Monroe Milstein, eine Ikone im amerikanischen Einzelhandel und Mitbegründer von Burlington Coat Factory, ist im Alter von 98 Jahren in Bal Harbour, Florida, verstorben. Mit seinem unternehmerischen Gespür und seiner Innovationskraft prägte er die Entwicklung des Off-Price-Einzelhandels entscheidend mit und schuf ein Unternehmen, das weit über den Verkauf von Mänteln hinauswuchs und heute als Burlington Stores bekannt ist. Sein Lebenswerk zeigt eindrucksvoll, wie visionäres Denken, strategische Weitsicht und Familientradition im Einzelhandel zum Erfolg führen können. Milsteins Karriere begann im Jahr 1946, als er in das von seinem Vater gegründete Großhandelsunternehmen Amherst Fashions einstieg. Das 1924 gegründete Unternehmen konzentrierte sich auf den Verkauf von Mänteln und Anzügen an Fach- und Warenhäuser in Neuengland und im Mittleren Westen der USA.
Schon früh erkannte Monroe Milstein das Potenzial, saisonale Ware am Wochenende zu einem günstigeren Preis an Endkunden zu verkaufen. Aus dieser Nebentätigkeit heraus entwickelte sich eine neue Geschäftsidee: den bewussten Einstieg in den Einzelhandel mit rabattierter Ware. Der entscheidende Wendepunkt wurde 1972 erreicht, als Milstein gemeinsam mit seiner Frau Henrietta ein ehemaliges Bekleidungswerk in Burlington, New Jersey, erwarb – ein Meilenstein, der zur Gründung der ersten Filiale von Burlington Coat Factory führte und zugleich den Grundstein für die Expansion des Unternehmens legte. Der Standort in Burlington ist bis heute der Hauptsitz der Firma. Henrietta spielte dabei eine wichtigere Rolle als oft angenommen.
Sie war es, die ihren Mann ermutigte, den Schritt in den Einzelhandel zu wagen, und später maßgeblich bei der Diversifizierung des Sortiments unterstützte. Erst durch die Einführung einer Kinderbekleidungsabteilung weitete das Unternehmen sein Angebot aus und entwickelte sich vom reinen Mäntelverkäufer zu einem vielseitigen Laden für preisbewusste Kunden. Das Jahrzehnt der 1980er Jahre stand ganz im Zeichen des Wandels für Burlington. Im Jahr 1982 stellte Milstein den Großhandel ein, um sich voll und ganz auf die Expansion des Einzelhandels zu konzentrieren. Bereits 1983 wurde das Unternehmen öffentlich, obwohl es damals erst 32 Filialen betrieb.
Dieser Schritt sicherte dem Unternehmen das nötige Kapital für ein ambitioniertes Wachstum und eine stärkere Positionierung am Markt. Burlington entwickelte sich zum Vorreiter der Off-Price-Branche mit einem Fokus auf qualitativ hochwertige Mode zu attraktiven Preisen. In den Folgejahren gelang es Burlington, sich durch eine geschickte Sortimentsstrategie und starke Verhandlungsfähigkeiten mit Lieferanten zu differenzieren. Monroe Milstein hatte ein besonderes Talent dafür, das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis zu erkennen und zu sichern. Seine Hands-on-Mentalität und seine gelegentlich unkonventionellen Methoden – wie die Anekdote, eine Wand für den Einbau einer Filiale gegen zwei Kisten Bier abreißen zu lassen – sind legendär und zeugen von seinem pragmatischen Unternehmergeist.
Diese mentalität bildete die Grundlage für den anhaltenden Erfolg von Burlington gegenüber Mitbewerbern, die im harten Wettbewerb untergingen. Die Übernahme durch Bain Capital im Jahr 2006 für 2,06 Milliarden US-Dollar stellte einen weiteren Meilenstein dar, bei dem die Milstein-Familie ihre Aktienanteile im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar verkaufte und Monroe sich aus dem operativen Geschäft zurückzog. Seine Söhne Andrew und Stephen blieben jedoch noch einige Zeit in führenden Positionen aktiv und unterstützten die weitere Konsolidierung und Expansion des Unternehmens. 2013 ging die Firma erneut an die Börse – ein Zeichen für die nachhaltige Aufstellung und das stetige Wachstum von Burlington Stores. Im Laufe der Zeit wuchs Burlington von einem einfachen Mäntelgeschäft zu einem breit aufgestellten Einzelhändler mit einem vielfältigen Sortiment, das Sportbekleidung, Accessoires, Schuhe, Heimtextilien und Beauty-Produkte umfasst.
Besonders im Bereich der Markenhersteller konnte Burlington durch seine Einkaufsstrategie günstige Konditionen erzielen und die Nachfrage der Schnäppchenjäger bedienen. Die Veränderung im Marketing spiegelte diesen Wandel wider: Weg von preisfixierten Werbeslogans hin zu einem imageorientierten Auftritt mit Botschaften wie „We’re more than great coats“. 2009 setzte das Unternehmen diesem Wandel mit der offiziellen Umbenennung auf Burlington Stores ein deutliches Zeichen. Burlingtons Fähigkeit, im Vergleich zu anderen Off-Price-Händlern wie Loehmann’s, Daffy’s und Filene’s Basement zu überleben und zu wachsen, beruht auf einer Vielzahl von Faktoren. Kontinuierliche Expansion, eine starke Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten und die Weitsicht von Monroe Milstein sorgten für eine stabile Marktposition.
Darüber hinaus zeichnete sich das Unternehmen durch ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Konsumenten und eine konsequente Ausrichtung auf Qualität und Vielfalt aus. Monroe Milsteins Lebensgeschichte spiegelt die dynamischen Veränderungen im Einzelhandel des 20. Jahrhunderts wider. Seine Innovationsbereitschaft und sein Pragmatismus verhalfen Burlington Coat Factory zu einer Vorreiterrolle im Off-Price-Segment. Seine Vision, preiswerte Mode qualitativ hochwertig und breit gefächert anzubieten, veränderte das Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.
Seine Erfolge sind eng mit einer familiären Verbundenheit verbunden, die sich in der engen Zusammenarbeit mit seiner Frau Henrietta und den Söhnen zeigte. Diese familiäre Komponente verlieh dem Unternehmen eine solide Basis und menschliche Werte, die im oftmals harten Wettbewerb der Branche nicht selbstverständlich sind. Auch heute noch ist die Bedeutung von Monroe Milstein für die Einzelhandelslandschaft spürbar. Burlington Stores ist nach wie vor einer der führenden Off-Price-Händler in den USA und ein beliebtes Ziel für preisbewusste Kunden, die Wert auf Markenqualität legen. Das Unternehmen bleibt zudem ein Beispiel dafür, wie sich traditionelle Handelsformen durch Innovation, Mut zur Veränderung und strategische Planung erfolgreich wandeln können.
Die Geschichte von Monroe Milstein ist nicht nur die eines erfolgreichen Unternehmers, sondern auch die einer Generation von Geschäftsmännern, die ihren Einfluss weit über das eigene Unternehmen hinaus geltend machten. Er war ein Visionär, der die Zeichen der Zeit erkannte, mutige Entscheidungen traf und das amerikanische Shopping-Erlebnis maßgeblich mitgestaltete. Seine Lebensleistung bietet wertvolle Einblicke in den Umgang mit Marktveränderungen und greift gleichzeitig zeitlose Prinzipien des Geschäftslebens auf – innovative Denkweise, harte Arbeit und der Mut, neue Wege zu gehen. Monroe Milstein hinterlässt eine beständige Erinnerung an unternehmerischen Geist und familiäre Zusammenarbeit. Mit seinem Tod endet ein Lebenskapitel, das tief in der Geschichte des amerikanischen Einzelhandels verwurzelt ist.
Burlington Stores wird weiterhin ein Vermächtnis tragen, das seinen Gründer ehrt und zugleich eine Inspiration für kommende Generationen von Einzelhändlern und Unternehmern darstellt.