Gary Gensler, ehemaliger Vorsitzender der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC), hat sich in einem aktuellen Interview mit einer klaren und unverblümten Haltung zu den von Donald Trump eingeführten Zollmaßnahmen geäußert. Seine Einschätzung fällt kritisch aus und benennt die Zölle als eine Art „selbst zugefügten Schaden“, der nicht nur die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China belastet, sondern auch erhebliche Risiken für die US-Finanzmärkte birgt. Gensler betont damit nicht nur die wirtschaftlichen Folgen der Zollpolitik, sondern verdeutlicht auch die Herausforderungen, die sich aus solchen protektionistischen Maßnahmen für die politische und wirtschaftliche Stabilität ergeben. Genslers Kritik richtet sich vor allem gegen die Methode, mit der die Trump-Administration die Zölle als Druckmittel in Handelsverhandlungen eingesetzt hat. Nach seiner Analyse sind die Risiken durch die Spannungen mit China weiterhin auf einem hohen Niveau, was potenziell die Volatilität an den Finanzmärkten erhöhen kann.
In seinen Ausführungen hebt er hervor, dass der beste Weg zur Lösung von Handelskonflikten Konsistenz, Ehrlichkeit und diskrete Verhandlungen sind. Er schlägt vor, schwierige Botschaften sollten „privat und eins zu eins“ übermittelt werden, um Eskalationen zu vermeiden und langfristige, konstruktive Lösungen zu ermöglichen. Diese Sichtweise kontrastiert deutlich mit dem oft öffentlichen und konfrontativen Stil der Trump-Administration in Handelsfragen. Die Risiken, auf die Gensler verweist, sind nicht nur kurzfristiger Natur. In einem globalisierten Finanzsystem wirken politische Entscheidungen wie Zollzölle unmittelbar auf mehrere Bereiche: Sie beeinflussen Lieferketten, steigern Unsicherheit bei Investoren und führen zu wirtschaftlichen Gegenreaktionen, die sich auf Wachstum und Beschäftigung auswirken können.
Besonders verhängnisvoll erscheint aus seiner Sicht, dass solche Maßnahmen ohne eine langfristige Strategie ergriffen werden und somit die Chancen auf eine nachhaltige Deeskalation verringern. Ein weiterer wichtiger Punkt von Genslers Analyse bezieht sich auf den internationalen Umgang mit China, einem der zentralen Handelspartner der USA. Während der Zeit nach dem Weggang von Gensler Anfang 2025 führte das Biden-Team weiter Verhandlungen mit Chinas Finanzministerium. Gensler betont, dass China auf Zeit spiele, um die durch die Handelskonflikte verursachte Volatilität „auszusitzen“. Die chinesische Seite setze darauf, dass sich die Märkte beruhigen und die USA ihre Haltung verändern.
Diese Kombination aus politischem Kalkül und wirtschaftlicher Strategie macht die Situation komplex und herausfordernd, sowohl für politische Entscheidungsträger als auch für Marktteilnehmer. Neben seinen Kommentaren zu den Handelszöllen gab Gensler auch einen bemerkenswerten Ausblick auf die Zukunft der Kryptowährungen, insbesondere die sogenannten Altcoins, welche nicht zu Bitcoin gehören. Seine Einschätzung ist deutlich skeptisch. Im Vergleich zu traditionellen Finanzanlagen würden Altcoins nahezu ausschließlich von Stimmung und Spekulation getrieben, während fundamentale Werte nur eine geringe Rolle spielten. Er warnt Investoren davor, dieses starke Sentiment-getriebene Umfeld zu unterschätzen, da solche Anlagen oftmals nicht nachhaltig sind und viele dieser Tokens langfristig an Wert verlieren könnten.
Bitcoin sieht Gensler als Ausnahme unter den Kryptowährungen. Er verweist darauf, dass Bitcoin aufgrund seiner weltweiten Verbreitung und des immensen Netzwerks von mehr als sieben Milliarden Menschen einzigartig sei und daher durchaus das Potenzial habe, langfristig erfolgreich zu bestehen. Im Gegensatz dazu sieht er bei den zehntausenden anderen Kryptowährungen keine langfristige Faszination oder praktischen Nutzen. Seiner Meinung nach sei es unwahrscheinlich, dass die Menschen über Jahre oder Jahrzehnte ein solch großes Spektrum an „Meme- oder Stimmungstokens“ aktiv handeln würden. Diese Ansicht hat weitreichende Implikationen für Anleger und Nutzer digitaler Werte.
Während Bitcoin zunehmend als digitale Wertaufbewahrung betrachtet wird, bleiben die meisten Altcoins speculative Assets, deren Kurse erheblichen Schwankungen und Manipulationen ausgesetzt sind. Genslers Warnung steht ganz im Zeichen einer vorsichtigen Haltung gegenüber Investitionen in diese sehr volatilen Märkte. Er plädiert für eine fundierte Risikoabwägung und mahnt an, nicht rein aus Hype oder FOMO (Fear Of Missing Out) zu investieren. Die Kritik an der Trump-Zollpolitik und die gleichzeitige Einschätzung der Kryptomärkte zeigen Genslers umfassendes Verständnis von Finanzmärkten und deren Verzahnung mit politischen und technologischen Entwicklungen. Während er die Notwendigkeit von stabilen, berechenbaren Handelsbeziehungen betont, erkennt er auch die disruptiven Chancen und Risiken neuer Finanztechnologien an.
Insgesamt verdeutlicht Genslers Haltung, dass Marktstabilität und erfolgreiche Wirtschaftspolitik vor allem auf klarer Kommunikation, konsequenter Strategie und realistischen Einschätzungen beruhen. Die protektionistischen Zollmaßnahmen der letzten Jahre bewertet er als kontraproduktiv und potenziell schädlich für die wirtschaftliche Gesundheit der USA. Gleichzeitig warnt er vor unrealistischen Erwartungen, die viele Anleger im Kryptobereich mit sich bringen könnten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle zeigen sich zudem in den aktuellen Marktdaten. So leiden wichtige Indizes wie der Dow Jones und der S&P 500 unter anhaltender Volatilität und negativen Bewegungen, was wiederum auf ein erhöhtes Risikoempfinden der Investoren hinweist.