Die Ethereum Foundation hat einen bedeutenden Wandel in ihrer Führungspolitik vorgenommen, indem sie die Führungsstruktur klar zwischen Vorstand und Management aufgeteilt hat. Diese Umstrukturierung ist auf eine verstärkte Fokussierung auf die langfristige Sicherheit, Vision und operative Umsetzung der Projekte innerhalb des Ethereum-Ökosystems gerichtet. Die Änderung könnte als eine der wichtigsten Neuerungen in der Geschichte der Stiftung betrachtet werden, insbesondere angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Schwankungen im Kryptomarkt und der zunehmend komplexen Dynamik rund um die Ethereum-Blockchain. Die Ethereum Foundation ist eine zentrale Organisation, die die Entwicklung der Ethereum-Blockchain unterstützt und finanziert. Ethereum als eine der führenden Blockchain-Plattformen zeichnet sich durch dezentrale Anwendungen, Smart Contracts und seine Rolle im Bereich Dezentralisierte Finanzen (DeFi) aus.
Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs, der technologischen Herausforderungen und des Schwankens des Ether-Preises hat die Foundation erkannt, dass es einer klareren Struktur bedarf, um die verschiedenen Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisation effektiver zu managen und strategisch ausgerichtet zu handeln. Im April 2025 wurde bekanntgegeben, dass der Vorstand der Ethereum Foundation ab sofort als eine Art „Sicherheitsrat“ fungiert, mit der Aufgabe, den Kern und die grundlegende Vision der Stiftung zu bewahren und zu schützen. Dies umfasst eine strategische Leitfunktion, um die langfristigen Ziele und Werte von Ethereum zu garantieren. Demgegenüber steht das neu formierte Management, das operativ arbeiten soll und die Vision des Vorstands in konkrete Projekte und Maßnahmen umsetzt. Damit wird eine klare Trennung zwischen der strategischen Ausrichtung und der täglichen Geschäftsentwicklung geschaffen.
Im Management-Team wurden mit Hsiao-Wei Wang und Tomasz K. Stańczak zwei Co-Geschäftsführer ernannt, deren Auftrag es ist, die Visionen des Vorstandes in die Tat umzusetzen. Tomasz Stańczak wurde mit einer zweijährigen Amtszeit betraut, um sich intensiv den wesentlichen Herausforderungen von Ethereum zu widmen. Er bringt wertvolle Erfahrung als Gründer des Ethereum-Infrastrukturunternehmens Nethermind mit und wird zusätzlich eine neue Ethereum-orientierte Venture-Capital-Firma aufbauen. Hsiao-Wei Wang übernimmt zusätzlich eine vermittelnde Rolle zwischen Vorstand und Management und ist Teil beider Gremien, um die Kommunikation und Umsetzung reibungslos zu gewährleisten.
Das Management-Team wird zudem von Bastian Aue und Josh Stark verstärkt. Während Aue die Organisation, Strategie, Personalentwicklung und Ausbildung verantwortet, konzentriert sich Stark vor allem auf Projektumsetzung, Kommunikation und Marketing. Diese Aufteilung sorgt für eine spezialisierte und fokussierte Herangehensweise, die mehr Effizienz in der Projektarbeit verspricht. Aufseiten des Vorstands bleiben wichtige Schlüsselpersonen erhalten. Vitalik Buterin, der Mitbegründer von Ethereum, bleibt weiterhin als technischer und intellektueller Mentor aktiv und wird die Entwicklung beratend begleiten.
Die Präsidentschaft liegt bei Aya Miyaguchi, die sowohl die Vision der Stiftung lenkt als auch die externen Beziehungen verwaltet und pflegt. Patrick Storchenegger fungiert als Rechtsberater und kümmert sich um rechtliche und Compliance-Aspekte, was im regulatorisch sensiblen Krypto-Umfeld eine besonders wichtige Rolle einnimmt. Diese Umstrukturierung kommt zu einem Zeitpunkt, wo die Ethereum Foundation mit gewisser Kritik innerhalb der Community konfrontiert ist. Insbesondere wurde der Stiftung vorgeworfen, die Entwicklungen im dezentralen Finanzsektor (DeFi) nicht ausreichend zu unterstützen oder sich zu wenig engagiert zu zeigen. Kain Warwick, Gründer von Synthetix, äußerte öffentlich, dass die Foundation sich zu wenig für die Innovationen im DeFi-Bereich interessiere.
Auch andere Stimmen führen die lange wahrgenommene Zurückhaltung der Foundation auf den schwachen Ether-Preis und den damit einhergehenden Einfluss auf die Motivation und Ressourcen zurück. Die Foundation hat mit der neuen Führungsstruktur einen klaren Schritt unternommen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und das Vertrauen der Community zurückzugewinnen. Ein zentrales Ziel ist es, die Skalierbarkeit von Ethereum zu verbessern. Die Skalierung ist eine der größten technischen Herausforderungen angesichts des starken Wachstums der Nutzerbasis und der Vielzahl von Anwendungen, die auf Ethereum laufen. Forschung und Entwicklung stehen daher besonders im Fokus.
Zwei wichtige Ethereum Improvement Proposals (EIPs) - EIP-9678 und EIP-9698 - wurden von Forschern der Foundation, darunter Dankrad Feist und Sophia Gold, eingereicht. Diese Vorschläge zielen darauf ab, die Gaslimite des Ethereum-Netzwerks zu erhöhen, was theoretisch zu einer höheren Transaktionsdurchsatzrate führen könnte. Ein besseres Skalierungsmodell ist essenziell, um Staus im Netzwerk zu vermeiden, Kosten zu senken und die User Experience insgesamt zu verbessern. Neben der Skalierung des Layer 1 steht auch die Skalierung auf Layer 2, durch sogenannte „Blobs“, hoch im Kurs. Layer 2-Lösungen ermöglichen schnellere und günstigere Transaktionen, indem sie Bearbeitungen von Transaktionen vom Hauptnetz auslagern, ohne die Sicherheit des Layer 1 zu opfern.
Die Ethereum Foundation fördert deshalb aktiv Innovationen in diesem Bereich, um das gesamte Ökosystem zukunftsfähig zu gestalten. Ein weiteres langfristiges Ziel der Stiftung ist die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und damit die verstärkte Akzeptanz von Ethereum. Komplexität und technologische Hürden stellen derzeit noch eine Barriere für die Masse der Nutzer und Entwickler dar. Die klare Führungstruktur soll deshalb auch dazu beitragen, schnellere Entscheidungsprozesse hervorzubringen und neue Innovationen zur breiten Marktreife zu führen. Diese Reformen zeigen, dass die Ethereum Foundation entschlossen ist, nicht nur technische Erfolge zu erzielen, sondern auch organisatorisch gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Die klare Trennung zwischen dem visionären Vorstand, der übergeordnete Werte und Sicherheitsbelange schützt, und dem operativen Management, das pragmatisch Projekte vorantreibt, ist ein Zeichen für eine moderne und agile Organisation. Darüber hinaus sendet die Einrichtung einer festen Amtszeit für Co-Geschäftsführer, wie bei Tomasz Stańczak, ein positives Signal der Verantwortlichkeit und Zielorientierung aus. Die Verbindung von erfahrenen Unternehmern mit Fachleuten für Organisation, Kommunikation und Technik soll die Vielschichtigkeit des Ethereum-Ökosystems besser adressieren. Ethereum bleibt mit seinen Innovationen und seiner Bedeutung im Kryptomarkt eine der wichtigsten Plattformen für dezentrale Applikationen weltweit. Mit den Veränderungen in der Führungslinie positioniert sich die Foundation neu, um den Herausforderungen der Zukunft besser gerecht zu werden.
Der Fokus auf Skalierbarkeit, Sicherheit, Open-Source-Entwicklung, Datenschutz und Nutzererlebnis könnte Ethereum dabei helfen, seine Vorreiterrolle im Blockchain-Segment auch in den kommenden Jahren zu behaupten. Zusammengefasst markiert die Umgestaltung der Ethereum Foundation einen strategisch wichtigen Wendepunkt. Dabei wird die Balance zwischen Beständigkeit und Dynamik gesucht, um technologische Innovationen und ökosystemweite Stabilität unter einem Dach zu vereinen. Die Rolle der Foundation als zentrale Stütze des Ethereum-Netzwerks wird damit nicht nur erhalten, sondern gestärkt wiederbelebt – gerade in einer Zeit, in der die Krypto-Branche vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen steht.