In der dynamischen und oft unvorhersehbaren Welt der Kryptowährungen hat Tether als führender Stablecoin-Emittent eine bedeutende Rolle eingenommen. Mit einem Marktanteil, der den Großteil des US-amerikanischen Stablecoin-Marktes abdeckt, steht Tether nicht nur im Fokus von Investoren, sondern zunehmend auch von Regulierungsbehörden weltweit. Jüngsten Berichten von JPMorgan zufolge könnte Tether infolge der bevorstehenden US-Stablecoin-Regulierungen gezwungen sein, beträchtliche Bestände an Bitcoin und anderen nicht konformen Vermögenswerten zu veräußern, um den neuen gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.Die Voraussetzungen für diese mögliche Neuausrichtung ergeben sich aus zwei kürzlich eingeführten Gesetzesvorlagen im US-Kongress: dem Stablecoin Transparency and Accountability for a Better Ledger Economy Act (STABLE Act) im Repräsentantenhaus und dem Guiding and Establishing National Innovation for U.S.
Stablecoins Act (GENIUS Act) im Senat. Beide Vorhaben verfolgen das Ziel, die Stabilität und Transparenz auf dem Stablecoin-Markt zu erhöhen, wobei genaue Lizenzierungsanforderungen, strengere Risikomanagementmaßnahmen und eine 1:1-Reserve-Deckung eingeführt werden sollen.JPMorgan-Analysten haben ermittelt, dass unter dem strengen STABLE Act lediglich etwa 66 Prozent von Tethers Reserven den Regularien entsprechen würden, während der GENIUS Act mit einer Quote von etwa 83 Prozent etwas großzügiger erscheint. Diese Zahlen signalisieren jedoch, dass ein großer Teil der aktuellen Reserven Tethers potenziell nicht konform ist. Besonders ins Visier gerät dabei der erhebliche Bitcoin-Anteil im Wert von über acht Milliarden US-Dollar, den Tether hält – rund 83.
758 Bitcoins befinden sich in der Bilanz des Unternehmens.Diese hohe Konzentration an Bitcoin im Reservenportfolio stellt eine Herausforderung dar, denn sowohl STABLE als auch GENIUS verlangen, dass die Reserven vor allem in hochliquiden und wenig riskanten Anlageformen gehalten werden. Die Gesetze anzuwenden bedeutet für Tether, einen Großteil seiner nicht-lizensierten Vermögenswerte – zu denen neben Bitcoin auch Edelmetalle, Unternehmensanleihen und gesicherte Kredite zählen – abzustoßen zugunsten von liquiden und regulierten Anlagen wie US-Staatsanleihen. Bereits im vierten Quartal 2024 bestätigte Tether eine bedeutende Position in US-Staatsanleihen mit einem Portfolio von 113 Milliarden Dollar, was fast 80 Prozent ihrer Reserven ausmacht. Dennoch wäre der zusätzliche Verkauf von Bitcoin und anderen Vermögenswerten erforderlich, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Herausforderungen für Tether beschränken sich jedoch nicht nur auf die USA. Europa setzt mit der Einführung der Märkte für Krypto-Assets-Verordnung (MiCA) ebenfalls Maßstäbe in der Regulierung von Stablecoins. Demnach müssen große Stablecoin-Emittenten mindestens 60 Prozent ihrer Reserven bei europäischen Banken hinterlegen. Als Folge dieser Vorgabe wurde USDT, Tethers Liquiditätstoken, von mehreren europäischen Börsen entfernt. Zwar ist Tethers Marktanteil in Europa vergleichsweise gering, sodass die Auswirkungen bislang begrenzt blieben, doch signalisiert dies eine internationale Bewegung hin zu strengeren Auflagen.
Der Druck durch die sich verschärfende Regulierung ging Hand in Hand mit einer Zunahme des Stablecoin-Angebots seit Mitte 2024, was die Komplexität der Einhaltung von Reserveanforderungen zusätzlich erhöhte und laut JPMorgan zu einem Rückgang der Compliance-Quote beitrug. Es wird erwartet, dass die neuen US-Gesetze noch im Jahr 2025 verabschiedet werden, was Tether vor zeitnahe Anpassungen stellt.Der CEO von Tether, Paolo Ardoino, zeigte sich bisher zuversichtlich und verwies auf die solide finanzielle Lage des Unternehmens, die sich unter anderem in einem Jahresüberschuss von über 13 Milliarden Dollar und einer Eigenkapitalbasis von mehr als 20 Milliarden Dollar widerspiegelt. Überdies hob er Tethers Position als einer der größten Käufer von US-Staatsanleihen hervor. Die starken Reserven, ein Puffer von über 7 Milliarden Dollar sowie rund 5 Milliarden an nicht realisierten Gewinnen aus Gold- und Bitcoin-Beständen verleihen Tether eine stabile Grundlage, um regulatorischen Herausforderungen zu begegnen.
Diese zukünftigen Stabilitätsanforderungen für Stablecoins bringen jedoch nicht nur finanzielle Anpassungen mit sich, sondern auch verstärkte Transparenzanforderungen. Lieferungen von regelmäßigen Reservenprüfungen und die Veröffentlichung ausführlicher Auditberichte könnten neben der Portfolio-Umstrukturierung zu wesentlichen operativen Herausforderungen führen. Solche Berichts- und Prüfungspflichten sollen Vertrauen in Stablecoins schaffen und das Risiko von plötzlichen Ausfällen oder Vertrauensverlusten minimieren.Das mögliche Szenario eines Bitcoin-Verkaufs durch Tether wirft auch breitere Fragen über die Wechselwirkungen zwischen regulierten Stablecoins und volatilen Krypto-Assets auf. Bitcoin ist bekanntlich volatil und gilt oft als Instrument zur Wertsteigerung, jedoch nicht als ein liquider Safe-Haven.
Ein groß angelegter Verkauf von Bitcoin-Beständen durch Tether könnte daher Einfluss auf die Marktpreise von Bitcoin nehmen und zusätzliche Volatilität erzeugen.Die Regulierung selbst steht repräsentativ für den zunehmenden politischen Willen, den Krypto-Markt in geordnete Bahnen zu lenken und Risiken für Finanzstabilität und Verbraucherschutz zu adressieren. US-Behörden wie die Securities and Exchange Commission (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) arbeiten enger zusammen mit Gesetzgebern, um ein robustes Umfeld zu schaffen, in dem Innovation möglich bleibt, aber Marktmissbrauch und ungeordnete Finanzflüsse unterbunden werden.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tether vor bedeutenden Umstrukturierungen und Anpassungen steht, um den kommenden Regulierungen zu entsprechen. Ein forcierter Verkauf von Bitcoin und anderen risikobehafteten Vermögenswerten erscheint als strategische Reaktion auf die Anforderungen des STABLE und GENIUS Acts.
Zugleich zeigt sich, dass die Stablecoin-Landschaft zunehmend von staatlichen Eingriffen geprägt sein wird, die langfristig für mehr Stabilität und Sicherheit im digitalen Währungssegment sorgen können.Für Investoren, Nutzer und Marktteilnehmer wird es entscheidend sein, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen. Die Art und Weise, wie Tether und andere Emittenten auf diese regulatorischen Veränderungen reagieren, wird nicht nur den Stablecoin-Markt selbst, sondern auch das Vertrauen in digitale Finanzinstrumente insgesamt maßgeblich prägen. Die kommenden Monate und Jahre werden somit wegweisend sein für die Zukunft von Stablecoins und deren Rolle im globalen Finanzökosystem.