Das Thema Steuern und die Angst, durch eine Gehaltserhöhung am Ende weniger Geld zu behalten, beschäftigt viele Arbeitnehmer. Es existiert eine weit verbreitete Annahme, dass das Überschreiten einer höheren Steuerklasse unweigerlich zu einer geringeren Auszahlung führt, obwohl man mehr verdient hat. Doch diese Befürchtung beruht auf einem grundlegenden Missverständnis des progressiven Steuersystems in den Vereinigten Staaten. Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist es wichtig, die Funktionsweise der Steuerklassen und Marginalsteuersätze genau unter die Lupe zu nehmen. Im US-Steuersystem wird das Einkommen progressiv besteuert.
Das bedeutet, dass verschiedene Einkommensabschnitte unterschiedlich hoch besteuert werden. Der Steuersatz steigt also stufenweise, aber nicht das gesamte Einkommen wird mit dem höchsten Steuersatz belegt, sobald man eine neue Steuerklasse erreicht. Viele Menschen glauben irrtümlich, dass der gesamte Verdienst ab dem Moment, in dem eine höhere Steuerklasse erreicht wird, mit einem deutlich höheren Satz belastet wird. Diese Angst kann so groß sein, dass einige Arbeitnehmer freiwillig auf Gehaltserhöhungen verzichten oder Boni ablehnen, weil sie befürchten, dadurch am Ende mit weniger Geld dazustehen. Doch diese Vorstellung ist falsch.
Nur der Teil des Einkommens, der über die Grenze der aktuellen Steuerklasse hinausgeht, wird mit dem höheren Satz versteuert. Die niedrigeren Anteile des Einkommens bleiben weiterhin von den niedrigeren Steuersätzen betroffen. Ein Beispiel veranschaulicht das: Wenn die Grenze für eine Steuerklasse bei 47.150 US-Dollar liegt und jemand ein Einkommen von 50.000 US-Dollar erzielt, werden nur die 2.
850 US-Dollar, die über dieser Grenze liegen, höher besteuert. Die ersten 47.150 US-Dollar werden weiterhin mit den niedrigeren Steuersätzen behandelt. Dieses Stufensystem sorgt dafür, dass mehr Einkommen immer zu einem höheren Nettogehalt führt. Es verhindert, dass eine Gehaltserhöhung zu einem Rückgang des verfügbaren Einkommens führt, was einem echten Nettorückgang nahekäme.
Finanzexperten betonen, dass das System so entworfen wurde, um jene mit höherem Einkommen progressiv zu besteuern, ohne dabei das Prinzip der Leistungsanreize zu untergraben. Das bedeutet, Arbeitnehmer werden ermutigt, mehr zu verdienen, ohne Angst vor einem geringeren Nettolohn haben zu müssen. Ein weiterer Punkt, der oft für Verwirrung sorgt, ist die Behandlung von Boni. Diese können aufgrund von Vorauszahlungen und Abzügen zunächst einen geringeren Auszahlungsbetrag aufweisen. Es kann sich so anfühlen, als ob die Bonuszahlung stark besteuert wird oder fast „wegfällt“.
Allerdings handelt es sich hierbei meist um eine Art vorläufige Steuerabzugsmethode und nicht um eine tatsächliche Erhöhung des Steuersatzes auf das gesamte Einkommen. Nach der jährlichen Steuererklärung werden diese Beträge in der Regel entsprechend korrigiert. Das ergibt eine Rückzahlung oder verringert die Steuerschuld. Noch komplexer wird die tatsächliche Steuerlast durch weitere Faktoren wie Steuerabzüge, Freibeträge oder spezielle Steuervergünstigungen. So spielen folgende Elemente eine wichtige Rolle: Kinderfreibeträge, bestimmte Steuervergünstigungen wie für nachhaltige Fahrzeuge oder Ausbildungskosten sowie die individuelle Steuerklasse und der Familienstand.
Diese Faktoren können bei gleichem Einkommen zu unterschiedlichen effektiven Steuerzahlungen führen. Viele Menschen sind sich auch nicht bewusst, dass eine steigende Steuerlast mit bestimmten Steuervergünstigungen einhergehen kann, wenn ihr Einkommen ansteigt. Einige Förderprogramme oder Vergünstigungen enden bei einer Einkommensgrenze, was dazu führen kann, dass eine Gehaltserhöhung zwar mehr Steuern verursacht, aber auch die Ansprüche auf Fördermittel gekürzt werden. Dies ist kein Steuerproblem per se, sondern eine politische Entscheidung, die die Einkommensverteilung steuern soll. Dennoch kann dieser Faktor bei der realen Nettobedarfsminderung eine Rolle spielen.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass die reine Steuerprogression nicht dazu führt, dass man bei steigendem Einkommen netto weniger ausgezahlt bekommt. An dieser Stelle sollte auch erwähnt werden, dass es unterschiedliche Steuerarten gibt, die sich auf das Gesamteinkommen auswirken: Einkommenssteuer, Sozialversicherungsbeiträge, Medicare-Steuern, staatliche Steuern und eventuell kommunale Steuern. Insbesondere Sozialabgaben auf Lohn und Gehalt können sich unterschiedlich auf das verfügbare Einkommen auswirken, sind aber von den progressiven Einkommenssteuersätzen getrennt zu betrachten. Panik vor höheren Steuern bei Gehaltserhöhungen ist demnach meist unbegründet. Wer mehr verdient, profitiert letztlich auch von einem höheren Nettogehalt.
Finanzberater raten, die Steuererklärung aktiv zu planen und mögliche Auswirkungen von Gehaltsentwicklung, Boni und Freibeträgen zu berücksichtigen, um Überraschungen zu vermeiden. Ein Verständnis der Grenzsteuersätze und der progressiven Struktur kann erheblich zur Beruhigung der eigenen finanziellen Lage beitragen. Letztlich funktioniert das Steuersystem so, dass es denjenigen mit größeren Einkommen eine angemessene größere Steuerlast zuschreibt, ohne aber die grundlegende Logik der Leistungsanreize zu untergraben. Ein deutlich höheres Einkommen steht somit meist für ein höheres verfügbares Einkommen. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem eigenen Geld und eine gezielte Steuerplanung tragen dazu bei, diese Vorteile optimal auszuschöpfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass höhere Einkommen sehr wohl mit höheren Steuern verbunden sind, es jedoch ein Missverständnis über die Wirkung der Steuerklassen gibt. Die Angst, durch mehr Einkommen am Ende weniger in der Tasche zu haben, ist unbegründet. In Wahrheit sorgt die individuelle Besteuerung nur für eine Verteilung der Last, nicht für eine Bestrafung von Erfolg. Wer sich mit Grundlagen der Einkommensteuer vertraut macht, kann nicht nur seine Finanzen besser planen, sondern auch beruhigt in die berufliche Zukunft blicken, ohne Raten zu befürchten, die sein Netto-Einkommen negativ beeinflussen.