Die seit Jahren grassierende Versteigerung der venezolanischen Beteiligung an Citgo Petroleum schreitet in eine neue Phase voran. Die Hoffnungen der Beteiligten konzentrieren sich darauf, den Verkaufserlös der wertvollen US-Raffinerie zu maximieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Begleichung der Schulden Venezuelas zu leisten. In den letzten Wochen hat sich der Kreis der potenziellen Käufer deutlich verkleinert, während die verbleibenden Interessenten intensiv an der Verbesserung ihrer Angebote arbeiten, um sowohl die finanziellen als auch die vertraglichen Bedingungen attraktiver zu gestalten. Damit erhöhen sich die Chancen auf einen erfolgreichen und abschließenden Verkauf in diesem Gerichtsausprozesses, der bereits seit 2017 andauert und aktuell vor dem Gericht in Delaware geführt wird. Die Versteigerung richtet sich auf den Anteil an PDV Holding, einer Muttergesellschaft von Citgo Petroleum, die als Schlüsselverwertung der begehrten Vermögenswerte gilt und hoch im Kurs steht.
Die Ausgangslage präsentiert sich komplex: Neben den finanziellen Aspekten spielen juristische Hürden sowie politische Spannungen eine große Rolle. Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro betrachtet den Verkauf als illegal und spricht von einem staatlichen Raub an einem national wichtigen Vermögenswert. Trotz dieser Einwände bleibt die gerichtliche Verwertungstrasse der favorisierte Weg für die Gläubiger, die insgesamt Forderungen in Anwartschaft von bis zu 20,6 Milliarden US-Dollar anmelden konnten. Diese Summe ergibt sich überwiegend aus unbezahlten Schulden und mehreren Fällen von Enteignungen, die in der Vergangenheit zum politischen und wirtschaftlichen Schaden Venezuelas geführt haben. Im März startete die erste Runde der Auktion mit mehreren Bietern, darunter eine Gruppe, die unter dem Dach von Contrarian Funds arbeitet.
Diese finanzstarke Investmentgesellschaft brachte damals ein erstes Angebot in Höhe von 3,7 Milliarden US-Dollar ein, welches vom zuständigen Richter in Delaware, Leonard Stark, genehmigt wurde. Damit galt dieses Gebot als Starthöhe für den nun laufenden zweiten Wettbewerb. Zusätzlich gab es Angebote von einem Konsortium der Gold Reserve Corporation sowie einer Gruppe unter der Führung von Vitol, einem der weltweit größten unabhängigen Energie- und Rohstoffhändler. Diese Bieter befinden sich aktuell in intensiven Gesprächen mit verschiedenen Banken und Finanzierungspartnern, um die für den Kauf erforderlichen Mittel sicherzustellen und gleichzeitig die vertraglich notwendigen Garantien zu positionieren. Entscheidend ist dabei der Begriff der “certainty of closure” beziehungsweise die Zusicherung, dass die Transaktion tatsächlich erfolgreich und ohne größere Hürden zum Abschluss gebracht wird.
Dies wirkt sich entscheidend auf die Bewertung und das Vertrauen der Gläubiger im Auktionsprozess aus. Interessanterweise entfällt die Teilnahme der Elliott Investment Management, einem weiteren bedeutenden Geldgeber, der in der Ausgangsphase ebenfalls aktiv war. Quellen zufolge hat sich das Unternehmen aufgrund von rechtlichen Risiken entschieden, diesmal nicht mehr als Bieter aufzutreten. Diese Entscheidung beeinflusst den Wettbewerb nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch hinsichtlich der Diversität der Strategien und möglichen Synergien, die in früheren Phasen noch gegeben waren. Aus Sicht des Gerichts spielt zudem eine jüngste Entscheidung eines New Yorker Gerichts eine Rolle, das Anträge einiger Firmen auf eine Vorrangstellung gegenüber anderen Gläubigern ablehnte.
Diese Klarstellung fördert einerseits die Gleichbehandlung im Verfahren und sorgt andererseits für Rechtsklarheit, die wiederum einige Interessenten zu Anpassungen ihrer Angebote veranlassen könnte. Somit wird erwartet, dass in den verbleibenden Tagen bis zur Angebotsfrist am 28. Mai einige Verbesserungen und Konkretisierungen in den Offerten vorgenommen werden. Der Gerichtsbeschluss sieht vor, dass bis zum 11. Juni der beauftragte Gerichtsexperte, Robert Pincus, eine Entscheidung über das beste Angebot trifft.
Dies ebnet den Weg für den finalen Verhandlungstermin am 22. Juli, an dem der endgültige Zuschlag erwartet wird. Robert Pincus ist ein erfahrener Gerichtsoffizier, der das Verfahren sehr transparent und mit großer Sorgfalt führt. Im letzten Jahr wählte er ein Angebot von Amber Energy, einem mit Elliott verbundenen Unternehmen, das mit 7,3 Milliarden US-Dollar veranschlagt wurde, jedoch von einer Mehrheit der Gläubiger aufgrund restriktiver Konditionen zurückgewiesen wurde. Daraus lernend präferierte Pincus diesmal das niedrigere Angebot von Red Tree Investments, einem Tochterunternehmen von Contrarian Funds, da dieses als belastbarer und realistischer im Hinblick auf einen erfolgreichen Abschluss bewertet wurde.
Die intensive Wettbewerbssituation zwischen den verbliebenen Bietern motiviert diese ausdrücklich, ihre Gebote noch attraktiver und wettbewerbsfähiger zu gestalten, sodass sich das Gesamtbild in der kommenden Wochen weiter zuspitzen wird. Citgo Petroleum selbst hat als siebtgrößter Raffineriekonzern in den USA eine strategische Wichtigkeit, die das Interesse an diesem Vermögenswert über reine finanzielle Berechnungen hinaus noch verstärkt. Die Raffinerie verfügt über exzellente Infrastruktur, Standorte in Texas und ist ein wichtiger Teil der US-amerikanischen Ölversorgungskette. Diese Faktoren sorgen auch nach geopolitischen Spannungen und Sanktionen für eine besondere Aufmerksamkeit auf den kommenden Entscheidungsprozess. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Auktion um die Citgo-Anteile ein hochkomplexes Verfahren mit großer strategischer und finanzieller Bedeutung ist.
Während die Zahl der ernsthaften Bieter schrumpft, steigt der Wettbewerbsdruck, um attraktive Angebote vorzulegen, die auch den hohen Anforderungen der Gerichte und Gläubiger gerecht werden. Obwohl politische Unsicherheiten und rechtliche Herausforderungen das Umfeld belasten, gibt es Hoffnungen auf einen erfolgreichen und für alle Seiten akzeptablen Abschluss in den kommenden Monaten. Für Beobachter des Rohstoff- und Finanzmarktes ist es spannend zu verfolgen, wie sich die letzten Phasen dieses langwierigen Prozesses entwickeln und welche Auswirkungen die endgültige Verkaufsentscheidung auf die weitere wirtschaftliche Lage Venezuelas sowie auf die Energiemärkte haben wird.