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Der Niedergang der Tech-Jobs: Wie die Enshittification die Arbeitswelt in der Technologiebranche zerstört

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The Enshittification of Tech Jobs

Ein tiefgehender Blick auf die schleichende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in der Technologiebranche, die Ursachen dafür und die Auswirkungen auf Beschäftigte sowie die Notwendigkeit einer starken Gewerkschaftsbewegung.

Die Technologiebranche galt lange Zeit als Symbol für Innovation, Wohlstand und hervorragende Arbeitsbedingungen. Hohe Gehälter, großzügige Aktienoptionen und zahlreiche Benefits schienen Tech-Mitarbeitern eine privilegierte Stellung am Arbeitsmarkt zu sichern. Doch diese glanzvolle Fassade bröckelt zunehmend. Ein Phänomen, das als "Enshittification" bezeichnet wird, beschreibt den fortschreitenden Verfall der Arbeitsqualität in der Tech-Branche und stellt viele der einstigen Privilegien und Errungenschaften in Frage. Die einstigen "Prinzen der Arbeit" waren Tech-Mitarbeiter, deren Macht auf der Knappheit ihrer Fähigkeiten basierte.

Die hohe Nachfrage bei vergleichsweise geringem Angebot führte zu einem Zustand, in dem Fachkräfte mit alternativen Jobangeboten quasi überschüttet wurden. Wer heute in der Branche tätig war, erhielt täglich eine Vielzahl an Recruiting-Anfragen von konkurrierenden Unternehmen. Dieses Ungleichgewicht ermöglichte einen beispiellosen Verhandlungsspielraum und machte Gewerkschaften zunächst fast überflüssig. Doch der Kern dieses Vorteils, die Knappheit, beginnt sich aufzulösen. Entlassungswellen in Millionenhöhe, insbesondere seit 2023, haben das Kräfteverhältnis brutal verschoben.

Tech-Fachkräfte sind nicht mehr so rar wie früher, und die Unternehmen haben ihre Macht zurückgewonnen. Die Folgen sind ein harter Einschnitt in Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen. Ein entscheidender Faktor hinter der Verschlechterung ist eine Taktik, die als "vocational awe" bekannt ist. Ursprünglich geprägt für Beschäftigte in Pflege- und Sozialberufen, beschreibt dieser Begriff das Gefühl, dass die eigene Arbeit so bedeutsam sei, dass man unverhältnismäßige Opfer bringen müsse. Diese Strategie haben Tech-Chefs erfolgreich auf ihre Mitarbeiter angewandt: Wenn Programmierer und Entwickler glauben, sie seien Teil einer technologischen Bewegung, die die Gesellschaft transformiert, akzeptieren sie oft Überstunden und prekäre Bedingungen ohne Widerstand.

Anfangs schien diese Verbindung zwischen Leidenschaft für die Arbeit und hoher Produktivität zu funktionieren. Unternehmen investierten in luxuriöse Büros mit kostenlosen Gourmet-Menüs, Massagesesseln und Freizeitangeboten. Mitarbeiter verbrachten unzählige Stunden im Büro – oft auf Kosten ihres Privatlebens – um die entstandenen Erwartungen zu erfüllen. Die Ideale, wie "die Welt zu verbessern" oder "Informationen für alle zugänglich zu machen", trieben viele an, über ihre Grenzen hinauszugehen. Doch die Realität zeigte einen bitteren Widerspruch: Die gleiche Leidenschaft wurde von den Unternehmensleitungen später dazu genutzt, die Produkte bewusst zu verschlechtern – einen Prozess, der im Englischen treffend als "enshittification" bezeichnet wird.

Mitarbeiter, einst die leidenschaftlichen Entwickler wunderschöner Technologien, fanden sich plötzlich in der Rolle wieder, unliebsame und minderwertige Features zu implementieren, die vor allem den Umsatz und die Kontrolle der Unternehmen erhöhen sollten. Der Verlust der Arbeitsmacht wird auch durch eine immer stärker werdende Trennung zwischen Management und Arbeitern deutlich. Ehemals offene Dialoge, bei denen Gründer und Angestellte auf Augenhöhe sprachen, sind heute rar geworden. Managerscheiben verkaufen eine Art „Agilität“, die in Wirklichkeit bedeutet, dass Beschäftigte immer mehr Aufgaben übernehmen, ohne entsprechend entlohnt oder anerkannt zu werden. Während Führungskräfte großzügige Boni kassieren und ihre Luxusarrangements ausbauen, schrumpfen die Spielräume für die Fachkräfte, die den ganzen Laden am Laufen halten.

Die einst so geschätzten Nebenleistungen wie Gratis-Snacks, Team-Events und persönliche Weiterbildungen werden stark reduziert oder komplett gestrichen. Stattdessen wachsen die Überwachungsmaßnahmen: Programme zur Kontrolle von Tastatureingaben oder Bildschirmaktivitäten verfolgen jeden Arbeitsschritt. Vertrauen wird zunehmend durch Misstrauen ersetzt. Die Wahrheit ist, dass viele Tech-Unternehmen längst nicht mehr an ihre eigenen Mitarbeiter als Partner glauben. Die Industriegiganten trennen die Technik-Entwickler von den Arbeitern in Fabriken, Lagern oder Lieferdiensten, die oft unter deutlich schlechteren Bedingungen schuften.

Während erstere in der Vergangenheit Privilegien genossen, werden letztere gnadenlos ausgebeutet. Doch nun rücken auch Tech-Fachkräfte dieser Realität immer näher. Die Einführung künstlicher Intelligenz wird in vielen Konzernen als Argument für verbesserte Produktivität herangezogen. Doch tatsächlich führt der Einsatz von KI oft dazu, dass Arbeitsplätze abgebaut und verbleibende Mitarbeiter stärker ausgebeutet werden. Wer nach der Einführung von KI nicht mehr die ehemalige Arbeitsmenge schafft, wird ersetzt oder muss unter hohem Druck mehr leisten und erhält gleichzeitig weniger.

Eine erschreckende Entwicklung ist die Zunahme befristeter Verträge, das sogenannte "Permatemping", bei dem ehemalige Festangestellte in eine prekäres Arbeitsverhältnis zurückkehren müssen – ohne Bonuszahlungen, ohne sozialen Schutz. Mitarbeiter müssen quasi um ihren Job bangen und in ständiger Unsicherheit arbeiten. Die einstige Freiheit ist einer ständigen Angst vor Jobverlust gewichen. Die große Frage lautet, wie diese negative Entwicklung aufzuhalten ist. Es gibt nur einen Vorschlag, der in der Diskussion immer wieder als Lösung genannt wird: Gewerkschaften und kollektive Organisierung.

Nur durch solidarisches Handeln kann die Macht der Arbeiter wiederhergestellt werden. Dabei geht es nicht nur um Einzelpersonen in der Technologiebranche. Die „Enshittification“ betrifft längst auch Arbeiter in Fabriken, Lagern oder dem Lieferdienstwesen. Mit gleichen Rechten und Schutz können sich ihre Interessen besser durchsetzen. Ein gemeinsamer Kampf zwischen Tech-Mitarbeitern und anderen Arbeiterklassen ist notwendig, um die Verschlechterung der Arbeitswelt zu stoppen.

Global betrachtet zeigt sich, dass Regierungen und Institutionen häufig eher die Interessen großer Konzerne schützen statt die der Beschäftigten. Insbesondere in den USA hat die Schwächung von Arbeitsrechten, etwa durch gezielte Umgestaltung der National Labor Relations Board, viele Bemühungen für bessere Bedingungen verhindert. Zudem fehlt ein politischer Wille, um neue Gesetze zu schaffen, die eine faire Balance sichern. Für die Zukunft der Tech-Jobs ist ein Umdenken notwendig. Unternehmen müssen verstehen, dass Ausbeutung kein nachhaltiger Erfolgsfaktor ist.

Statt Frust und Fluktuationen sollten Loyalität und Innovation gefördert werden, was nur durch faire Arbeitsbedingungen gelingt. Mitarbeiter wiederum sollten ihre Macht als Fachkräfte nutzen und sich gewerkschaftlich organisieren, um gemeinsam für ihre Rechte einzustehen. Die Geschichte zeigt, dass solche Veränderungen möglich sind. Früher gestaltete die Gewerkschaftsbewegung Arbeitssituationen in Fabriken, Büros und Krankenhäusern entscheidend mit. In der Tech-Branche, die bislang auf Knappheit als Machtquelle setzte, ist es nun an der Zeit, neue Strukturen aufzubauen, um die entstandene Machtlosigkeit zu überwinden.

Der Kampf gegen die Enshittification ist ein Kampf für Würde, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. Ohne diesen Widerstand droht eine unaufhaltsame Abwärtsspirale, die nicht nur das Leben der Beschäftigten, sondern auch die Innovationskraft der gesamten Branche erheblich einschränkt. Es liegt an den Tech-Mitarbeitern, Gewerkschaften und der Gesellschaft, diesem Trend entgegenzutreten und eine neue Ära der fairen Arbeit in der Technologie einzuläuten.

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