Die Schweiz setzt einen bedeutenden Schritt in Richtung globaler Zusammenarbeit und Regulierung im Bereich der Kryptowährungen. Nachdem der Bundesrat den automatischen Austausch von Daten zu Krypto-Asset-Besitzern mit insgesamt 74 Ländern unter dem Rahmenwerk der OECD, dem sogenannten Crypto-Asset Reporting Framework (CARF), genehmigt hat, steht das Land kurz davor, sich in puncto Regulierung und Transparenz global an die Spitze zu setzen. Die geplante Umsetzung wird voraussichtlich im Jahr 2027 starten, nachdem die rechtliche Grundlage voraussichtlich Anfang 2026 vom Parlament verabschiedet wird. Dieses Abkommen zielt darauf ab, grenzüberschreitende Steuerhinterziehung durch digitale Assets aufzudecken und somit die Steuerkonformität auf globaler Ebene zu stärken. Der CARF wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entwickelt, um der wachsenden Bedeutung von Kryptowährungen und anderen digitalen Assets gerecht zu werden.
Anders als frühere Finanzberichtsstandards berücksichtigt CARF die Besonderheiten der Blockchain-Technologie, indem es die Übermittlung von Daten über Wallet-Inhaber und Transaktionen auch ohne traditionelle Finanzintermediäre vorsieht. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen, indem Krypto-Vermögenswerte identifiziert und gemeldet werden, was bislang in vielen Ländern aufgrund der dezentralen und anonymisierten Natur dieser Märkte eine Herausforderung darstellte. Die Liste der Länder, mit denen die Schweiz Daten austauschen wird, umfasst alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Großbritannien sowie die Mehrheit der G20-Staaten. Interessanterweise sind die Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien nicht auf der genehmigten Liste enthalten. Die Gründe hierfür wurden nicht im Detail erläutert, doch wird allgemein angenommen, dass diese Länder momentan entweder eigene Regelwerke verfolgen oder die Bedingungen der OECD hinsichtlich Datenaustausch und Gegenseitigkeit nicht erfüllen.
Der Datenabgleich wird nur stattfinden, wenn die Partnerländer den technischen und rechtlichen Anforderungen des CARF gerecht werden und eine wechselseitige Kooperation garantieren. Auf nationaler Ebene stellt die Schweiz durch die Einführung dieses Datenabgleichs in Zusammenhang mit Kryptowährungen eine wichtige Weichenstellung dar. Der Schritt zeigt einen klaren Willen zur Einhaltung internationaler Steuer- und Finanzvorschriften, stellt aber zugleich eine Herausforderung dar, insbesondere angesichts der steigenden Beliebtheit von Kryptowährungen bei privaten Anlegern und Unternehmen im In- und Ausland. Die Spannweite zwischen internationaler Regeleinhaltung und einer wachsenden nationalen Akzeptanz von digitalen Zahlungsmitteln zeigt die komplexe Dynamik, die in der Schweiz derzeit vorherrscht. Parallel zur Umsetzung des CARF-Abkommens wächst die Nutzung von Kryptowährungen im Schweizer Alltag.
So hat beispielsweise die Einzelhandelskette Spar angekündigt, Bitcoin-Zahlungen flächendeckend in allen Filialen einzuführen, nachdem erste Tests in den Orten Zug und Kreuzlingen erfolgreich verliefen. Die Zahlungen werden über QR-Codes abgewickelt, die das OpenCryptoPay-System von DFX Swiss nutzen und Sofortzahlungen über das Lightning Network ermöglichen. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass der Handelssektor in der Schweiz eine Vorreiterrolle bei der Einführung digitaler Währungen einnimmt, unabhängig von formellen Regulierungen seitens der Zentralbanken. Die Balance zwischen der Wahrung von internationaler Transparenz durch den Datenaustausch und der Förderung von Innovation und Dezentralisierung im Binnenmarkt wird für die Schweizer Regierung eine Kernherausforderung sein. Die Aufsicht über Finanzinstitutionen wird zudem verschärft, nicht zuletzt aufgrund der Lehren aus der Finanzkrise rund um die Credit Suisse.
Maßnahmen wie erhöhte Kapitalanforderungen für Großbanken mit Auslandsfilialen sowie erweiterte Kompetenzen für die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA sollen das Finanzsystem weiter stabilisieren. Die Einführung des CARF entspricht dem weltweit wachsenden Trend, Kryptowährungen und deren Besitzer in bestehende Steuer- und Finanzkontrollmechanismen einzubinden. Die Schweiz als eines der führenden Finanzzentren trägt damit zur globalen Harmonisierung bei und sendet ein klares Signal an den Markt und die Investoren, dass Kryptowährungen keine Parallelwelt mehr sind, sondern integraler Bestandteil des Finanzsystems. Die Aussicht auf eine Erweiterung der Liste der teilnehmenden Länder ist vorhanden, da die OECD die Standards laufend an den internationalen Fortschritt und neue Entwicklungen im Bereich digitaler Assets anpasst. Die künftige Zusammenarbeit mit noch mehr Ländern kann die Effektivität der Steuereintreibung und Besteuerung weltweit weiter erhöhen und die Transparenz im Umgang mit digitalen Vermögenswerten verbessern.
Für Krypto-Investoren und Anbieter in der Schweiz bedeutet der Datenaustausch mehr Klarheit und Konformitätspflichten. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an sorgfältige Buchführung und die Offenlegung von Wallet-Daten. Die Automatisierung des Datenflusses zwischen den Ländern wird eine zeitnahe und lückenlose Meldung der Krypto-Transaktionen gewährleisten und damit das Risiko von Steuerhinterziehung deutlich reduzieren. Abschließend lässt sich sagen, dass die Schweiz mit dem geplanten Datenaustausch zu Krypto-Asset-Inhabern unter CARF einen wesentlichen Beitrag zur globalen Steuer- und Finanztransparenz leistet. Die Doppelentwicklung – auf der einen Seite die enge internationale Kooperation über Datenaustausch und auf der anderen Seite die zunehmende breitere Nutzung von Kryptowährungen im Inland – zeigt die vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die mit der Digitalisierung der Finanzwelt einhergehen.
Länder wie die Schweiz, die frühzeitig entsprechende Strukturen schaffen, werden in Zukunft besser gerüstet sein, um sowohl regulatorischen Anforderungen als auch den Erwartungen der Nutzer moderner Finanztechnologien gerecht zu werden.