Tanaka Isson, geboren 1908 und verstorben 1977, zählt heute zu den poetischen Figuren der Moderne in der japanischen Kunstgeschichte, war jedoch zu Lebzeiten weitgehend unbekannt und wurde vom etablierten Kunstbetrieb kaum wahrgenommen. Sein Leben und Schaffen zeugt von einem eigenständigen Weg abseits der damaligen Kunstszene. Insbesondere sein Entschluss, 1958 von Japans Festland auf die tropische Insel Amami Oshima zu übersiedeln, markierte eine entscheidende Wende in seiner künstlerischen Entwicklung und legte den Grundstein für seine außergewöhnliche Verbindung zur Natur.Isson, dessen eigentlicher Name Tanaka Takashi lautete, zog sich mit Eifer in die abgeschiedene, üppige Umgebung Amami Oshimas zurück. Diese Insel befindet sich geografisch zwischen den Hauptinseln Japans und Okinawa und bietet eine einmalige Flora und Fauna.
Für Isson waren die dortige Natur und das Leben darauf nicht nur Motivspender, sondern eine Quelle der Inspiration, die sein Werk maßgeblich prägte. Die tropische Vegetation, exotische Pflanzen und die Vielfalt der Tierwelt spiegelten sich in seinen Gemälden wider, die oft eine surreale, fast weltentrückte Atmosphäre ausstrahlen. Diese Verschmelzung von Naturbeobachtung und künstlerischer Fantasie hebt sein Œuvre deutlich vom restlichen japanischen Kunstschaffen jener Zeit ab.Die künstlerische Annäherung Tanaka Issons zeichnet sich durch eine besondere Sensibilität für Details und eine außerordentliche Fähigkeit aus, sowohl Pflanzen als auch Tiere lebendig und charakteristisch darzustellen. Ein berühmtes Beispiel ist sein Gemälde „Alocasia und Sagopalme“, das Isson selbst als den Höhepunkt seines Schaffens betrachtete.
In diesem Bild vereinen sich botanisches Fachwissen, eine tiefe Liebe zur Natur und eine impressionistische Farbgestaltung zu einer Komposition von großer Kraft und Ruhe. Es zeigt, wie Isson die Haptik, Struktur und Lebendigkeit von Pflanzen meisterhaft wiedergab, stets mit großem Respekt und Faszination für die Schönheit der natürlichen Welt.Trotz seiner eindrucksvollen Kunst wurde Tanaka Isson zu seinen Lebzeiten kaum gewürdigt. Erst nach seinem Tod 1977 entdeckten Familie und Freunde die Fülle seiner Werke, die sein kleines Haus auf Amami Oshima nahezu überfüllten. Diese späte Anerkennung erinnert daran, dass künstlerische Qualität und Ruhm oft zwei unterschiedliche Dinge sind und dass die wahre Wertschätzung für ein Werk nicht immer zu Lebzeiten erfolgt.
Isson symbolisiert dadurch all jene Künstler, die in der Anonymität arbeiten, aber deren Werke weit über ihr Leben hinaus Strahlkraft entfalten.Sein Werk wurde später als einzigartiger Beitrag zur japanischen Kunstgeschichte geadelt. Seine besonderer Blick auf flora- und faunareiche Motive verbindet traditionelle japanische Maltechniken mit einer eigenständigen künstlerischen Vision. Das Zusammenspiel von leuchtenden Farben, feinen Pinselstrichen und einer freien, dennoch detailfreudigen Komposition unterstreicht die bedeutende Rolle, die Natur und Inselumgebung in seiner Schaffensphase spielten. Dabei weist Isson Parallelen zu anderen großen Naturmalern, jedoch mit einem ganz eigenen Stil auf, der sowohl die tropischen Elemente seiner Umgebung als auch japanische Ästhetik vereint.
Die Insel Amami Oshima hat als Habitat für Tanaka Isson eine immense Bedeutung. Ihre botanische Vielfalt umfasst einzigartige Waldlandschaften und seltene Pflanzenarten wie beispielsweise Mussaenda Parviflora, die Isson in Bildern wie „Mussaenda Parviflora in the Fountain Palm Woods“ einfing. Die Darstellung dieser Pflanzen hebt nicht nur deren optische Schönheit hervor, sondern fängt die geheimnisvolle und kaum bekannte Welt dieser subtropischen Insel ein. Diese Werke laden Betrachter ein, in eine nahezu mystische Landschaft einzutauchen, die heute kaum jemand zu sehen bekommt - ein fließender Dialog zwischen Mensch und Natur.Tanaka Issons Geschichte zeigt zudem die Herausforderungen und Widersprüche des Künstlerlebens.
Während er beständig an seiner Kunst arbeitete und sich selbst immer weiterentwickelte, entfremdete er sich oft vom Kunstmarkt und dem Druck, anschlussfähige Werke zu schaffen, die äußerlichen Trends folgen. Diese Distanzierung glich einem Rückzug auf das Wesentliche und erlaubte ihm eine intensive Beschäftigung mit der reinen Form und Essenz der Natur. Diese Authentizität macht seine Bilder so kraftvoll und ausdrucksstark. Es ist bemerkenswert, wie er gleichzeitig Tradition und Individualität ohne Kompromisse verschmelzen konnte.Seine Lebensgeschichte wurde in diversen Sendungen und Berichten wieder aufgegriffen, unter anderem von bekannten japanischen Kultursendungen und Dokumentationen, die die Schönheit von Amami Oshima und den künstlerischen Schatz, den Isson hinterlassen hat, zeigen.
Die Sanftheit seiner Bilder vermittelt ein tiefes Verstehen und eine stille Ehrfurcht vor dem Leben, die Betrachter anregen, ihre eigene Beziehung zur Natur zu reflektieren. Dabei bleibt Tanaka Isson eine Inspirationsquelle für Künstler und Naturliebhaber gleichermaßen.Zusammenfassend steht Tanaka Isson als Symbol für jene Künstler, die unbeirrt ihrer Leidenschaft folgen, ungeachtet der kommerziellen Anerkennung und gesellschaftlichen Wertschätzung. Sein Werk eröffnet einen Zugang zu einer anderen Welt, einer Welt, in der lyrische Naturbeobachtungen in reichhaltigen Farbtönen eingefangen sind und eine kleine Insel im Pazifik zur Quelle eines großen künstlerischen Vermächtnisses wurde. Für heutige Kunstinteressierte bietet sich hier ein wunderbarer Einblick in eine bisher wenig beleuchtete Facette der japanischen Malerei, die trotz ihrer späten Entdeckung mit großer Intensität begeistert und berührt.
Seine Geschichte zeigt, dass wahre Meisterschaft oft unter dem Radar läuft, bis sie schließlich ans Licht kommt und viele Menschen auf einzigartige Weise inspiriert.