Das amerikanische Modeunternehmen Tapestry, bekannt als Muttergesellschaft der beliebten Marke Coach, überrascht erneut mit optimistischen Prognosen für das Jahr 2025. Im Gegensatz zu vielen anderen Playern im Luxussegment, die aktuell mit einem rückläufigen Markt zu kämpfen haben, profitiert Tapestry von einer stark wachsenden Nachfrage nach seinen Handtaschen, insbesondere den Linien Tabby, Brooklyn und Empire. Diese Modelle haben sich als besonders beliebt bei jüngeren Käufern in Nordamerika, Europa und China erwiesen, was einen bemerkenswerten Aufwärtstrend in den Verkaufszahlen verursacht hat. Die jüngste Anhebung der Umsatz- und Gewinnprognosen stellt damit die dritte Anpassung in diesem Jahr dar. Ursprünglich hatte Tapestry moderatere Erwartungen formuliert, doch die anhaltend starke Performance der Coach-Produkte auf dem Markt führte zu deutlich besseren Geschäftsergebnissen im dritten Quartal.
Mit einem Umsatz von 1,58 Milliarden US-Dollar übertrifft das Unternehmen die Schätzungen und erzielt gleichzeitig einen Gewinn von 1,03 US-Dollar je Aktie, was ebenfalls die Prognosen übertrifft. Ein Kernfaktor des Erfolgs liegt in der geschickten Preisgestaltung, die nicht nur die Margen erhöht hat, sondern auch für Konsumenten attraktiv bleibt. So liegen die Preise für Empire-Handtaschen auf der Coach-Webseite zwischen 250 und 895 US-Dollar, während die beliebten Tabby-Modelle in der Regel um die 450 US-Dollar kosten. Diese Preisstrategie positioniert Coach gekonnt im mittleren Luxussegment, ein sogenanntes „Sweet Spot“, von dem auch jüngere, modebewusste Käufer profitieren, die nach hochwertigen, aber noch erschwinglichen Accessoires suchen. Die Luxuswelt erlebt derzeit einen bemerkenswerten Umbruch.
Während etablierte französische Luxuskonzerne wie LVMH oder Kering leichte Rückgänge verzeichnen, findet Tapestry seinen Platz, indem die Marke auf eine andere Kundengruppe anspricht. Viele Konsumenten überlegen mittlerweile kritischer, ob ein fünfstelliges Luxusprodukt notwendig ist und wenden sich stattdessen hochwertigen Marken wie Coach zu. Das veränderte Kaufverhalten hat Tapestry geschickt genutzt, indem man auf eine Kombination aus Innovation, aufmerksamkeitsstarken Marketingkampagnen und einer verbesserten Vertriebspolitik gesetzt hat. Tapestry hat darüber hinaus erfolgreich seine globalen Lieferketten optimiert, um die Auswirkungen gesetzlicher Veränderungen wie US-Tarifen zu minimieren. Das Unternehmen hat frühzeitig Bestand vor Inkrafttreten der neuen Zölle in die USA gebracht, wodurch die Kostensteigerungen reduziert werden konnten.
Die Produktion der Coach-Handtaschen erfolgt hauptsächlich in Vietnam, Kambodscha, den Philippinen und Indien, wobei kein einzelner Zulieferer mehr als zehn Prozent des Gesamtvolumens liefert. Dadurch wird die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern verringert und gleichzeitig die Lieferkette widerstandsfähiger gegen externe Einflüsse gestaltet. Ein weiterer positiver Aspekt ist die begrenzte Abhängigkeit von China im Sortiment und der Lieferkette, was in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten ein klarer Wettbewerbsvorteil ist. Dieses Vorgehen sichert Tapestry eine bessere Planbarkeit und Risikominimierung bei der Warenbeschaffung. Neben der wirtschaftlichen und strategischen Seite trägt auch die soziale Komponente zum Erfolg von Tapestry bei.
Die Marke spricht besonders junge, urbane Verbraucher an, die Wert auf Nachhaltigkeit, Ethik und ein authentisches Markenerlebnis legen. Coach hat Schritte unternommen, seine Produktionsverfahren nachhaltiger zu gestalten und kommuniziert dies aktiv an seine Kundschaft. Gerade in der jüngeren Konsumentengeneration wächst das Bewusstsein für umweltverträgliche Mode, was wiederum zu einer stärkeren Markenbindung führt. Trotz aller positiven Signale warnt das Management von Tapestry im Hinblick auf das vierte Quartal vor möglichen Rückschlägen. Marktunsicherheiten im globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld bleiben bestehen und könnten die Konsumlust bremsen.
Aus diesem Grund fällt die Gewinnprognose für das Jahresende mit rund fünf US-Dollar je Aktie bewusst konservativ aus. Dennoch zeigt die starke Performance zuvor, dass das Geschäftsmodell von Tapestry robust ist und sich gegen die Volatilität des Marktes behaupten kann. Der Erfolg von Coach steht exemplarisch für eine Entwicklung im Luxussegment, die eine Diversifizierung der Zielgruppen und Preissegmente mit sich bringt. Nicht mehr ausschließlich Bündelung auf das Höchstpreissegment scheint der Schlüssel zum Wachstum zu sein, sondern vielmehr eine Anpassung an die Wünsche einer breiteren, jüngeren Kundengruppe. Die Herausforderungen der Luxusindustrie, wie geopolitische Spannungen, Inflationsdruck und sich ändernde Konsumgewohnheiten, erfordern ein flexibles Management und smarte Strategien, wie sie Tapestry aktuell zeigt.
Diese Anpassung an neue Marktbedingungen und Verbrauchertrends spiegelt sich auch im Marketing wider. Coach setzt verstärkt auf digitale Plattformen, soziale Medien und Influencer zusammen mit traditionellen Werbemaßnahmen, um eine emotionale Verbindung zu den Kunden herzustellen. Die kreative Produktgestaltung und limitierte Editionen schüren zusätzlich die Begehrlichkeit und sorgen für eine höhere Zahlungsbereitschaft. Angesichts der gestiegenen Umsatzerwartungen von nahezu 6,95 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 zeigt sich, dass Tapestry zu einem der dynamischsten Player im Accessoire- und Luxussektor gehört. Das Unternehmen beweist, dass umfassende Marktkenntnis, gepaart mit wirtschaftlicher Disziplin und innovativem Denken, den Unternehmenserfolg auch in unsicheren Zeiten sichern kann.