Die Insolvenz der Kryptowährungsbörse FTX gehört zu den größten und folgenreichsten Fällen innerhalb der gesamten Branche. Nach dem spektakulären Zusammenbruch im Jahr 2022 befinden sich noch Millionen von Dollar in Rückzahlungen an die Gläubiger. Aktuell stehen beinahe 400.000 FTX-Nutzer auf der Kippe, da sie ihre Ansprüche auf Rückzahlungen in Höhe von rund 2,5 Milliarden US-Dollar verlieren könnten, wenn sie bis zum endgültigen Stichtag ihre KYC-Verifizierung (Know Your Customer) nicht abschließen. Der Hintergrund der Situation liegt in der laufenden Insolvenzabwicklung der einstigen Multi-Milliarden-Dollar-Börse.
Theoretisch würde nach einem Insolvenzverfahren jeder berechtigte Nutzer seine ausstehenden Guthaben oder zumindest einen Teil davon zurückerhalten. Die Realität zeigt sich jedoch deutlich komplexer, nicht zuletzt weil die Forderungen vieler Nutzer durch regulatorische Hürden wie die KYC-Anforderung behindert werden. Das KYC-Verfahren ist ein gesetzlich vorgeschriebener Prozess, der bei vielen Finanzdienstleistern Anwendung findet, um die Identität der Nutzer zu bestätigen. Es dient vor allem der Verhinderung von Geldwäsche und der Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung. Ohne einen erfolgreichen KYC-Prozess können Ansprüche auf Auszahlungen in der Regel nicht anerkannt werden.
FTX hatte ursprünglich ein KYC-Komplettierungsdatum für den 3. März 2025 festgelegt. Sollte der Nutzer bis zu diesem Zeitpunkt mit der Einreichung der erforderlichen Dokumente nicht begonnen haben, wären seine Ansprüche womöglich vollständig verworfen worden. Die Situation ist ernst: Das Gericht im US-Bundesstaat Delaware, wo das Insolvenzverfahren abgewickelt wird, hat im April 2025 offengelegt, dass etwa 392.000 Nutzer die KYC-Einleitung verpasst hatten, was ihren Anspruch auf Rückzahlung gefährdet.
Um Nutzern eine letzte Chance zu bieten, hat das Gericht den Stichtag auf den 1. Juni 2025 verlängert. Diese Verlängerung ist für viele Gläubiger die letzte Möglichkeit, die angeforderten Nachweise einzureichen. Besonders alarmierend ist die Summe, die mit Nicht-Einhaltung auf dem Spiel steht – über 2,5 Milliarden Dollar sind betroffen. Von diesen entfallen rund 1,9 Milliarden Dollar auf Forderungen über 50.
000 Dollar, während circa 655 Millionen Dollar kleinere Forderungen darstellen. Die Zahl der betroffenen Nutzer unterstreicht die Tragweite der Insolvenz sowie die Komplexität im Umgang mit solch umfangreichen Gläubigeransprüchen. Viele Nutzer berichten von technischen Problemen mit der KYC-Plattform oder Unsicherheiten im Umgang mit bürokratischen Anforderungen, was die Situation zusätzlich erschwert. Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnungsschimmer für die FTX-Gläubiger. Die bisherige Rückzahlungsphase hat im Februar 2025 bereits eine erste Auszahlung von mehr als 1,2 Milliarden Dollar eingebracht.
Die nächste Rückzahlungsrunde ist für Ende Mai 2025 angesetzt und wird voraussichtlich über 11 Milliarden Dollar an Ansprüchen über 50.000 Dollar betreffen. Nach dem derzeitigen Wiederherstellungsplan sollen sogar 98 Prozent der Gläubiger mindestens 118 Prozent ihres ursprünglichen Anspruchswertes in bar erhalten – eine vergleichsweise starke Erholung angesichts der Insolvenz. Das FTX-Insolvenzverfahren zieht jedoch nicht nur wegen des Umfangs der Rückzahlungen Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch aufgrund seiner Auswirkungen auf das Vertrauen in die gesamte Kryptoindustrie. Der Zusammenbruch des einst als eine der vielversprechendsten Krypto-Börsen geltenden Unternehmens leitete eine der längsten und tiefgreifendsten Krypto-Winterphasen ein, in der Bitcoin und andere Kryptowährungen massive Wertverluste hinnehmen mussten.
Neben den wirtschaftlichen Folgen wirft die Situation auch grundlegende Fragen zur Regulierung von Kryptobörsen auf. Die Notwendigkeit der KYC-Verifizierung bei der Abwicklung der Gläubigeransprüche macht deutlich, wie entscheidend die Einhaltung von Gesetzen und Sicherheitsstandards selbst in sonst dezentral und anonym geprägten Bereichen der digitalen Finanzwelt ist. Viele Beobachter sehen in der Abwicklung der FTX-Krise auch eine Chance zur Reifung des Kryptomarktes. Die konsequente Durchsetzung von Compliance-Standards könnte das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen und langfristig zu einer stabileren und regulierteren Branche führen. Das gilt insbesondere in Hinblick auf neue regulatorische Initiativen in den USA, der Europäischen Union und anderen wichtigen Märkten.
Für die Nutzer, die noch ihren Anspruch legitimerweise geltend machen möchten, sind klare Schritte notwendig. Die betroffenen Personen sollten umgehend den Kontakt zum FTX-Support suchen und den KYC-Prozess über die offizielle Support-Plattform neu starten. Der Ablauf umfasst die Anforderung einer Ticketnummer, die Erstellung eines Nutzerkontos im Supportportal und das erneute Hochladen der erforderlichen Dokumente. Zusammenfassend verdeutlicht der Fall FTX, dass in der Welt der Kryptowährungen neben dem Potenzial für hohe Gewinne auch komplexe rechtliche und technische Herausforderungen lauern. Die Chance, Rückzahlungen in Milliardenhöhe zu erhalten, verkehrt sich im Kontext der KYC-Anforderungen schnell in das Risiko eines vollständigen Verlustes, wenn diese Auflagen nicht erfüllt werden.
Schließlich zeigt die aktuelle Entwicklung, wie wichtig es ist, die eigenen Kundendaten korrekt und fristgerecht zu verifizieren und sich über das Insolvenzverfahren gut zu informieren. Die kommenden Wochen werden für viele Nutzer über erhebliche finanzielle Veränderungen entscheiden – sowohl als Chance zur Rückgewinnung von Teilen ihres Vermögens als auch als mögliche Ursache für Verluste. Die Krypto-Community blickt gespannt auf den Ausgang dieser Prüfung, die stellvertretend für die Zukunft der Branche ist und deren Professionalisierung und Regulierungsfähigkeit maßgeblich beeinflussen wird.