Der Macintosh Plus ist eine Ikone der Computer-Geschichte und ein Meilenstein der frühen Apple-Entwicklung, der viele Computerliebhaber bis heute begeistert. Seit Jahrzehnten erfreut er sich großer Beliebtheit bei Sammlern und Bastlern, die den Charme und die Robustheit dieses Kultgeräts schätzen. Doch mit der Zeit wurden Original-Bauteile immer seltener und die Wartung oder der Aufbau eines Macintosh Plus gestalteten sich zunehmend schwieriger. Aus diesem Grund ist ein Projekt wie das ITXPlus von enormer Bedeutung für die Community und Retro-Fans weltweit. Das ITXPlus-Projekt entstand aus der Idee, ein vollständig neues Logicboard für den Macintosh Plus zu entwickeln, das nicht auf Originalbauteilen basiert und dennoch die volle Funktionalität des ursprünglichen Macs liefert.
Dabei orientiert sich das Design nicht nur an der klassischen Hardware, sondern berücksichtigt auch die Anforderungen und Möglichkeiten moderner Computertechnik. Das Resultat ist eine Mini-ITX-große Platine, die in kompakte Gehäuse passt und mit Standard-Computerkomponenten betrieben werden kann, was den Aufbau und die Nutzung deutlich vereinfacht. Die Größe der ITXPlus-Platine entspricht dem bewährten Mini-ITX-Formfaktor, was bedeutet, dass sie einfach in moderne PC-Gehäuse eingepasst werden kann. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für den Retro-Computing-Bereich, da nun keine großen, schweren oder veralteten Gehäuse mehr benötigt werden, um einen Macintosh Plus zu verwenden. Stattdessen kann die gesamte Technik in einem platzsparenden und modernen Gehäuse untergebracht werden, das zudem bessere Kühlung und viel mehr Anschlussvielfalt bietet.
Ein besonderes Highlight der ITXPlus ist der integrierte VGA-Ausgang, der über einen speziellen Video-Konverter auf Basis von GuruThree's Pico-Technologie realisiert wurde. Dadurch kann der Macintosh Plus direkt an moderne Bildschirme angeschlossen werden, ohne auf veraltete und oft schwer zu findende Monitore aus der Frühzeit der Computerei angewiesen zu sein. Diese Anpassung macht den Klassiker nutzungsfreundlicher und zugänglicher. Des Weiteren erfolgt die Stromversorgung der ITXPlus-Platine über ein herkömmliches 24-poliges ATX-Netzteil. Dieser Standard ist in so gut wie jedem modernen PC-Netzteil vorhanden, dessen Komponenten zudem leicht erhältlich und energieeffizient sind.
Somit entfällt die Suche nach speziellen oder originalen Netzteilen, die früher einen erheblichen Engpass bei der Reparatur oder Nachrüstung von Macintosh-Systemen darstellten. Die SCSI-Schnittstelle ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Macintosh Plus. Das ITXPlus verfügt über einen internen 50-poligen SCSI-Header, über den sich klassische SCSI-Geräte anschließen lassen. Somit bleibt die Kompatibilität mit Original-Zubehör erhalten, was gerade für Nutzer, die ihre bestehenden Laufwerke oder Festplatten weiterverwenden möchten, ein großer Vorteil ist. Gleichzeitig eröffnet das Projekt die Möglichkeit, SCSI-Komponenten in modernen Systemen zu integrieren.
Ein weiterer technischer Meilenstein der ITXPlus ist die Verwendung von 4 MB fest verlötetem RAM. Diese RAM-Kapazität entspricht im Wesentlichen dem Originalzustand des Macintosh Plus und sorgt für eine authentische Leistung. Außerdem wurde bei der Entwicklung auf eine vollständige Oberflächenmontage (Surface Mount Technology, SMT) gesetzt, was die Platine kompakter macht und eine modernere Fertigung erlaubt. Lediglich der Prozessor, einige Anschlüsse und wenige weitere Bauteile sind als Durchsteckversion (Through-Hole) ausgelegt. Die Wahl, den originalen Motorola 68000-Prozessor in seiner goldgekapselten Keramik-Ausführung einzusetzen, ist ein bewusster Schritt zur Bewahrung des klassischen Flairs und zur Sicherstellung der Kompatibilität.
Dieser Prozessor ist das Herzstück des Macintosh Plus und ermöglicht es ITXPlus, das originale Betriebssystem und die Software ohne Einschränkungen auszuführen. Neben der Hardware ist die Integration von speziellen Ersatzbauteilen und Nachbauten essentiell für das Gesamtprojekt. So verwendet ITXPlus DosFoxs diskrete Sound-IC-Alternative sowie eine Schaltnetzteil-Software-Hardware-Kombination (SCHWIM IWM) für den Floppy-Controller, umgesetzt in einem programmierbaren Logikbaustein (PLD). Darüber hinaus kommen auch Entwicklungen von pgreenland und quortan zum Einsatz, wie der ATTiny-basierte Echtzeituhr-Ersatz (RTC) sowie Reverse-Engineering-Ergebnisse von Porchy, Hkz und Bolle zur Reproduktion der Mac Plus-spezifischen PAL-Chips. Diese Kooperationen und Techniken gewährleisten, dass das Board auch ohne Originalbauteile alle nötigen Funktionen zuverlässig erfüllt.
Ein wichtiger technischer Kompromiss ist, dass durch die Verwendung des SCHWIM-basierten IWM-Bypass die Floppy-Laufwerke nicht unmittelbar unterstützt werden. Dennoch wurde ein Erweiterungsheader vorgesehen, der es ermöglicht, bei Bedarf einen originalen IWM anzuschließen und somit die Floppy-Unterstützung wiederherzustellen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass Flexibilität und Kompatibilität trotz moderner Designentscheidungen erhalten bleiben. Die Entscheidung, sich beim Clone auf den Macintosh Plus zu konzentrieren und nicht auf leistungsfähigere Modelle wie den IIci oder SE/30, basiert auf dem klaren Ziel, ein System komplett aus neu erhältlichen Bauteilen zu bauen. Der Macintosh Plus bietet hierfür die ideale Balance zwischen Einfachheit und nostalgischem Reiz.
Dadurch wird das Projekt keinem High-End-Nostalgie-Computer gerecht, sondern dient vielmehr als praktische, robuste Grundlage für Retro-Systeme mit Zugänglichkeit für jedes Alter und jedes Erfahrungslevel. Neben der technischen Entwicklung hat sich der Entwickler max1zzz als kommunikativer und engagierter Akteur in der Community erwiesen und hält Interessierte mit Fortschrittsmeldungen auf dem Laufenden. So nahm das Projekt im April 2025 Fahrt auf, wobei erste Platinen gefertigt wurden und die SMD-Bauteile präzise aufgelötet und programmiert wurden. Die bisher veröffentlichte 3D-Visualisierung des Boards zeigt das Layout des noch in Bearbeitung befindlichen Logicboards, mit deutlichen roten und grünen Leitungen, die die Komponenten verbinden. Auf Basis dieses Designs entstehen durch den Mini-ITX-Formfaktor neue Anwendungs- und Bau-Möglichkeiten für Macintosh-Fans weltweit.
ITXPlus wird als Open-Source-Projekt öffentlich zugänglich sein und zusammen mit Bauplänen und Software auf GitHub veröffentlicht. Dies ermöglicht es jedem, den Macintosh Plus mit modernen Mitteln nachzubauen, weiterzuentwickeln oder sogar eigene Varianten zu kreieren. Die Community-Reaktionen sind durchweg positiv und zeigen große Begeisterung für diese technische Leistung und für die Möglichkeit, das legendäre Mac-Feeling neu zu erleben. Die Begeisterung erstreckt sich von Bastlern, die gerne wieder einen Macintosh Plus besitzen möchten, ohne auf beschädigte oder teure Originaltechnik angewiesen zu sein, bis hin zu Retro-Technik-Enthusiasten, die das Projekt als Meilenstein des zeitgemäßen Dumpings sehen. Das ITXPlus-Projekt ist ein Beispiel dafür, wie moderne Fertigungstechniken und reverse Engineering dazu beitragen können, klassische Technologie zu bewahren und gleichzeitig zugänglich und praktisch zu gestalten.
Durch die Integration moderner Standards, wie VGA-Ausgabe und ATX-Stromversorgung, wird der Macintosh Plus fit für die heutige Nutzung gemacht, ohne dabei seine ursprüngliche Charakteristik zu verlieren. Das Engagement des Entwicklers und die Offenheit des Projektes regen weitere Innovationen und Kooperationen an. Die Idee, künftig Teile der Hardware noch stärker in Through-Hole- (TH) Ausführung zu realisieren, macht die Assemblierung auch für weniger erfahrene Bastler leichter und verbessert Reparaturmöglichkeiten. Insgesamt entsteht so eine lebendige Plattform zur Pflege von klassischer Apple-Hardware in einer neuen, zugänglichen Form. Durch die Kombination von Nostalgie, technischer Innovation und offener Zusammenarbeit propagiert ITXPlus eine neue Vision von Retro-Computing.