Im Jahr 2025 verabschiedete die Republikanische Partei in den USA ein umfassendes Steuergesetz, das tiefgreifende Kürzungen bei Sozialausgaben vorsieht. Trotz dieser Einsparungen ist eine der umstrittensten Steuervergünstigungen für reiche Fondsmanager unverändert geblieben: die sogenannte Carried-Interest-Regelung, die vor allem Hedgefonds-, Private-Equity- und Venture-Capital-Manager betrifft. Diese Entscheidung hat eine breite öffentliche und politische Debatte ausgelöst, da sie widerspiegelt, wie soziale Prioritäten und wirtschaftliche Interessen im US-Steuerrecht gewichtet werden. Die Carried-Interest-Schleuse ermöglicht es Investmentfondsmanagern, ihre Einkünfte aus Gewinnen, die sie durch Investitionen erzielen, zu einem wesentlich niedrigeren Steuersatz zu versteuern als gewöhnliche Arbeitnehmer. Konkret zahlen diese Finanzmanager auf eingesammelte Gewinne aus ihren Fonds eine Steuer von 20 Prozent, was dem langen Kapitalertragssteuersatz entspricht, der niedriger ist als der reguläre Einkommenssteuersatz vieler Arbeitnehmer.
Für den durchschnittlichen US-Bürger, dessen Steuersatz oft bei 22 oder 24 Prozent beginnt, stellt dies eine erhebliche Begünstigung dar. Private-Equity-Firmen und Hedgefonds sammeln externes Kapital von institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds, Versicherungen und vermögenden Privatpersonen ein. Diese Gelder werden genutzt, um Beteiligungen an Unternehmen zu erwerben, deren Wert häufig gesteigert und später mit Gewinn verkauft wird. Das Einkommen, das Fondsmanager als Anteil an diesen Gewinnen – den sogenannten Carry – erhalten, wird derzeit steuerlich begünstigt erfasst. Kritiker argumentieren, dass diese Regelung einen unfairen Vorteil für die Wohlhabenden schafft, zumal viele dieser Manager neben ihren Gewinnanteilen auch hohe Gehälter erhalten, die zum regulären Einkommensteuersatz besteuert werden.
Die Steuerbegünstigung des Carried Interest führt zu erheblichen Mindereinnahmen für den Bundesetat und verschärft die Ungleichheit in der Besteuerung von Kapitalerträgen gegenüber Arbeitseinkommen. Seit Jahren wird die Carried-Interest-Schleuse in der Politik kontrovers diskutiert. Prominente Persönlichkeiten aus beiden großen Parteien, darunter Präsident Barack Obama, Senatorin Elizabeth Warren und auch Donald Trump während seiner Präsidentschaft, haben die Abschaffung oder zumindest eine Anpassung der Regelung gefordert. Das Ziel ist es, Gewinnbeteiligungen aus Fonds gemäß den Standards für gewöhnliches Arbeitseinkommen zu besteuern. Trotz dieser Forderungen ist in der Praxis bislang wenig geschehen.
Die Steuerreform der Trump-Regierung aus dem Jahr 2017, genannt Tax Cuts and Jobs Act, brachte vielmehr eine Anpassung des Zeitrahmens für die Begünstigung von Kapitalerträgen. Während zuvor die Besitzdauer eines Vermögenswerts von einem Jahr zur Anwendung des langfristigen Kapitalertragssteuersatzes reichte, wurde diese Frist auf drei Jahre verlängert. Diese Maßnahme erschwert es Fondsmanagern, kurzfristige Gewinne zu den reduzierten Steuersätzen zu realisieren, änderte aber nichts am grundlegenden Steuersatz für Carried Interest. Das im Jahr 2025 verabschiedete Gesetzespaket unter der Führung der Republikaner hat die Deckelung bei Sozialleistungen wie Medicaid und Leistungen für Lebensmittelhilfe (SNAP) zu einer Priorität gemacht, um die Ausgaben zu senken und das Defizit auszugleichen. Dies trifft viele der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in den USA, die auf diese Unterstützungsleistungen angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt sichern zu können.
Gleichzeitig verschonte das Paket jedoch die Steuerbegünstigung für die Finanzelite, was vielfach als politischer Affront gewertet wird und die Schere zwischen Arm und Reich in steuerlicher Hinsicht weiter öffnet. Wirtschaftsexperten und Sozialpolitiker warnen, dass diese Prioritätensetzung langfristige soziale und wirtschaftliche Folgen haben könnte. Kürzungen bei Medicaid und Nahrungsmittelunterstützung könnten zu einer Zunahme von Armut und gesundheitlichen Problemen führen, während die Beibehaltung der Steuervergünstigungen für Hedgefonds ein Signal für mangelnde Steuergerechtigkeit sende. Die Debatte offenbart ein tiefgreifendes Spannungsfeld zwischen Marktinteressen, politischem Einfluss und dem sozialen Gewissen der Gesellschaft. Auf der anderen Seite verteidigen Befürworter der aktuellen Regelung die Steuerbegünstigung als einen Anreiz für Investitionen, Risikobereitschaft und das Wachstum von Unternehmen, was letztlich auch Beschäftigung und Innovation fördere.
Sie argumentieren, dass eine Gleichsetzung des Carried Interest mit regulärem Einkommen negative Auswirkungen auf den Kapitalfluss und die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft haben könnte. Die politische Landschaft bleibt damit gespalten. Mehrere Gesetzesinitiativen wurden in den vergangenen Jahren im Kongress vorgelegt, um die Carried-Interest-Regelung zu reformieren oder abzuschaffen, allerdings fanden diese bislang keine Mehrheit. Die aktuelle Gesetzeslage spiegelt diese gescheiterte Reform wider, während soziale Ausgaben beschnitten werden, um die finanziellen Spielräume im Bundeshaushalt zu schaffen. Zusammenfassend steht das GOP-Gesetzespaket von 2025 exemplarisch für einen Trend, der in den USA immer wieder sichtbar wird: Soziale Sicherungssysteme werden unter Haushaltsdruck gesetzt, während steuerliche Vorteile für wohlhabende Bevölkerungsgruppen erhalten bleiben.
Die Carried-Interest-Steuerbegünstigung ist dabei ein besonders umstrittenes Beispiel für die Ungleichgewichte im Steuersystem. Die Diskussion über eine gerechtere und nachhaltigere Steuerpolitik wird auch in den kommenden Jahren weiter im Zentrum politischer Debatten stehen und Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und den Staatshaushalt haben. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Regierungen den politischen Willen aufbringen, diese Steuervergünstigungen zu überprüfen und eine faire Verteilung der Steuerlast im Sinne der Allgemeinheit zu fördern. Bis dahin sind die sozialen Einschnitte verbunden mit dem Erhalt steuerlicher Privilegien ein deutliches Zeichen für die aktuelle politische Gewichtung in den Vereinigten Staaten.