Die globale Energiewende steht aktuell vor einer Vielzahl von Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Reduktion von Treibhausgasemissionen geht. Ein wesentlicher Baustein in der Strategie zur Erreichung der Klimaziele ist die CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung, bekannt unter der Abkürzung CCUS. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der die Fortschritte und Entwicklungen im Bereich der CCUS-Projekte innerhalb des letzten Jahres analysiert. Dabei zeigt sich ein moderates, aber beständiges Wachstum, das wichtige Einblicke in die Zukunft des Sektors bietet. Der Bericht umfasst Daten und Informationen vom ersten Quartal 2024 bis Anfang 2025 und dokumentiert eine leichte Steigerung der operativen Kapazitäten zur CO2-Abscheidung.
Weltweit sind derzeit mehr als 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr durch bestehende Anlagen auffangbar – eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Zwar mag dies auf den ersten Blick nur eine moderate Entwicklung darstellen, doch betrachtet man die Vielzahl der bestehenden Projekte und jene Anlagen, die sich in fortgeschrittener Planung oder im Bau befinden, lässt sich eine vielversprechende Perspektive erkennen. Ein zentraler Punkt des IEA-Berichts ist die Erwartung, dass die jährliche CO2-Abscheidekapazität bis 2030 auf rund 430 Millionen Tonnen steigen könnte. Parallel dazu wird die Speicherkapazität für CO2 auf etwa 670 Millionen Tonnen geschätzt, was eine Steigerung von etwa 10 Prozent gegenüber früheren Prognosen darstellt. Diese Zahlen spiegeln das zunehmende Vertrauen in die Technologie wider und verdeutlichen den Ausbau der Infrastruktur, die nötig ist, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.
Gleichzeitig macht die IEA deutlich, dass trotz dieser Fortschritte der Fortschritt aktuell nicht ausreicht, um den Weg hin zu Netto-Null-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts sicherzustellen. Insbesondere der schleppende Ausbau neuer Projekte und die noch immer vorwiegende Fokussierung auf bestehende Anlagen machen deutlich, dass noch deutliche Anstrengungen notwendig sind, um die Technologien flächendeckend zu etablieren und effektiv zu skalieren. Der Trend, sich stärker auf bereits geplante oder im Bau befindliche Projekte zu konzentrieren, anstatt neue Initiativen zu starten, zeigt den Fokus der Branche auf die Realisierung und Optimierung vorhandener Kapazitäten. Dies führt auch zu einer Verkleinerung des geplanten Gesamtausbaus bei den Projekten in der Anfangsphase, während fortgeschrittene und im Bau befindliche Anlagen inzwischen etwa 60 Prozent der gesamten Projektpipeline ausmachen. Diese Verschiebung unterstreicht die Bedeutung eines praxisnahen Ansatzes, bei dem erfolgreiche Projektumsetzung der Schlüssel zum weiteren Wachstum ist.
Betrachtet man die Anzahl der in 2024 neu gegründeten und in Betrieb genommenen Anlagen, so blieb diese im Vergleich zum Vorjahr stabil. Insgesamt starteten acht neue CCUS-Anlagen ihren Betrieb, wobei die meisten von ihnen eher kleinteilig und mit geringem CO2-Abscheidevolumen ausgestattet sind. So fingen einige Anlagen mit Kapazitäten von nur 5.000 Tonnen CO2 im Jahr an, was im globalen Maßstab zwar eine geringe Menge darstellt, dennoch für den technologischen Fortschritt und die Skalierung wichtig ist. Darüber hinaus setzt sich die Praxis der punktuellen CO2-Abscheidung fort, bei der Emissionen direkt an industriellen Quellen oder Energieerzeugungsanlagen abgefangen werden.
Insbesondere Anlagen zur Erdgasverarbeitung sind weiterhin die größten Treiber der operativen Kapazität. Dies entspricht einem historischen Muster, welches sich auch in den kommenden Jahren voraussichtlich fortsetzen wird, unter anderem aufgrund großer Investitionsentscheidungen, wie zum Beispiel im liquefizierten Erdgassektor Indonesiens, der für den Sektor enorm relevant ist. Die Rolle von CCUS als Schlüsselelement bei der Dekarbonisierung schwer industrieller Bereiche wie der Zement- und Stahlindustrie gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Erste Projekte in diesen bislang wenig involvierten Sektoren kamen im letzten Jahr voran und sind ein positives Signal für die weitere Diversifizierung der Anwendungen von CCUS. Denn sektorübergreifende Lösungen sind für die umfassende Reduktion von CO2-Emissionen unerlässlich und zeigen, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten der Technologie inzwischen geworden sind.
Ein weiterer Aspekt, der im Bericht hervorgehoben wird, ist die zunehmende internationale Verteilung der Projekte. Während lange Zeit wenige Regionen den Großteil der CCUS-Projekte betrieben, lässt sich jetzt eine breitere geographische Streuung feststellen. Dies hat insbesondere damit zu tun, dass mehrere Länder begannen, den Nutzen und die Notwendigkeit von CCUS zu erkennen und entsprechende politische Rahmenbedingungen sowie Fördermöglichkeiten schufen. Dieses globale Momentum ist entscheidend, um die Technologie weltweit voranzutreiben und den Klimazielen näher zu kommen. Trotz positiver Trends bleibt allerdings der hohe Bedarf an Investitionen und politischen Impulsen bestehen.
Der CCUS-Sektor benötigt dauerhafte Unterstützung, um Unsicherheiten abzubauen, Effizienzsteigerungen zu erzielen und die Kosten der Technologie weiter zu reduzieren. Politische Maßnahmen, finanzielle Anreize und klare regulatorische Rahmenwerke sind entscheidend, um den Sektor nachhaltig zu stärken und das Potenzial der Technologie voll auszuschöpfen. Darüber hinaus sind Kooperationen zwischen Industrie, Wissenschaft und Regierung von großer Bedeutung, um den Wissenstransfer zu fördern und innovative Ansätze zu entwickeln. Die technologische Weiterentwicklung, die Kommerzialisierung neuer Anwendungen und der Aufbau einer soliden Infrastruktur für Speicherung und Transport von CO2 sind nur einige Herausforderungen, für die eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure erforderlich ist. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass CCUS weiterhin eine tragende Rolle im globalen Klima-Portfolio spielen wird.
Die IEA verdeutlicht, dass bei Fertigstellung aller im Bau befindlichen Projekte sich die weltweite Abscheidekapazität annähernd verdoppeln würde. Dies wäre ein historischer Meilenstein und könnte den Sektor auf einen neuen Wachstumspfad bringen. Doch um das erforderliche Tempo und Volumen zu erreichen, sind weitere Initiativen und Investitionen unabdingbar. Zusammenfassend stellt die Entwicklung im CCUS-Sektor eine Mischung aus vorsichtigem Optimismus und dem dringenden Bedarf an beschleunigten Maßnahmen dar. Das moderat wachsende Projektportfolio illustriert die Fortschritte, die durch gezielte Maßnahmen und technologische Innovation erreicht wurden.
Zugleich mahnt der Bericht dazu, die bestehende Dynamik mit verstärktem Engagement zu unterstützen, um den Anforderungen einer nachhaltigen und klimafreundlichen Zukunft gerecht zu werden. Die erfolgreiche Umsetzung und Skalierung von CO2-Abscheidungs-, Nutzungs- und Speicherprojekten wird ein zentraler Faktor sein, um die globalen Klimaziele einzuhalten und gleichzeitig eine Energieversorgung zu sichern, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um das volle Potenzial von CCUS auszuschöpfen und damit einen maßgeblichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten.