Die Verabschiedung des Gesetzes Financial Innovation and Technology for the 21st Century Act, kurz FIT21, stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Regulierung des US-Kryptomarkts dar. Als ein ambitioniertes Gesetzeswerk mit Fokus auf die Marktstruktur von Krypto-Assets zielt FIT21 darauf ab, rechtliche Unsicherheiten auszuräumen und den rechtlichen Rahmen für digitale Vermögenswerte zu stärken. Trotz der positiven Absichten ergeben sich aus den aktuellen Regulierungsansätzen jedoch zahlreiche unbeabsichtigte Konsequenzen, die nachteilig für die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der US-Kryptoindustrie sein könnten. Die Analyse dieser Aspekte ist essentiell, um die Folgen für Marktteilnehmer, Investoren und letztlich Konsumenten zu verstehen und zukünftige Anpassungen vornehmen zu können. Ein zentrales Element des FIT21-Gesetzes ist die Einführung einer dualen Marktstruktur, die Krypto-Assets in „restriktive digitale Vermögenswerte“ und „digitale Rohstoffe“ einteilt, die jeweils unterschiedlichen Aufsichtsbehörden unterliegen.
So wird etwa das Securities and Exchange Commission (SEC) die Regulierung von sogenannten Investment-Contract-basierten Token übertragen, während die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) für digitalisierte Rohstoffe zuständig ist. Diese Trennung basiert im Wesentlichen auf der Einschätzung des Dezentralisierungsgrades eines Projekts. Ein Token, der die von FIT21 definierten Dezentralitätskriterien nicht vollständig erfüllt, fällt somit unter die SEC und wird als restriktiver digitaler Vermögenswert betrachtet. Obwohl der Ansatz der Regulierung nach Kategorien logisch erscheint, steht er im Widerspruch zur charakteristischen Fungibilität von Kryptowährungen. Kryptowährungen sind von Natur aus global, interoperabel und austauschbar – eine Kategorisierung in getrennte Handelsmärkte führt zu fragmentierten Märkten innerhalb der USA.
Die Folge sind weitreichende Compliance-Anforderungen, die für Entwickler und Investoren enorme Kosten und administrative Hürden darstellen. Die Notwendigkeit, digitale Assets technologisch so zu kennzeichnen, dass sie dem jeweiligen regulativen Schema entsprechen, ist mit erheblichem technischem Aufwand und potenziell mit einer Abkopplung vom globalen Handel verbunden. Ein weiteres Problem ist die parallele Existenz von unterschiedlichen Märkten für denselben Token zu verschiedenen Zeitpunkten seiner Entwicklung. Projekte, die sich auf dem Weg zu einem dezentralisierten Zustand befinden, könnten auf unbestimmte Zeit zwischen restriktiven und nicht restriktiven Märkten hin- und herwechseln. Damit erhöht sich die Komplexität für Anleger, die plötzlich mit mehreren Varianten eines Tokens umgehen müssen, die nicht gleichwertig gehandelt werden können.
Diese Marktsegmentierung gefährdet die Liquidität und damit die Effizienz des gesamten Handelsumfelds. Händler und institutionelle Akteure sehen sich mit höheren Risiken konfrontiert, die sich auch auf die Preisbildung und Volatilität auswirken. Darüber hinaus fördert die Gesetzgebung mögliche internationale Arbitrage-Effekte. Angesichts der globalen Natur von Kryptowährungen ist zu erwarten, dass sich neue Projekte und Kapitalströme in weniger regulierte Märkte verlagern werden. Damit entsteht ein Wettbewerbsnachteil für die USA, wodurch heimische Innovationen und Investments abwandern könnten.
Das US-Gesetzeswerk könnte sich so als protektionistisches Instrument erweisen, welches langfristig die Innovationsführerschaft des Landes im Bereich Blockchain und digitale Assets gefährdet. Die Auswirkungen auf Privatanleger sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Der Markteinstieg wird erschwert, da zunächst vor allem Token in den CFTC-regulierten Märkten gehandelt werden, die von Endbenutzern kostenlos erhalten wurden. Verkäufer in diesen Märkten sind daher häufig solche, die Token ohne unmittelbare Kosten besitzen, was Lieferüberschuss verursacht und entsprechend Druck auf die Preise ausübt. Dies könnte zu erhöhten Preisschwankungen und volatileren Marktbewegungen führen, was für unerfahrene Investoren ein erhebliches Risiko darstellt.
Gleichzeitig profitieren professionelle Arbitrageure von Preisdiskrepanzen zwischen den Märkten, was Privatanleger in eine nachteilige Position bringt. Die Komplexität der Regulierungsübergänge zwischen SEC- und CFTC-Aufsicht in Echtzeit ist bislang unzureichend adressiert. Wechselnde Klassifizierungen eines Tokens innerhalb seiner Lebenszeit wirken sich auf Handelsrechte, Marktliquidität und Vertragsabschlüsse aus. Dies gilt insbesondere für Derivate- und Risikomanagementinstrumente, deren Konstruktion durch fragmentierte Märkte erschwert wird und zu erhöhtem rechtlichen und finanziellen Risiko beiträgt. Aus regulatorischer Sicht ist es zwar notwendig, klarere Leitplanken zu schaffen, doch die vorgeschlagene Struktur von FIT21 erfüllt diese Anforderung nur bedingt.
Eine kohärente und einheitliche Regulierung, die die einheitliche Natur von Kryptowährungen anerkennt, steht demgegenüber noch aus. Da Kryptomärkte weltweit und nahezu 24/7 operieren, sind strikte nationale Regulierungsmaßnahmen, die zu Marktfragmentierung führen, mit erheblichen Nachteilen verbunden. Die Gefahr, dass die USA im globalen Wettbewerb um Innovation im Kryptobereich an Boden verlieren, ist real. Damit die FIT21-Initiative ihr Ziel erfüllt, ist es essenziell, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu überarbeiten. Eine mögliche Verbesserung besteht in der Schaffung einer einheitlichen Spot-Marktstruktur für nicht als Wertpapier eingestufte Token.
Dadurch könnten Compliance-Kosten gesenkt und die Handelbarkeit der Vermögenswerte erhalten werden. Ebenso müssten klare Kriterien für die Regulierung festgelegt werden, die den Realität der dezentralen Technologie besser gerecht werden und die Flexibilität von Projektentwicklungen ermöglichen ohne die Marktintegrität zu gefährden. Schließlich wären auch internationale Kooperationen und Harmonisierungsschritte notwendig, um regulatorische Arbitragemöglichkeiten einzudämmen. Die globale Ausrichtung von Kryptowährungen kann nicht durch national begrenzte Maßnahmen allein reguliert werden. Nur durch abgestimmte Standards lassen sich Wettbewerbsvorteile bewahren und gleichzeitig Investorenschutz gewährleisten.
Zusammenfassend zeigt die FIT21-Gesetzgebung, wie schwierig es ist, komplexe und dynamische Technologien wie Kryptowährungen in starre regulatorische Rahmen zu pressen. Die Einführung einer dualen Marktstruktur bringt neben klareren Linien zwischen SEC- und CFTC-Zuständigkeiten auch erhebliche Herausforderungen mit sich, die von Marktfragmentierung über erhöhte Compliance-Kosten bis hin zu negativen Auswirkungen auf die Liquidität und Preisbildung reichen. Für die U.S.-Kryptoindustrie ist es daher von großer Bedeutung, dass Gesetzgeber die ursprüngliche Fassung überdenken und an die Realität der dezentralen Krypto-Ökosysteme anpassen.
Nur so kann der Weg für nachhaltiges Wachstum, Innovation und globalen Wettbewerb der Branche geebnet werden.