Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen längst nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschliche Gesundheit auf vielfältige Weise. Besonders die Augen, als empfindliche und lebenswichtige Sinnesorgane, stehen zunehmend im Fokus der Forschung. Neuerdings wird erkannt, dass steigende Temperaturen, zunehmende UV-Strahlung und Luftverschmutzung durch den Klimawandel die Häufigkeit und Schwere verschiedener Augenkrankheiten maßgeblich beeinflussen. Mit über 90 Millionen Betroffenen weltweit, bei denen sich durch verschiedenste Ursachen Katerakte entwickeln, rückt die Rolle des Klimawandels nun stärker ins Rampenlicht der medizinischen Öffentlichkeit. Katarakte sind Linsentrübungen im Auge, die zu verschwommenem oder sogar vollständigem Verlust des Sehvermögens führen können.
Neben klassischen Faktoren wie Alter und genetischer Veranlagung wird der Einfluss von Umweltbedingungen auf die Entstehung von Augenerkrankungen zunehmend deutlicher. Insbesondere in Regionen mit intensiven Hitzewellen oder extremer Sonneneinstrahlung zeigen Studien eine signifikante Zunahme von Augenschäden. Die Erderwärmung, die 2024 als das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gilt, erhöht die Belastung der Augen zusätzlich. Hitze kann die natürlichen Schutzmechanismen der Augen schwächen und die Freisetzung schädlicher Moleküle wie reaktiver Sauerstoffspezies begünstigen, die das empfindliche Protein in der Linse angreifen. Da Linseproteine nicht regeneriert werden können, summieren sich Schäden und führen schließlich zu Katarakten.
Besonders betroffen sind Menschen, die beruflich viel Zeit im Freien verbringen, so etwa Landwirte oder Bauarbeiter. In wärmeren Regionen, beispielsweise in Teilen Indiens oder Südeuropas, wurde dokumentiert, dass bereits Temperaturanstiege von einem Grad Celsius die Kataraktraten deutlich erhöhen. Zudem tritt die Krankheit bei jüngeren Menschen häufiger auf, vor allem wenn sie intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind und keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergreifen. Neben der Hitze spielt auch die erhöhte UV-Strahlung eine zentrale Rolle. Die Zunahme von UV-Belastung durch Klimaeffekte, wie die Austrocknung der Atmosphäre und die Reduzierung von Wasseranteil in der Luft, mindert den natürlichen Schutz und lässt mehr ultraviolettes Licht auf die Erde und damit auf die Augen treffen.
UV-Strahlen bewirken unter anderem Schäden am Erbgut der Linsenzellen und tragen somit zur Entstehung von Katarakten bei. Aber nicht nur die Linse ist gefährdet. Auch die äußeren Augenstrukturen leiden unter den Folgen der Klimaveränderung. Entzündungen der Hornhaut, sogenannte Keratitiden, ebenso wie das Wachstum von pterygiumartigen Gewebsveränderungen am Auge häufen sich in sonnenreichen und staubigen Gebieten. Zudem tritt vermehrt Bindehautentzündung oder Konjunktivitis auf, insbesondere während Hitzeperioden.
Studien zeigen, dass bereits Temperaturen ab ungefähr 28 Grad Celsius die Wahrscheinlichkeit von Augeninfektionen und Reizungen erhöhen. Allergene wie Pollen und Schimmel werden durch wärmere Temperaturen ebenfalls verstärkt, was die Häufigkeit allergischer Reaktionen inklusive der allergischen Konjunktivitis steigen lässt. Neben den direkten Umwelteinflüssen begünstigt der Klimawandel auch indirekt die Entstehung von Augenerkrankungen. Anhaltende Dürren führen etwa zu Ernährungsdefiziten, die das Sehvermögen beeinträchtigen können. Mangel an Nährstoffen wie Kupfer und Vitaminen (beispielsweise B12, B1 und B9) kann den Sehnerv schädigen und die Sehkraft vermindern.
Besonders in Regionen mit unzureichendem Zugang zu sauberem Trinkwasser steigt zudem das Risiko von Augeninfektionen. Wassermangel und schlechte Wasserqualität sind hier ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Die Lebensrealität von Menschen wie Alka Kamble, einer Bäuerin aus Indien, die jahrelang ohne Schutz in sengender Sonne arbeitete und ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung an einer Katarakt erblindete, verdeutlicht die humanitären Dimensionen dieser Problematik. Zwar gibt es staatliche Programme, die kostenfreie Augenuntersuchungen und chirurgische Eingriffe ermöglichen, doch die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen wird immer dringlicher. Schutzmaßnahmen sind jedoch relativ einfach und effizient.
Am wichtigsten ist es, die Augen vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Tragen von breitkrempigen Hüten in Kombination mit speziell UV-filternden Sonnenbrillen kann die Belastung erheblich mindern. Diese Brillen bieten bis zu 38 Prozent mehr Schutz als das Schützen des Auges mit bloßen Händen oder gar ohne Schutz. Hochwertige Kontaktlinsen mit speziellem Hydrogelmaterial lassen ebenfalls mehr Sauerstoff an die Hornhaut und können so zusätzlichen Schutz gegen UV-bedingte Schäden bieten. Ernährung spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle.
Lebensmittel, die reich an den Vitaminen A, C und E sowie an Tryptophan sind, schützen die Augen durch antioxidative Eigenschaften und stärken die körpereigenen Abwehrsysteme gegen Umweltbelastungen. Darüber hinaus sollten Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum vermieden werden, da sie die allgemeine Augengesundheit beeinträchtigen. Auf gesellschaftlicher und politischer Ebene ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen und der schädlichen Ozonabbauenden Chemikalien unerlässlich, um das Fortschreiten der UV-Strahlung langfristig zu begrenzen. Auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Menschen in besonders gefährdeten Berufsfeldern wie der Landwirtschaft oder im Bauwesen durch ausreichende Schattenplätze und regelmäßige Pausen zur Abkühlung können das Risiko senken. Die Perspektive zeigt allerdings, dass das Risiko für Klimabedingte Augenleiden trotz aller Gegenmaßnahmen in naher Zukunft nicht vollständig zurückgehen wird.
Daher sind sowohl Prävention als auch frühzeitige medizinische Behandlung entscheidend. Anpassung an den Klimawandel bedeutet für das Gesundheitssystem auch ein verstärktes Bewusstsein und eine verbesserte Aufklärung der Bevölkerung über augengesundheitliche Risiken und Schutzmaßnahmen. Die laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen liefern wichtige Erkenntnisse, die in öffentliche Gesundheitsprogramme und Empfehlungen einfließen sollten. Insgesamt zeigt sich, dass der Klimawandel auch für die Augengesundheit eine erhebliche Bedrohung darstellt, die oft unterschätzt wird. Die Kombination aus physikalischen Umweltveränderungen und sozialen Faktoren verschärft die Situation.
Es ist wichtig, individuelle Schutzstrategien mit politischen Maßnahmen zur Emissionsreduktion und Umweltsanierung zu verbinden, um die Sehkraft von Millionen Menschen weltweit zu erhalten. Nur durch ganzheitliches Handeln kann es gelingen, die Sehgesundheit in einer sich wandelnden Klimawelt zu bewahren und die Risiken von Klimabedingten Augenerkrankungen einzudämmen.