In den letzten Jahren erlebte die Snacking-Branche ein bemerkenswertes Wachstum. Cookies, Chips, Cracker und ähnliche Genussmittel gewannen immer mehr an Beliebtheit, unterstützt durch einen steigenden Lebensstil, der auf Convenience und schnelle Zwischenmahlzeiten setzt. Doch aktuell zeigen sich deutliche Anzeichen eines Umschwungs. Verbraucher reduzieren ihre Ausgaben für Snacks und konzentrieren sich verstärkt auf den Kauf von Grundnahrungsmitteln. Diese Verlagerung im Konsumverhalten sorgt für spürbare Veränderungen in der Lebensmittelindustrie, die nun verstärkt mit einem Nachfragerückgang in der beliebten Snacking-Kategorie konfrontiert ist.
Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit sind Haupttreiber dieses Trends. Die steigenden Preise für Lebensmittel und andere Güter schränken das verfügbare Haushaltseinkommen vieler Verbraucher ein. Angesichts dieser finanziellen Belastung sind Konsumenten gezwungen, ihre Prioritäten neu zu ordnen. Snacks, die bisher als bequemes und oft einziges Zwischenmahl angesehen wurden, werden zunehmend zugunsten von unverzichtbaren Grundnahrungsmitteln wie Fleisch, Gemüse und Eiern vermieden. Lebensmittelriesen wie PepsiCo, Mondelēz International und The Campbell’s Company bestätigen diese Entwicklung in ihren neuesten Quartalsberichten.
Mondelēz International, Hersteller bekannter Marken wie Oreo und Chips Ahoy!, berichtete in Nordamerika über einen Umsatzrückgang von 4,1 Prozent im Snackbereich. CEO Dirk Van de Put erläuterte, dass Verbraucher sich im Moment auf wesentliche Lebensmittel konzentrieren und das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft stark beeinträchtigt sei. Diese Unsicherheit führt dazu, dass Konsumenten spontan auf kosteneffiziente, notwendige Produkte umschwenken und weniger Impulskäufe bei Snacks tätigen.Auch PepsiCo sieht sich mit dieser Herausforderung konfrontiert. Der Snack-Bereich des Unternehmens, insbesondere durch die Frito-Lay-Sparte mit Produkten wie Doritos und Cheetos, verzeichnete einen Umsatzrückgang von zwei Prozent im ersten Quartal.
CFO Jamie Caulfield wies auf die sich verschlechternde Verbraucherstimmung hin, die seit Jahresbeginn den Absatz von Snacks und Getränken bremst. Die Verbraucher sind mit einer komplexeren Einnahmenlage konfrontiert, was auch die Preisgestaltung für Snackprodukte erschwert. Allein diese Faktoren führen zu einer Dämpfung in einer vormals stabilen und wachsenden Sparte.Eine weitere wichtige Stimme ist Mick Beekhuizen, CEO von The Campbell’s Company. Das Unternehmen musste seine Umsatzerwartungen für das laufende Jahr reduzieren.
Geplante Wachstumsraten wurden deutlich nach unten korrigiert, da insbesondere in den Snacking-Kategorien wie Keksen und Crackern ein spürbares Nachfragetief zu verzeichnen ist. Die zuvor optimistischen Aussichten für den Snackbereich konnten nicht gehalten werden, was die angespannte Lage in der gesamten Branche widerspiegelt.Diese neue Realität stellt nicht nur eine Herausforderung dar, sondern erfordert auch strategische Anpassungen auf Herstellerseite. Unternehmen müssen ihre Portfolio-Strategien neu ausrichten und innovativ sein, um Konsumenten trotz der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu erreichen. Der Fokus auf preisgünstige, nahrhafte Angebote gewinnt an Bedeutung, während die Produktvielfalt in hochpreisigen Snacksegmenten möglicherweise zurückgeschraubt wird.
Eine interessante Entwicklung in diesem Kontext ist die potenzielle Nachfrage nach sogenannten „value-for-money“-Produkten. Kunden suchen nach Angeboten, die zugleich preiswert und sättigend sind – Snacks, die aber näher an einer Grundnahrungsmittelqualität liegen oder zumindest als attraktive Ergänzung zu Mahlzeiten wahrgenommen werden. Eine solche Anpassung könnte helfen, die Absatzverluste zumindest teilweise zu kompensieren und neue Kundengruppen zu erschließen.Darüber hinaus beschäftigt sich die Branche mit dem Thema Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung. Verbraucher sind zunehmend sensibilisiert für Inhalte und Herkunft ihrer Lebensmittel.
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten tendieren viele jedoch dazu, den Preis über gesunde oder nachhaltige Aspekte zu stellen. Dies bedeutet, dass Hersteller, die gleichzeitig günstig und hochwertig produzieren können, bessere Chancen am Markt haben.Auch die Vertriebswege verändern sich leicht. Während der stationäre Handel weiterhin eine bedeutende Rolle spielt, gewinnen Discount-Supermärkte und Online-Shops an Bedeutung, die preislich attraktive Angebote und komfortable Einkaufsalternativen bieten. Diese Kanäle könnten gezielt zur Bewerbung von Produkten genutzt werden, die sich an preissensible Verbraucher richten.
Langfristig wird der Wandel im Konsumverhalten die gesamte Snacking-Branche nachhaltig prägen. Während die Wirtschaftslage angespannt bleibt, könnten Snacks weiterhin an Bedeutung verlieren. Allerdings birgt jede Krise auch Chancen: Die Entwicklung neuer Produktlinien, die sich an die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher anpassen, und eine stärkere Fokussierung auf essenzielle, preiswerte Lebensmittel könnten die Grundlage für zukünftiges Wachstum legen.Für Verbraucher bedeutet dieser Trend in erster Linie eine Rückkehr zu einfachen, gesunden und preisbewussten Ernährungsentscheidungen. Die reduzierte Lust auf Luxus-Snacks ist ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Realität und spiegelt ein Umdenken wider, bei dem das Wesentliche wieder stärker in den Vordergrund rückt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der aktuelle Trend weg vom Snacking und hin zu Grundnahrungsmitteln die Lebensmittelindustrie in eine Phase des Umbruchs versetzt. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, sich agil an die veränderten Bedürfnisse anzupassen und gleichzeitig Marktchancen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu nutzen. Konsumenten werden ihren Fokus auf essenzielle Produkte verstärken und sich auf eine pragmatischere Ernährung einstellen. Wie sich diese Verschiebungen nachhaltig auf die Branche auswirken, wird von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen – doch eines ist sicher: Die Ära des ungebremsten Snacking hat vorerst eine Pause eingelegt.