Klarna, der schwedische Vorreiter im Bereich "Buy Now, Pay Later" (BNPL), hat kürzlich seine Finanzzahlen für das erste Quartal 2025 veröffentlicht und dabei auf eine innovative Form der Kommunikation gesetzt. Anstelle eines herkömmlichen CEO-Statements vor Investoren wurde die Unternehmensperformance begleitet von einem KI-generierten Video des CEOs Sebastian Siemiatkowski – eine Entscheidung, die zum einen die technologische Ambition des Unternehmens unterstreicht und zum anderen neue Maßstäbe im Bereich der Unternehmenskommunikation setzt. Trotz positiver Kennzahlen wie einem signifikanten Umsatzanstieg steht Klarna jedoch vor der Herausforderung rasant steigender Verluste, die vor allem auf die zunehmenden Zahlungsausfälle seiner Kundschaft zurückzuführen sind. Diese Entwicklung wirft ein Licht auf die komplexen Dynamiken des BNPL-Marktes in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit. Die Zahlen aus dem ersten Quartal zeigen auf der einen Seite einen beeindruckenden Wachstumstrend: Klarna verzeichnete 100 Millionen aktive Nutzer im ersten Quartal 2025 sowie einen Umsatz von 701 Millionen US-Dollar.
Dies entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und verdeutlicht die anhaltende Nachfrage nach flexiblen Zahlungsoptionen im E-Commerce. Die Zunahme der Nutzerzahlen reflektiert das gestiegene Vertrauen der Verbraucher in das Geschäftsmodell von Klarna und den Wunsch, Einkäufe durch Ratenzahlungen wirtschaftlich zu stemmen. Andererseits zeigen die Zahlen eine doppelte Zunahme der Nettoverluste, welche sich von 47 Millionen US-Dollar im Q1 2024 auf 99 Millionen US-Dollar im Q1 2025 erhöht haben. Diese negative Entwicklung wird in erster Linie durch die steigende Zahl von Kunden verursacht, die ihre Ratenzahlungen nicht rechtzeitig oder gar nicht leisten. Die eigenständige Kreditvergabe durch Klarna, die auf schnellen Konsumentenkrediten basiert, birgt somit erhöhte Risiken, die sich in den Bilanzen niederschlagen.
Die Anhebung der Rückstellungen für erwartete Ausfälle und der Umgang mit schlechteren Zahlungsmoral verschärfen die finanzielle Situation des Unternehmens und zeigen die verwundbare Position, in der BNPL-Anbieter sich in wirtschaftlich angespannten Zeiten befinden. Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die allgemeine wirtschaftliche Lage, die das Konsumverhalten der Kunden beeinflusst. Die steigende Inflation, angetrieben durch geopolitische Spannungen und Handelsstreitigkeiten wie die andauernden Tarifkonflikte zwischen den USA und anderen Handelspartnern, führt zu einem spürbar erhöhten Druck auf die Ausgabenbudgets der Verbraucher. Eine Umfrage der University of Michigan aus jüngster Zeit offenbart, dass das Verbrauchervertrauen in den USA auf einem historischen Tiefststand verharrt – ein Zeichen für die anhaltende Unsicherheit und Sorgen über die Wirtschaftslage. Dieser Zustand resultiert in einem Wandel im Zahlungsverhalten gegenüber BNPL-Diensten: Während die Nachfrage weiterhin hoch ist, wachsen zugleich Zahlungsausfälle, was Klarna vor neue Herausforderungen stellt.
Diese schwierige Konstellation spiegelt sich auch in den Kreditverlusten des Unternehmens wider. Die Verbraucher werden finanziell enger gespannt, was sich direkt in der Zahlungsmoral niederschlägt. In der Pressemitteilung berichtet Klarna, dass die Valuta-Ausfälle um 17 Prozent angestiegen sind – von 117 Millionen Dollar im Vorjahr auf 136 Millionen Dollar im ersten Quartal 2025. Parallel dazu zeigen externe Umfragen, wie die von LendingTree, dass bis zu 41 Prozent der BNPL-Nutzer in den Vereinigten Staaten in den letzten zwölf Monaten ihre Zahlungen verspätet geleistet haben, ein Anstieg gegenüber 34 Prozent im Jahr zuvor. Das sind alarmierende Zahlen, die das wachsende Risiko für Anbieter wie Klarna verdeutlichen.
Trotz dieser Herausforderungen wächst der BNPL-Markt in den USA weiterhin rasant. Studien wie die von Grand View Research prognostizieren für den Zeitraum von 2023 bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von rund 26 Prozent. Das Interesse der Konsumenten an flexiblen Zahlungsmodellen wächst vor allem für alltägliche Waren und Dienstleistungen. Beispielsweise hat laut der LendingTree-Umfrage ein Viertel der BNPL-Anwender inzwischen sogar Lebensmittel und Haushaltsartikel auf Raten gekauft, was einem erheblichen Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies zeigt, dass der Markt für "Kaufen jetzt, zahlen später" längst nicht mehr auf Luxusgüter oder Elektronik beschränkt ist, sondern immer mehr Konsumbereiche erfasst.
Vor allem die jüngeren Generationen scheinen BNPL als eine attraktive Möglichkeit zu betrachten, ihren Lebensstil trotz finanzieller Belastungen aufrechtzuerhalten. Mit zunehmendem Kostendruck durch steigende Lebenshaltungskosten und Inflation ist die Verwendung von BNPL-Diensten zu einem Ersatz oder einer Ergänzung traditioneller Kreditkarten geworden. Hier liegt auch der Kern der Wachstumsperspektive für Klarna, wenngleich die damit einhergehenden finanziellen Risiken nicht unterschätzt werden dürfen. Die Einführung des KI-generierten CEO-Videos zur Bekanntgabe der Quartalsergebnisse verdeutlicht, wie sehr Klarna selbst auf disruptive Technologien setzt und sich als innovativer Player positionieren möchte. Die Verwendung künstlicher Intelligenz in diesem Kontext ist ein Zeichen für den strategischen Fokus auf digitale Transformation und Automatisierung – Themen, die in der FinTech-Branche zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Neben der Imagepflege kann diese Form der Kommunikation auch Effizienzvorteile bieten und ein modernes Markenbild vermitteln, das insbesondere für technikaffine Kundengruppen attraktiv ist. Dennoch bleibt die Frage, wie Klarna langfristig mit dem wachsenden Problem der Zahlungsausfälle umgehen wird. Strategien wie verbesserte Kreditwürdigkeitsprüfungen, strengere Risikomanagement-Maßnahmen sowie individualisierte Zahlungspläne könnten Teil der Lösung sein. Gleichzeitig muss das Unternehmen die Balance finden, um Neukundenakquise und Wachstum nicht durch zu harte Kreditrestriktionen zu gefährden. Zudem steht Klarna vor der Herausforderung, regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, die immer schärfer werden, da Gesetzgeber auf die Risiken von BNPL-Diensten reagieren wollen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Klarna trotz beeindruckender Wachstumszahlen mit bedeutenden finanziellen Herausforderungen konfrontiert ist. Die zunehmende Nutzung von BNPL-Angeboten in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld führt zu steigenden Zahlungsausfällen und damit zu höheren Verlusten. Die Positionierung als technologisch fortschrittliches Unternehmen durch den Einsatz von KI-Kommunikation ist ein starkes Signal an die Märkte, doch die Zukunft wird maßgeblich davon abhängen, wie effektiv Klarna seine Kreditrisiken managen kann. Der BNPL-Markt bleibt ein dynamisches und sich schnell entwickelndes Segment, das trotz seiner Risiken weiterhin attraktives Wachstumspotenzial bietet. Für Klarna und andere Anbieter wird es entscheidend sein, innovativ und verantwortungsbewusst zugleich zu agieren.
Nur so lässt sich der Spagat zwischen hoher Kundennachfrage und nachhaltiger Profitabilität meistern. Die kommenden Quartale werden zeigen, wie sich das Unternehmen in diesem herausfordernden Marktumfeld behaupten kann und welche Rolle technologische Innovationen dabei spielen werden.