Die US-Wirtschaft hat sich seit der Finanzkrise 2008 und insbesondere während der Pandemie bemerkenswert verändert. Während viele politische Maßnahmen darauf abzielten, kurzfristig Krisen zu bewältigen und wirtschaftliche Erholung zu fördern, zeigen sich nun die Grenzen und Nebenwirkungen dieser Strategien. Ein neues Buch mit dem Titel „Making Money Work“ liefert dabei eine fundierte wirtschaftliche Neubewertung und fordert eine Rückkehr zu einem zentralen Konzept, das lange aus dem Blickfeld der US-Politik geraten war: die Geldmenge. Die Autoren Steve Hanke und Matt Sekerke plädieren dafür, dass die Geldmenge wieder als Leitgröße ökonomischer Steuerung anerkannt wird. Darüber hinaus betonen sie die Notwendigkeit, die Rolle der Geschäftsbanken erheblich zu stärken, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und Preisstabilität langfristig zu sichern.
Das Buch erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem die Vereinigten Staaten mit tiefgreifenden Herausforderungen kämpfen: Inflation, die in den letzten Jahren explosionsartig anstieg, explodierende Immobilien- und Aktienwerte sowie wachsende soziale Ungleichheit sind Anzeichen eines Systems, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. In dieser Lage wurde von der US-Notenbank Federal Reserve der Leitzins aggressiv erhöht, um die Inflation einzudämmen. Allerdings argumentieren Hanke und Sekerke, dass diese ziellose und überzogene Straffung nebenbei auch das Wirtschaftswachstum belastet und das Potenzial einer selbstverschuldeten Rezession in sich trägt. Die etablierten geldpolitischen Modelle, die nach der Finanzkrise an Bedeutung gewannen, konzentrieren sich stark auf Zinssätze als Instrument der Stabilisierung. Das gegenwärtige System basiert dabei vor allem auf post-keynesianischen Annahmen, welche die Geldmenge als bestimmenden Faktor von Inflation und Wachstum weitgehend ignorieren.
Laut den Verfassern ist genau darin der Kern des Problems zu sehen. Die Vernachlässigung der Geldmenge führt letztlich zu einem instabilen System, das eher Zufall und Trial-and-Error gleicht, statt auf klaren ökonomischen Fakten zu beruhen. Sie fordern daher eine Rückkehr zur sogenannten Quantitätstheorie des Geldes, bei der die Wachstumsrate der Geldmenge in der Volkswirtschaft direkt mit der Inflation und dem Wirtschaftswachstum verbunden ist. Ein weiterer zentraler Punkt des Buches ist die Rolle der Geschäftsbanken, die als Schlüsselfaktoren der Geldschöpfung angesehen werden. Banken sind nicht nur als Kreditgeber tätig, sondern auch als Motor für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und für die Verteilung von Kapital in der Wirtschaft.
In den letzten Jahren haben jedoch erhöhte und komplexe Regulierungen, kombiniert mit einer angespannten geldpolitischen Lage, die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben und damit Wachstum zu ermöglichen, stark eingeschränkt. Die Folge ist eine verlangsamte Kreditvergabe, die die wirtschaftliche Dynamik ausbremst. Hanke, der als „Money Doctor“ weltweit für seine Expertise im Bereich der Währungsreformen bekannt ist, bringt in das Werk einen reichen Erfahrungsschatz ein. Ob Estland, Montenegro oder Ecuador – viele Länder haben durch sein Wirken stabile Währungen erreicht und ihr Wirtschaftssystem gefestigt. Die Erfahrungen aus diesen Ländern bilden eine wichtige Grundlage für die Argumentation im Buch, dass eine Stabilisierung der Geldmenge durch stärkere Bankfunktionen nicht nur möglich, sondern notwendig ist, um langfristige wirtschaftliche Stabilität auch in den USA zu gewährleisten.
Der Einblick in die Methodik und die Datenauswertung, die das Buch prägen, ist ebenso beachtlich. Auf Basis umfangreicher Analysen der US-Geldmenge und ihrer historischen Entwicklung konnten die Autoren signifikante Zusammenhänge zwischen Geldmengenausweitung, Inflation und Wirtschaftsleistung nachweisen. Diese empirische Untermauerung stellt eine Herausforderung für viele konservative politische Ansätze dar, die sich hauptsächlich auf Zinssätze fokussieren, und liefert stattdessen ein Argument für eine systematische Überwachung und Steuerung der Geldmenge. Die steigende Bedeutung der Geldmenge im wirtschaftspolitischen Diskurs könnte auch die Debatte über die Rolle der Zentralbanken nachhaltig verändern. Hanke und Sekerke kritisieren die Federal Reserve scharf dafür, die Geldmengensteuerung aufgegeben zu haben und stattdessen auf Zinssätze zu setzen, die zwar kurzfristige Effekte haben, aber das Gesamtbild aus dem Blick verlieren.
Dies führe zu unsicheren Schwankungen von Inflation und Wachstum, die vor allem für Unternehmen und Verbraucher schwer einschätzbar seien. Durch die Wiederbelebung der Geldmengenorientierung könnten zentrale Währungspolitiken klarer ausgerichtet werden. Eine Geldmengensteuerung würde neue Mechanismen erfordern, die sicherstellen, dass das Geldangebot weder zu schnell noch zu langsam wächst. Die gestärkte Rolle der Geschäftsbanken könnte dabei als Hebel dienen, um die Geldmenge kontrolliert und bedarfsorientiert in die Realwirtschaft zu lenken. Diese Perspektive ist auf den ersten Blick eine Rückkehr zu monetaristischen Wirtschaftstheorien aus der Mitte des 20.
Jahrhunderts. Doch das Buch zeigt überzeugend, dass ein moderner Monetarismus nicht nur möglich, sondern notwendig ist, um die Fehler der jüngsten Vergangenheit zu korrigieren. Die Autoren kombinieren theoretische Grundlagen mit einer akribischen empirischen Arbeit und offerieren damit ein Aktionsprogramm für politische Entscheidungsträger, das über bloße Symptom-Bekämpfung hinausgeht und dauerhafte Strukturen für Stabilität und Wohlstand schaffen kann. Neben den theoretischen Argumenten beleuchtet das Werk auch die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen, die es ermöglichen würden, die Geldmenge effektiv in die Steuerung der Wirtschaft einzubeziehen. Dies schließt unter anderem eine Reform der regulatorischen Anforderungen an Banken ein, die derzeit oft als zu restriktiv kritisiert werden.
Ziel wäre es, Handlungsspielräume zurückzugeben, die Kreditvergabe zu fördern und damit Investitionen und Konsum nachhaltig anzustoßen. Zur praktischen Umsetzung schlagen die Autoren vor, dass die US-Politik eine klare und transparente Regelung zur Geldmengenkontrolle einführt. Diese sollte von unabhängigen Institutionen überwacht werden, um politischer Einflussnahme entgegenzuwirken. Gleichwohl müsse die Zentralbank, vornehmlich die Fed, wieder stärker in die Verantwortung genommen werden, die Geldmenge als volkswirtschaftlichen Maßstab ernst zu nehmen. Ein effektives Zusammenspiel von Geldmengensteuerung und einem gestärkten Bankensektor könnte wiederum eine solide Basis für eine nachhaltige Hochkonjunktur schaffen.
Abschließend ist „Making Money Work“ nicht nur eine plötzliche Schlussfolgerung oder eine theoretische Übung, sondern ein wohlbegründeter Aufruf zur Neuorientierung. Für Leser, die die komplexen Zusammenhänge der US-Wirtschaft verstehen wollen, liefert es wertvolle Einsichten und praktische Lösungsansätze, die weit über rein makroökonomische Betrachtungen hinausgehen. Durch die Rückkehr zur Geldmengentheorie und einer Bankstärkung zeigt das Buch einen klaren Pfad auf, der vor allem auf Stabilität und langfristiges Wachstum baut – zwei Ziele, die Zentralbanken und Politik gleichermaßen anstreben sollten. Die Relevanz dieser Diskussion erstreckt sich dabei über die Landesgrenzen hinaus. Angesichts globaler wirtschaftlicher Verflechtungen kann die US-Wirtschaftspolitik weitreichende Auswirkungen auf internationale Finanzsysteme und andere Volkswirtschaften haben.
Die Überlegungen von Hanke und Sekerke bieten daher nicht nur für die USA, sondern auch für Staaten weltweit wichtige Impulse, um die Geldpolitik und die Bankenregulierung neu zu denken und an zeitgemäße Herausforderungen anzupassen. Insgesamt stellt „Making Money Work“ einen Meilenstein in der Debatte um wirtschaftspolitische Steuerung dar und lädt dazu ein, alte Gewissheiten zu hinterfragen. Die Kombination aus fundierter Theorie, empirischer Evidenz und einem erfrischend pragmatischen Ansatz macht das Buch zu einer unverzichtbaren Lektüre für Ökonomen, Politiker und jeden, der wirtschaftliche Entwicklungen besser verstehen und mitgestalten möchte.