Die Europäische Union hat ihre Überprüfungen gegenüber den Zahlungsnetzwerken Visa und Mastercard erneuert, indem sie den Druck auf die beiden global führenden Kreditkartenunternehmen in Bezug auf ihre Gebührenpraktiken deutlich verstärkt. Die laufenden Untersuchungen konzentrieren sich insbesondere auf die sogenannten Schemagebühren – jene Entgelte, die Banken für die Abwicklung von Zahlungen über die jeweiligen Netzwerke zahlen müssen. Diese Gebühren haben nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen auf die beteiligten Akteure, sondern beeinflussen auch das gesamte Ökosystem von Händlern, Kreditinstituten und Verbrauchern. Die europäischen Regulatoren haben eine Reihe von Fragebögen versendet, um tiefere Einblicke in mehrere zentrale Aspekte der Gebührenmodelle von Visa und Mastercard zu erhalten. Unter anderem soll geklärt werden, wie viel Wahlfreiheit die Händler tatsächlich bei der Akzeptanz von Karten aus diesen Netzwerken haben.
Es geht auch darum, die Verhältnismäßigkeit der von den Banken entrichteten Gebühren in Relation zum gebotenen Gegenwert zu untersuchen. Zudem suchen die Behörden verstärkt nach Transparenz in Bezug auf die Gebührenstruktur, um möglichen unfairen oder marktverzerrenden Praktiken vorzubeugen. Diese Untersuchungen finden vor dem Hintergrund statt, dass die EU im Zuge der Förderung eines digitalen Euros bestrebt ist, die Abhängigkeit vom Zahlungsverkehr außerhalb Europas zu reduzieren. Die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung könnte mittelfristig maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsmodell der großen Kreditkartennetzwerke haben. Vor allem Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, hat sich zu diesem Zusammenhang klar positioniert und die digitale europäische Währung als ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Souveränität im Zahlungsverkehr bezeichnet.
Visa und Mastercard verteidigen ihre Gebührenstrukturen vehement. Visa hebt insbesondere den Sicherheitsaspekt hervor, der mit ihren Gebühren verbunden sei, sowie die Aufrechterhaltung eines nahezu fraudfreien Zahlungsdienstes. Mastercard betont die Bedeutung der Kartenakzeptanz für die Wahlfreiheit der Verbraucher und die globale Verlässlichkeit des Netzwerks. Dennoch ist es offensichtlich, dass die Regulierungsbehörden diese Argumente mit kritischem Blick überprüfen und der Schwerpunkt auf mehr Transparenz in diesem hoch komplexen Marktsegment gelegt wird. Die aktuelle Untersuchung ist noch in einer frühen Phase, doch die EU-Kommission könnte unter Umständen formelle Verfahren gegen die beiden Kreditkartenriesen einleiten.
Sollte sich der Verdacht der Marktmissbrauchspraktiken bestätigen, drohen potenziell empfindliche Geldstrafen in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes der betroffenen Unternehmen. Ein derartiger Schritt hätte nicht nur finanzielle Auswirkungen, sondern könnte auch das Geschäftsmodell von Visa und Mastercard grundlegend infrage stellen und zu weitreichenden Anpassungen in der globalen Zahlungsverkehrslandschaft führen. Schon zuvor hatte Mastercard mit Sanktionen zu kämpfen. So wurde das Unternehmen im Jahr 2019 mit einer Geldstrafe von 646 Millionen US-Dollar belegt, weil es die Kosten für Kartenzahlungen künstlich in die Höhe getrieben hatte. Hinzu kommen langwierige Rechtsstreitigkeiten in den Vereinigten Staaten, wo eine kürzlich angekündigte Vergleichssumme von 30 Milliarden US-Dollar von einem Bundesrichter abgelehnt wurde.
Vor diesem Hintergrund wächst die Unsicherheit bei Investoren, was sich auch in der Kursentwicklung der betroffenen Aktien widerspielt, trotz aktuell noch positiver Analystenbewertungen mit moderater Kurspotenzialprognose. Die Bedeutung dieser Untersuchungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da sie exemplarisch für die zunehmende Regulierung der Finanzdienstleistungsbranche in Europa und weltweit steht. Neben der Betrugsbekämpfung und Verbraucherschutz rückt insbesondere der Wettbewerb zwischen globalen Zahlungsnetzwerken und aufstrebenden Alternativen in den Fokus. Europa strebt nach mehr Unabhängigkeit und möchte gleichzeitig sicherstellen, dass Gebührenstrukturen transparent und gerecht gestaltet sind, um die Wirtschaftlichkeit für Händler und Banken zu verbessern und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Für Unternehmen und Händler in der EU bedeutet die erneute EU-Initiative eine wichtige Weichenstellung.
Sollten sich die Prüfungen als kritisch erweisen, könnten sich die Konditionen für Kartenzahlungen verändern, was auf der einen Seite Kosten senken helfen könnte, aber auf der anderen Seite Anpassungen in den Zahlungsprozessen erfordern wird. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass Visa und Mastercard sich strategisch neu ausrichten müssen, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und ihre Position in einem sich wandelnden Marktumfeld zu behaupten. Auch die Verbraucher könnten mittel- bis langfristig Vorteile aus dieser Entwicklung ziehen, wenn die Gebührenstruktur gerechter und transparenter wird. Dies könnte neben niedrigeren Kosten für Händler auch zu neuen Angeboten und verbesserten Serviceleistungen führen. Im Spannungsfeld zwischen Innovation, Regulierung und Wettbewerb bleibt es für alle Marktteilnehmer spannend zu beobachten, wie sich die Rolle von Visa und Mastercard verändern wird und welche Impulse die Einführung des digitalen Euro damit verbindet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die erneute Untersuchung der Gebührenpraktiken von Visa und Mastercard durch die EU einen wichtigen Beitrag zur Regulierung des europäischen Zahlungsverkehrs leistet. Die wachsame Haltung der Regulierungsbehörden signalisiert, dass unfairen und intransparenten Geschäftsmodellen in der Branche kein Raum gelassen wird. Gleichzeitig steht die gesamte Branche vor tiefgreifenden Veränderungen, die mit Fortschritten in der Digitalisierung und der Währungsintegration einhergehen. Für Investoren, Händler und Verbraucher gilt es, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, da diese alle Akteure gleichermaßen betreffen und weitreichende Konsequenzen haben könnten.