Die USA befinden sich erneut in einer politischen Spannungsphase, die weitreichende Konsequenzen für die demokratischen Strukturen des Landes haben könnte. Ein kürzlich verabschiedeter republikanischer Haushaltsentwurf birgt nämlich eine versteckte Maßnahme, die Donald Trump de facto zur unantastbaren Machtfigur erheben würde. Diese Bestimmung, kaum beachtet von der breiten Öffentlichkeit, zielt darauf ab, die Möglichkeiten der Bundesgerichte massiv einzuschränken und damit die Gewaltenteilung – einen Grundpfeiler der amerikanischen Demokratie – auszuhebeln. Schon seit Monaten zeigt sich Donald Trump zunehmend unbeeindruckt von richterlichen Anordnungen und Urteilen, die sein Handeln einzuschränken versuchen. Mehrere Bundesgerichte, darunter auch der Oberste Gerichtshof der USA, haben Weisungen erlassen, die Trump und seine Administration zum Beispiel verpflichten, rechtswidrige Abschiebungen zu unterbinden oder für angemessene rechtliche Verfahren zu sorgen.
Doch diese Anordnungen blieben häufig unbeachtet. Besonders gravierend ist der Fall von Kilmar Ábrego García, einem legalen US-Residenten, der von der Trump-Regierung irrtümlich nach El Salvador abgeschoben wurde. Der Oberste Gerichtshof ordnete an, seine Rückkehr zu erleichtern – eine Anordnung, die das Weiße Haus bislang nicht umgesetzt hat. Parallel dazu erließen Bezirksgerichte Einschränkungen bei Abschiebungen ohne ordentliche Anhörung; auch diese wurden originär ignoriert. Die Gerichte verfügen theoretisch über das Mittel, die Zwangsvollstreckung eigener Urteile durch die Verhängung von Strafmaßnahmen wie Contempt of Court (Missachtung des Gerichts) durchzusetzen, was sogar Geldstrafen oder Haftstrafen für Regierungsbeamte nach sich ziehen kann.
Dieses Mittel wird allerdings selten eingesetzt, da es ein kraftvolles und radikales Instrument darstellt. Die entscheidende Wendung liegt jedoch in einer versteckten Klausel im neuen republikanischen Haushaltsgesetz, die diese Zwangsvollstreckung praktisch unmöglich macht. Laut dieser Bestimmung dürfen Bundesgerichte keine Mittel verwenden, um Contempt-Citations durchzusetzen, sofern bei Erlass der Anordnung keine Sicherheit oder Kaution hinterlegt wurde. Dies führt unweigerlich dazu, dass die Gerichte keine wirksamen Durchsetzungsmittel mehr besitzen, um ihre Anordnungen in der Exekutive durchzusetzen. Diese Einfügung ist kein Zufall oder bloßer Nebenaspekt im Gesetzestext.
Die Absicht und die Wirkung liegen darin, dem Präsidenten das letzte Vertrauen und die letzten Kontrollmechanismen der Judikative zu entziehen. Erwin Chemerinsky, Dekan der juristischen Fakultät der University of California in Berkeley, bezeichnete diesen Schritt als eine radikale Einschränkung der gerichtlichen Autorität und eine Bedrohung für das gesamte System der Gewaltenteilung in den Vereinigten Staaten. Ohne eine Möglichkeit, Gerichtsentscheidungen mittels Contempt-Sanktionen durchzusetzen, könnten gerichtliche Urteile zu bloßen Empfehlungen verkommen, die vom Präsidenten einfach ignoriert werden können – ein Zustand, der faktisch einer uneingeschränkten Macht des Exekutivamts gleichkäme. Die demokratischen Prinzipien der Checks and Balances, also der gegenseitigen Kontrolle der Staatsgewalten, würden so direkt untergraben. Sollte das Haushaltsgesetz mit dieser Klausel in Kraft treten, stünde Trump praktisch über dem Gesetz – kein Gericht und kein zukünftiger Kongress könnte seine Entscheidungen oder Handlungen wirksam anfechten oder durchsetzen.
Dies könnte eine gefährliche Präzedenz schaffen, die nicht nur für Trump selbst, sondern auch für künftige Amtsinhaber verheerend ist. Die Bundesgerichte verlieren so ihr legitimes Instrument, die Einhaltung der Verfassung und der Gesetze zu garantieren, was langfristig zu einem Machtzuwachs der Exekutive zulasten der Demokratie führen würde. Darüber hinaus beinhaltet das Haushaltsgesetz weitere Maßnahmen, die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten in den USA verschärfen, indem sie Mittel von armen und arbeitenden Schichten zur Umverteilung an die Reichen lenken. In Kombination mit der geschwächten Justizkraft zeichnet sich ein Bild ab, das eine tiefgreifende Umstrukturierung der Machtverteilung und gesellschaftlichen Gerechtigkeit bedeutet. Viele Stimmen aus der Wissenschaft, der Politik und der Gesellschaft warnen bereits vor diesem Szenario und fordern eine intensivere öffentliche Debatte und Widerstand gegen die geplanten Regeln.