Bohemian Rhapsody von Queen ist zweifellos einer der bedeutendsten und außergewöhnlichsten Songs der Rockgeschichte. Ursprünglich entwickelt in den späten 1960er-Jahren, begann die Komposition dieses epischen Werkes als lose Sammlung von Ideen und kurzen Textfragmenten, die Freddie Mercury während seiner Zeit als Student am Ealing Art College festhielt. Die kreative Energie und das visionäre Talent, das Mercury in dieses Projekt einfließen ließ, führte zu einem Werk, das alle bestehenden musikalischen Konventionen jener Zeit herausforderte und eine neue Ära in der Rockmusik einläutete. Die Geschichte von Bohemian Rhapsody ist nicht nur die des Songs selbst, sondern auch ein Zeugnis von künstlerischem Mut, technischer Innovation und der unerschütterlichen Entschlossenheit einer Band, die Grenzen verschieben wollte. Der Schaffensprozess hinter diesem Meisterwerk begann mit den ersten musikalischen Skizzen, die Mercury auf verschiedenen Papierfetzen sammelte.
Brian May, Gitarrist von Queen, erinnert sich daran, wie Mercury mit zahlreichen Notizen und Skizzen zum Proben kam, in denen er einzelnen Passagen und harmonischen Ideen festgehalten hatte, die er in seinem Kopf bereits ausgearbeitet hatte. Der Song wurde zunächst unter dem Arbeitstitel The Cowboy Song bekannt, möglicherweise inspiriert durch die dramatische Textzeile „Mama, just killed a man“. Doch Mercury hatte viel Größeres im Sinn. Er sah vor, viele seiner musikalischen und lyrischen Einfälle in einem einzigen langen, kompositorischen Werk zu verschmelzen – einem Mini-Rock-Opern-Epos. In den Studios von Ridge Farm in Surrey und später Penrhos Court in Herefordshire verbrachte Queen mehrere Wochen intensiv mit der Erarbeitung und detaillierten Ausarbeitung des Songs.
Das Ergebnis war eine Komposition, die mehrere Musikstile miteinander verband – von einer zarten a-cappella-Einleitung über opernhafte Chorgesänge bis hin zu kraftvollem Glam-Rock und dramatischen Hard-Rock-Passagen. Die Aufnahmephase in den Rockfield Studios in Monmouth, Wales begann im August 1975, und für diesen Moment empfanden die Bandmitglieder die Arbeit an Bohemian Rhapsody als eines der aufregendsten Projekte ihres Lebens. Ein elementarer Bestandteil dieses Aufnahmewunders war der aufwendige mehrstimmige Chorabschnitt, der opernhaft und zugleich modern wirkte. Freddie Mercury hatte die Harmonien akribisch ausgearbeitet, und es wurden über 160 separate Tonspuren mit Stimmüberlagerungen aufgenommen, um den unvergleichlichen Klangteppich zu erreichen. Brian May sang die tiefen Stimmen, Roger Taylor nahm die hohen Partien ein, und Mercury füllte den mittleren Registerbereich aus.
Dieses innovative Layering der Stimmen nutzte die damals hochmodernen 24-Spur-Analogaufnahmen maximal aus. Mercury selber übernahm die mehrfachen Overdubs seiner eigenen Stimme, wodurch er eine Art Chor erschuf, der über die Grenzen des Machbaren hinausging. Dieses Verfahren führte so häufige Wiederholungen der Tonbänder mit sich, dass diese zusehends abgenutzt wurden. Bohemian Rhapsody ist nicht nur musikalisch bemerkenswert, sondern auch textlich voller Anspielungen und literarischer Bezüge. Mercury integrierte Namen wie „Galileo“, „Scaramouche“ und „Beelzebub“, die von verschiedenen Quellen und kulturellen Kontexten inspiriert sind.
„Galileo“ ist eine Hommage an Brian May, den passionierten Astronomen der Band. „Scaramouche“ verweist auf eine Figur der Commedia dell’arte, während „Bismillah“ ein Begriff aus dem Koran ist und „Beelzebub“ den Teufel bezeichnet. Die Mehrdeutigkeit und der surreale Ausdruck im Text haben bis heute viele Interpretationen und Spekulationen hervorgerufen, wobei Freddie Mercury selbst offen ließ, was die Worte für ihn bedeuteten. Brian May sieht in dem Song jedoch auch eine persönliche Dimension, die Mercurys komplexe Persönlichkeit mit ihren Unsicherheiten und inneren Konflikten widerspiegelt. Als der Song schließlich fertiggestellt war, stand Queen vor einer Herausforderung: Bohemian Rhapsody überschritt bei weitem die typische Spielzeit eines Single-Hits seiner Zeit, der meist auf drei Minuten begrenzt war.
Die Plattenfirma war skeptisch und bezweifelte, dass ein so langes und ungewöhnliches Stück kommerziellen Erfolg haben könnte. Dennoch überzeugte die Band gemeinsam, dass gerade die Einzigartigkeit und Originalität den Song zum Erfolg führen würden. Eine wichtige Rolle spielte hierbei der britische Radiomoderator Kenny Everett, der ein Freund von Mercury war. Everett spielte den Song mehrfach hintereinander und trug maßgeblich dazu bei, eine breite Aufmerksamkeit zu schaffen. Überdies revolutionierte Queen mit dem Musikvideo zu Bohemian Rhapsody die Vermarktung von Musik.
Für die damalige Zeit war es ein Pionierwerk, das die Band in ikonischen Bildern zeigte, die auch auf dem Cover des Albums Queen II zu sehen waren. Die Aufnahmen entstanden in nur wenigen Stunden in den Elstree Studios rund um einen kostengünstigen Budgetrahmen. Das Video verhalf dem Song zu einem noch größeren Durchbruch, da es dank TV-Sendungen wie Top of the Pops einem Millionenpublikum präsentiert wurde und eine neue Form des visuellen Musikgenusses etablierte. Der kommerzielle Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bohemian Rhapsody wurde im Herbst 1975 veröffentlicht und stieg zunächst in Großbritannien an die Spitze der Charts, wo es für neun Wochen ununterbrochen auf Platz 1 blieb, ein damals rekordverdächtiger Zeitraum.
Es war das erste Mal, dass ein Queen-Song diesen Erfolg erzielte. Auch in den USA erreichte das Stück eine Top-10-Platzierung und festigte den internationalen Ruf der Band. Über die Jahre hinweg hat sich Bohemian Rhapsody zu einer Art Hymne entwickelt und ist bis heute ein fester Bestandteil von Queens Live-Performances. Der Einfluss von Bohemian Rhapsody auf die Musik- und Popkultur ist enorm. Der Song wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit einem bedeutenden Ivor Novello Award für Songwriting, und erhielt 2004 einen Eintrag in die Grammy Hall of Fame.
Für viele Fans und Experten gilt Mercurys Gesangsperformance als eine der besten in der Geschichte des Rock. Die anhaltende Beliebtheit spiegelt sich in Streamingzahlen wider: Bohemian Rhapsody avancierte zu einem der meistgestreamten Songs des gesamten 20. Jahrhunderts und konnte sogar zeitweise die Hits von Rock-Ikonen wie Nirvana übertrumpfen. Selbst Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung begeisterte das Stück weiterhin neue Generationen von Hörern und Musikliebhabern. Der begleitende Spielfilm Bohemian Rhapsody aus dem Jahr 2019 mit Rami Malek in der Rolle von Freddie Mercury trug zusätzlich dazu bei, dass das Lied eine Renaissance erlebte und neuen kulturellen Stellenwert erlangte.
Der Film erzählte nicht nur die Lebensgeschichte des legendären Sängers, sondern rief auch das außergewöhnliche Entstehen des Songs ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bohemian Rhapsody mehr als nur ein Song ist – es ist ein Manifest künstlerischer Freiheit, musikalischer Innovation und menschlicher Emotionen. Die Kombination aus aufwendiger Komposition, experimentellen Produktionstechniken und Mercurys einzigartiger Stimme macht die Komposition zu einem zeitlosen Klassiker. Queens Mut, gegen alle Erwartungen und Regeln zu handeln, ebnete den Weg für viele spätere Musiker, die ebenso versuchten, musikalische Grenzen zu überschreiten. Für jeden, der die Geschichte der Rockmusik verstehen möchte, ist Bohemian Rhapsody ein unerlässlicher Bezugspunkt.
Es ist ein Song, der zeigt, wie Kreativität und Technik im perfekten Einklang ein Werk hervorbringen können, das die Zeiten überdauert und Zuhörer weltweit bewegt. Die Geschichte hinter Bohemian Rhapsody ist daher nicht nur Teil der Musikgeschichte, sondern auch ein inspirierendes Beispiel für die Kraft der Künstlerseele und das Streben nach Großartigkeit.