Die Welt der Kryptowährungen begegnet mancherorts mit Skepsis, und dies gilt umso mehr, wenn prominente Persönlichkeiten und politische Figuren in den Markt einsteigen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist World Liberty Financial (WLFI), das Krypto-Projekt der Familie Trump. Seit dem offiziellen Start Ende 2024 hat WLFI viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nicht zuletzt aufgrund der Verknüpfung mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump und seiner Söhne. Doch trotz anfänglicher Euphorie zeigen die Investitionen und die Performance des Projekts deutliche Schwächen. Diese Analyse beleuchtet die Gründe, warum WLFI bisher nicht die erwarteten Erfolge erzielt und welche Herausforderungen auf dem Weg liegen.
WLFI debütierte mitten im politischen und regulatorischen Wirbel rund um den politischen Wechsel in den Vereinigten Staaten. Der Zeitpunkt des Starts sowie die Verbindungen zu Donald Trump lösten rasch Kontroversen aus. Kritiker warfen dem Projekt vor, wichtige Krypto-Events vorwegzunehmen und sich auf diese Weise Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Besonders die Nähe zur Regierung führte zu einem potenziellen Interessenkonflikt, da Trump selbst durch seine Position potentiellen Einfluss auf die Krypto-Regulierung ausüben könnte, was seinem Projekt zugutekommen würde. Das WLFI-Team besteht aus verschiedenen Akteuren aus der Krypto- und Social-Media-Szene.
Neben Trump als „Chief Crypto Advocate“ sind auch seine Söhne Donald Jr., Eric und Barron als „Web3-Ambassadors“ aktiv. Zudem zählen unter anderem der Immobilien-Magnat Steve Witkoff und sein Sohn Zach Witkoff zu den Gründern. Auch die Beteiligung von Persönlichkeiten wie Chase Herro, einem bekannten Krypto-Investor, sowie Zak Folkman, einem Social-Media-Influencer, zeigt, dass WLFI auf eine Kombination aus politischem Einfluss und Branchenkenntnis setzt. Ein wichtiger Aspekt von WLFI sind die Token-Verkäufe.
Im Oktober 2024 startete die erste Runde mit dem Verkauf von 20 Milliarden WLFI-Tokens zum Preis von 0,015 US-Dollar pro Token. Dies brachte rund 300 Millionen US-Dollar ein. Kurz nach der Amtseinführung Trumps im Januar 2025 folgte eine zweite Runde, bei der 5 Milliarden Token für jeweils 0,05 US-Dollar verkauft wurden – ein Preisanstieg von mehr als 230 Prozent. Insgesamt konnte WLFI bis März 2025 knapp 550 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von Tokens generieren. Ein entscheidendes Detail dabei ist, dass WLFI-Token ausschließlich an akkreditierte Investoren gingen und aufgrund der Bedingungen zunächst nicht auf Krypto-Börsen gehandelt werden konnten.
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine bestätigte Notierung der Token an öffentlichen Handelsplätzen. Diese Exklusivität schränkt die Liquidität stark ein und wirkt sich negativ auf die Attraktivität für viele Anleger aus. Neben den Token-Verkäufen agiert WLFI auch als Krypto-Investmentfonds. Das Portfolio umfasst eine Vielzahl von Kryptowährungen, wobei US-Dollargestützte Stablecoins, insbesondere USDC, den Großteil der Anlagen ausmachen. Mit rund 103 Millionen US-Dollar beläuft sich das Gesamtvermögen auf einen siebenstelligen Bereich, wobei etwa 100 Millionen US-Dollar auf die wichtigsten 13 Assets entfallen.
Neben Stablecoins sind auch größere Positionen in Wrapped Bitcoin (WBTC), Ether (ETH), Avalanche (AVAX), Tron (TRX), Sei (SEI) und weiteren Kryptowährungen vorhanden. Besonders die Investitionen in WBTC, SEI und AVAX zeigen bislang die besten Wertentwicklungen. WLFI tätigte seine erste WBTC-Transaktion im Dezember 2024, durch den Austausch von 103 WBTC gegen 103 cbBTC, gefolgt von Umschichtungen in ETH. Auch der Ankauf von AVAX erfolgte teilweise im März 2025. Dennoch dominieren Verlustpositionen und schwache Entwicklungen das Gesamtbild.
So zeigt sich bei bedeutenden Investitionen in Mantle (MNT), Movement (MOVE), Ondo (ONDO) und auch bei Ether ein deutlicher Rückgang, teilweise um mehr als die Hälfte ihres ursprünglichen Werts. MOVE ist dabei besonders stark betroffen, mit Einbußen in Höhe von etwa 2,1 Millionen US-Dollar. Insgesamt beträgt der Wertverlust des Portfolios rund 4,3 Millionen US-Dollar gemessen an den Durchschnittspreisen der getätigten Käufe und den aktuellen Marktpreisen. Auffallend ist, dass WLFI ab Ende 2024 viele Token auf die professionelle Handelsplattform Coinbase Prime transferierte. Vor allem größere ETH-Bestände wurden im Zeitraum von Ende November 2024 bis Anfang Februar 2025 kontinuierlich aufgenommen und anschließend auf Coinbase Prime verschoben.
Spannend ist, dass dieser Zeitraum zeitlich mit verstärkten Social-Media-Aktivitäten von Eric Trump zusammenfällt, der auf Twitter (jetzt X) für Ether warb. Hieraus ergeben sich Fragen hinsichtlich des möglichen Zusammenspiels zwischen den WLFI-Investitionen und den öffentlichkeitswirksamen Handlungen der Trump-Familie. Gerade in Kombination mit der Tatsache, dass WLFI-Token derzeit weder transferierbar noch auf regulären Handelsplattformen verfügbar sind, wächst die Debatte um mögliche Interessenkonflikte und Marktmanipulationen. Der stabile Wert des eigenen Stablecoins USD1, der erst im März 2025 lanciert wurde, steht ebenfalls im Fokus. Dieser wird aktuell auf zentralisierten Börsen wie Kinesis Money und ChangeNOW gehandelt und erfreut sich zumindest gewisser Marktakzeptanz.
Allerdings äußerten Senatoren des US-Banking-Komitees Bedenken bezüglich der Position des ehemaligen Präsidenten und der Trump-Familie in Zusammenhang mit regulatorischen Prozessen zum Stablecoin-Gesetz. Die Sorge besteht, dass Trumps Einfluss als Regierungsmitglied und politischer Akteur zu Vorteilen für sein eigenes Stablecoin-Projekt führen könnte, insbesondere im Kontext der anstehenden Gesetzesvorhaben zur Krypto-Regulierung. Trumps öffentliche Reaktionen auf Marktschwankungen, etwa den Tweet bei einem Kursrückgang nach der „Liberation Day“-Zollankündigung mit dem Aufruf „THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!“, fanden breite Kritik im Zusammenhang mit dem Verdacht auf Insider-Handel und Marktbeeinflussung. Trotz dieser kontroversen Umstände verfestigen sich die Verbindungen zwischen der Trump-Administration und der Kryptoindustrie. Unter der Regierung wurden mehrere bedeutende Verfahren gegen Kryptowährungsfirmen eingestellt, und in den Kongress eingebrachte Gesetzesinitiativen setzen sich für günstigere Bedingungen für die Branche ein.
Große Krypto-Unternehmen zeigen sich ebenfalls zuversichtlich gegenüber WLFI. So investierte der führende Marktanbieter DWF Labs im April 2025 25 Millionen US-Dollar in das Projekt und stellte gleichzeitig Liquidität für den USD1-Stablecoin bereit. Diese Investition zeugt von anhaltendem Vertrauen, auch wenn die bisherigen Leistungsdaten des WLFI-Portfolios gemischte Signale senden. Für Investoren und Beobachter der Krypto-Branche bleibt WLFI ein Projekt, das durch seine prominente Verbindung und seine finanziellen Aktivitäten Aufmerksamkeit erregt. Doch abgesehen von den politischen Kontroversen und Vermarktungsstrategien zeigt die finanzielle Realität, dass viele der WLFI-Beteiligungen signifikante Verluste aufweisen.
Die Branche steht vor großen Herausforderungen, insbesondere in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld mit rückläufigen Krypto- und Aktienmärkten. Für WLFI bedeutet dies, dass die bisherigen Erfolge im Tokenverkauf nicht gleichbedeutend mit nachhaltiger finanzieller Wertsteigerung oder Marktdominanz sind. Die Aussicht auf einen öffentlichen Handel der WLFI-Token könnte zukünftige Chancen eröffnen, doch ohne eine klare Strategie und verbesserte Portfolio-Performance drohen weitere Schwierigkeiten. Insgesamt illustriert die Entwicklung von WLFI, wie komplex und riskant die Verquickung von Politik, Prominenz und Krypto-Investitionen ist. Anleger müssen sich dieser Dynamik bewusst sein und die potenziellen Interessenkonflikte sowie die bisher enttäuschende Wertentwicklung kritisch hinterfragen.
Zugleich zeigt das Engagement von Marktakteuren wie DWF Labs, dass das Interesse am Projekt trotz dieser Herausforderungen ungebrochen bleibt. Die kommenden Monate werden entscheiden, ob WLFI sich als ernstzunehmender Akteur in der Krypto-Szene etablieren kann oder ob die bisherigen Verluste nur der Anfang einer längeren Durststrecke sind. Für Experten und Investoren gilt es nun, WLFI weiterhin aufmerksam zu verfolgen – nicht zuletzt wegen der besonderen politischen Verbindungen und deren Auswirkungen auf die Zukunft des Kryptomarktes in den USA.