzeitig wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwert zu schaffen. Die Investition von Rio Tinto in Codelcos Lithiumprojekt öffnet somit neue Türen für eine grünere, sicherere und nachhaltigere Zukunft sowohl für Chile als auch für die Weltwirtschaft.