In der heutigen digitalen Welt ist es kaum vorstellbar, dass eine Internetplattform oder ein Online-Dienst keine Nutzer unter 18 Jahren hat. Weltweit ist ein Drittel aller Internetnutzer minderjährig. Trotz dieser Tatsache unterschätzen viele Unternehmen die Bedeutung und Risiken im Umgang mit den Daten von Kindern und Jugendlichen. Vor allem in der Führungsebene, also dem C-Suite-Bereich, wächst die Verantwortung, sich dieser Herausforderungen bewusst zu sein und proaktiv zu handeln – auch wenn das Unternehmen nicht explizit für Kinder oder Jugendliche entwickelt wurde. Kinder und Jugendliche nutzen digitale Dienste intensiver und vielfältiger als je zuvor.
Sie geben persönliche Daten oft leichtfertiger preis oder geben ihr Alter falsch an, um Zugang zu Plattformen zu erhalten. Studien zeigen, dass mehr als 80 % der Kinder ihr wahres Alter für Online-Dienste manipulieren. Das bedeutet, dass Daten von Minderjährigen in den Systemen vieler Unternehmen vorhanden sind, ohne dass diese sich dessen unbedingt bewusst sind. Hier liegt eine erhebliche Datenschutzlücke, die sowohl Sicherheits- als auch Compliance-Risiken birgt. Die regulatorische Landschaft hat in den letzten Jahren erheblich an Dynamik gewonnen.
Gesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Europa, das Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) in den USA sowie zahlreiche bundesweite und regionale Datenschutzvorschriften setzen hohe Standards für den Schutz von Minderjährigen im Internet. Unternehmen sind verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um persönliche Daten von Kindern besonders zu schützen. Diese gesetzlichen Vorgaben verlangen unter anderem eine altersangemessene Gestaltung der Dienste, die Minimierung der Datenerhebung sowie transparente und verantwortungsbewusste Umgangsweisen. Für die Führungskräfte im Bereich Informationssicherheit und Datenschutz, insbesondere Chief Information Security Officers (CISO) und vergleichbare Positionen, bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Datenschutz von Kindern und Jugendlichen ist kein Randthema mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Sicherheitsstrategie.
Das Versäumnis, sich hier angemessen zu positionieren und zu handeln, kann gravierende Folgen haben. Neben Bußgeldern, die weltweit bereits Milliardenbeträge erreichen, drohen Reputationsverluste, die das Vertrauen der Kunden und Partner dauerhaft beeinträchtigen können. Einen besonderen Fokus verdienen dabei die Daten, die möglicherweise unbeabsichtigt gesammelt werden. Selbst wenn ein Unternehmen nicht primär auf Kinder ausgerichtet ist, erfassen viele Services ohne ausreichende Altersprüfung Daten von Minderjährigen. Informationen wie E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Gerätespezifikationen oder Nutzernamen können Hinweise auf das Alter enthalten oder zumindest darauf hindeuten, dass unter 18-Jährige die Plattform nutzen.
Eine lückenhafte Altersverifikation und fehlende Trennung der Datenbestände schaffen Angriffsflächen für Betrüger und Cyberkriminelle. Die Identitäten von Kindern sind besonders wertvoll, da sie seltener überwacht oder überprüft werden, was langfristigen Identitätsdiebstahl und Betrug erleichtert. Vor diesem Hintergrund sollten Unternehmen erste Maßnahmen ergreifen. Eine gründliche Bestandsaufnahme der Datenmanagementprozesse ist essenziell. Wo und welche Daten werden gespeichert? Gibt es Mechanismen, die das Alter der Nutzer zuverlässig erfassen? Sind Richtlinien vorhanden, um den Umgang mit potentiell kindbezogenen Daten zu steuern? Nur mit fundiertem Überblick kann eine sinnvolle Strategie entwickelt werden.
Des Weiteren empfiehlt es sich, moderne Technologien zur Altersverifikation einzusetzen, die über reine Selbstaussagen hinausgehen und komplexe Prüfmechanismen implementieren. Die Rolle der Führungsebene ist dabei entscheidend. Der CISO oder Datenschutzverantwortliche muss sicherstellen, dass Datenschutzmaßnahmen nicht in Silos auftreten, sondern bereichsübergreifend mit der Rechtsabteilung, der Produktentwicklung und dem Marketing abgestimmt sind. Datenschutz ist ein ganzheitliches Thema, das technisches Know-how ebenso erfordert wie rechtliches Verständnis und die Berücksichtigung von Nutzererwartungen. Zudem sollten Unternehmen klare, öffentlich kommunizierte Richtlinien zum Datenschutz von Minderjährigen etablieren.
Auch wenn keine direkte Zielgruppe besteht, ist eine kindgerechte Datenpolitik ein Signal an Kunden und Regulatoren, dass die Organisation verantwortungsvoll mit sensiblen Informationen umgeht. Damit verbunden ist auch die Implementierung spezieller Zugriffs- und Kontrollrechte innerhalb der IT-Infrastruktur. So kann sichergestellt werden, dass sensible Daten besonders geschützt aufgehoben und nur von berechtigten Personen eingesehen werden. International wächst zudem der Druck durch globale Standards und Regulierungen. Das Vereinigte Königreich, die Europäische Union und diverse andere Staaten verschärfen ihre Datenschutzgesetze kontinuierlich.
Diese beinhalten oftmals Anforderungen an die „age-appropriate design“, also eine altersgerechte Gestaltung sämtlicher digitaler Angebote. Die sich daraus ergebenen Pflichten betreffen nicht nur Unternehmen mit explizitem Kinderfokus, sondern auch jene, die eine breitere Nutzerbasis bedienen. Unterstützung bei der Umsetzung bietet die Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern. Unternehmen wie PRIVO etwa haben sich darauf spezialisiert, Lösungen zur altersgerechten Datenverarbeitung und Compliance mit Kinderdatenschutzgesetzen zu entwickeln. Solche Partnerschaften eröffnen Wege, die Herausforderungen effizient und rechtskonform zu bewältigen, ohne interne Ressourcen übermäßig zu strapazieren.
Nicht zuletzt ist die Prävention von Datenschutzverletzungen mit Minderjährigen-Daten eine zentrale Aufgabe. Die Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit: Allein in den USA waren 2022 mehr als 1,7 Millionen Kinder Opfer von Datenpannen. Um solche Fälle zu vermeiden, sind regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen, Penetrationstests und ein durchdachtes Incident-Response-Management unerlässlich. Bei Verstößen sind Unternehmen nicht nur gesetzlichen Strafen ausgesetzt, sondern riskieren auch einen nachhaltigen Imageverlust. Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Datenströme verändern die Businesswelt grundlegend.
Daraus ergeben sich sowohl Chancen als auch erhebliche Verantwortung. Der Datenschutz von Kindern und Jugendlichen fordert alle Unternehmen heraus, eine neue Sensibilität und proaktives Handeln zu entwickeln. Führungskräfte müssen daher jetzt die Weichen stellen, um Datenschutzrisiken zu minimieren und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Kurz gesagt: Es ist an der Zeit, das Thema Kinder- und Jugendschutz im digitalen Raum als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu begreifen. Nur so können Unternehmen nachhaltiges Vertrauen aufbauen und sich vor erheblichen Risiken schützen – auch wenn sie nicht explizit im „Kids Biz“ tätig sind.
Die Zukunft gehört denen, die Datenschutz ernst nehmen und frühzeitig handeln.