Tiberius Aerospace hat mit der Einführung der Sceptre ein innovatives Produkt vorgestellt, das die Artilleriebranche nachhaltig verändern könnte. Bei der Sceptre handelt es sich um eine ramjetbetriebene 155-mm-Granate, die in der Lage ist, präzise Ziele in Entfernungen von bis zu 150 Kilometern zu treffen. Diese Reichweite stellt eine bedeutende Verbesserung gegenüber herkömmlichen Artilleriegranaten dar und ermöglicht neue taktische Möglichkeiten für Streitkräfte weltweit. Das Unternehmen, das bis dato unter dem Radar gearbeitet hat, verlässt mit der Sceptre seinen bisherigen Stealth-Modus. Dies ist ein bewusster Schritt, der es der Firma ermöglicht hat, Technologie und Produktentwicklung ungestört voranzutreiben und sich gleichzeitig den wichtigen Wettbewerbsvorteil eines First-Mover zu sichern.
Die Entwicklung wurde durch eine Mischung aus privaten und öffentlichen Finanzierungen gefördert, wobei die private Kapitalbeteiligung den Großteil darstellt. Die öffentliche Hand trug vor allem zur Systemqualifikation bei, ein wesentlicher Aspekt zur Zulassung und Serienreife der Munition. Das Testprogramm von Sceptre findet unter anderem in den USA statt, wo die Granate mit einem M777-Haubitzen-System abgefeuert wird. Die Tests werden kontinuierlich weitergeführt, um die Zuverlässigkeit und Leistung der Granate zu validieren. Das Unternehmen verfolgt dabei eine moderne Entwicklungsphilosophie, die innovativ und agil anmutet.
Der Entwicklungsprozess entspricht in vielerlei Hinsicht dem Softwareentwicklungszyklus aus dem Silicon Valley, was bedeutet, dass Produkte nicht statisch sind und stetig verbessert werden. Innerhalb von nur drei Wochen werden Anpassungen entwickelt, getestet und in die Produktion eingeführt, was eine bemerkenswerte Geschwindigkeit im Vergleich zu traditionellen Rüstungsunternehmen darstellt. Ein wesentliches Ziel hinter der Entwicklung von Sceptre ist die Kostenkontrolle. Artillerieprodukte aus westlicher Fertigung sind oft mit sehr hohen Stückpreisen verbunden, was die Beschaffung großer Mengen erschwert. Im Gegensatz dazu ist Sceptre so konzipiert, dass sie kostengünstig produziert werden kann, ohne dabei Einbußen bei Reichweite und Präzision hinzunehmen.
Der Preis der Granate liegt bei etwa 52.000 US-Dollar pro Stück, exklusive Treibstoff und Nutzlast. Durch Volumenfertigung erhofft sich Tiberius eine Reduktion auf rund 42.000 Dollar. Im Vergleich kostet beispielsweise eine GMLRS-Rakete weitaus mehr, teilweise sogar über den zehnfachen Betrag.
Die Kostenersparnis resultiert auch aus der Nutzung innovativer Fertigungstechniken wie dem 3D-Druck und den Einsatz herkömmlicher CNC-Maschinen, was eine schnelle und flexible Produktionskette ermöglicht. Tiberius strebt mit Sceptre ferner eine Demokratisierung der Munitionsfertigung an. Nach einem Lizenzmodell können Länder mit einer Einmalzahlung von fünf Millionen Dollar und laufenden Gebühren von 2,5 Millionen Dollar pro Jahr die Munition selbst produzieren. Dies erlaubt den beteiligten Nationen, die Produktion eigenständig zu gestalten und gleichzeitig den Innovationszyklus durch das Unternehmen kurz zu halten. Die laufenden Produktverbesserungen, inspiriert von Modellen der Konsumtechnologie, fördern eine rasche Weiterentwicklung der Fähigkeiten.
Die Sceptre wird konventionell aus den bekannten 155-mm-Haubitzen abgefeuert, was eine einfache Integration in bestehende Artilleriesysteme garantiert. Die 47,5 Kilogramm schwere Granate wird mit einem Standard-Propellant initialisiert, welcher die ramjet-basierte Sekundärantriebseinheit zündet. Dies ermöglicht eine hohe Geschwindigkeit von bis zu Mach 3,5 innerhalb von sechs Sekunden nach dem Start sowie eine Flughöhe von über 20.000 Metern, die die Granate vor elektromagnetischen Störmaßnahmen schützt. Mit einem maximalen Sprengkopfgewicht von 5,2 Kilogramm und einer modularen Ladeoption ermöglicht Sceptre flexible Einsätze, etwa gegen gepanzerte Ziele oder feindliche Kommandostrukturen.
Nicht zuletzt überzeugt die Granate durch einen äußerst präzisen Flugweg mit einer Zielgenauigkeit (CEP) von nur 3,5 bis 5 Metern, selbst unter Bedingungen, in denen das GPS-Signal gestört oder eingeschränkt ist. Die Kombination aus inertialer Navigation, GPS und adaptiver KI zur Fehlerkorrektur sorgt dafür, dass die Granate auch in komplexen elektronischen Kampfgebieten wirkungsvoll einsetzbar bleibt. Darüber hinaus sieht die Architektur der Munition vor, dass mehrere Granaten während des Flugs miteinander kommunizieren und ihre Zielinformationen austauschen, um die Treffergenauigkeit weiter zu erhöhen. Im Kontext der heutigen militärischen Herausforderungen ist die Sceptre genau die Antwort, die viele westliche Armeen gesucht haben. Die zunehmende Verbreitung von modernen Luftabwehrsystemen macht den Einsatz von bemannten Flugzeugen und Drohnen riskanter und teurer.
Somit wachsen die Anforderungen an indirektes Artilleriefeuer, um den Gegner in der Tiefe zu bekämpfen. Sceptre bietet hier neue taktische Möglichkeiten, da sie Langstreckenangriffe mit hoher Präzision ermöglicht und mit ihrer Schnelligkeit und Reichweite die Überlebensfähigkeit der Artillerie verbessert. Ein weiterer Vorteil der Sceptre ist ihre Kompatibilität zu bestehenden Feuerleitsystemen und Haubitzen mit automatischen Ladesystemen. Das Unternehmen arbeitet daran, den Einsatz flexibel auf verschiedene Systeme auszuweiten, was bedeutet, dass Streitkräfte nicht mit einer einzigen Waffe und Fertigungslinie gebunden sind. Dies erzeugt eine besonders robuste und vielseitige Einsatzfähigkeit im Feld.
Der Vergleich zur GMLRS-Rakete zeigt sehr deutlich die Vorteile von Sceptre. Während GMLRS über eine wesentlich größere Sprengladung verfügt, sind viele Ziele auf dem modernen Schlachtfeld zu klein oder zu spezifisch, um mit einer 90-Kilogramm-Explosivladung bekämpft zu werden. Sceptre setzt daher auf eine optimierte Ziel-Wirkungs-Verhältnis-Balance, indem es eine moderate, aber präzise Sprengladung mit hoher Durchschlagskraft durch den integrierten Wolframkern kombiniert. Die Granate ist somit prädestiniert für präzise Schläge auf wichtige und getarnte Ziele, wie Kommandozentralen, Munitionslager oder befestigte Anlagen. Tiberius Aerospace setzt mit Sceptre zudem auf eine neue Art von Geschäftsmodell, das stark von Technologien und Arbeitsweisen der Zivilindustrie geprägt ist.
Die schnellen Release-Zyklen, kontinuierlichen Updates und die offene Architektur für Software-Upgrades orientieren sich an bekannten Standards aus der Smartphone- und Softwarebranche. Verantwortlich für die Gründung und Strategie ist das Duo Chad Steelberg, ein Veteran aus der KI-Branche, und Andy Baynes, der auf Erfahrungen bei Apple und Google zurückblickt. Gemeinsam bündeln sie Expertise aus Technologie und Verteidigung, um moderne Lösungen für ein sich wandelndes Kampfgeschehen zu entwickeln. Insbesondere im Kontext globaler Konflikte zeigt die Sceptre ihre besondere Relevanz. Die Verläufe in der Ukraine haben verdeutlicht, wie wichtig die Reichweite und Präzision von Artillerie ist, vor allem um gegnerische Gruppen aus großer Entfernung effektiv zu bekämpfen.
Die Kombination mit massiven ISTAR-Ressourcen (Intelligence, Surveillance, Target Acquisition and Reconnaissance) macht die Sceptre zu einem Schlüsselwerkzeug für moderne Kriegführung, das situative Überlegenheit sichert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tiberius Aerospace mit der Sceptre ein Produkt geschaffen hat, das den steigenden Anforderungen der Zukunft gerecht wird. Die Granate bietet eine bislang unerreichte Kombination aus Reichweite, Präzision, Kosten und Produktionsflexibilität. Durch die Nutzung neuester Technologien und agiler Entwicklungsprozesse kann sie den klassischen Verteidigungsmarkt herausfordern und dazu beitragen, dass westliche Streitkräfte mit einem modernen und wirtschaftlichen Präzisionswerkzeug ausgestattet werden. Der Schritt von Tiberius in die Öffentlichkeit markiert somit nicht nur die Vorstellung eines Produkts, sondern vielleicht auch den Beginn eines grundlegenden Wandels in der Munitionsherstellung und -entwicklung.
Mit weiteren Tests und der geplanten Produktionsaufnahme bis Ende 2025 wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die Sceptre in der Praxis bewährt und welche Auswirkungen sie auf zukünftige Gefechtsfeldtaktiken haben wird. Die Kombination aus Technologie, Kostenbewusstsein und agiler Fertigung könnte Tiberius Aerospace zu einem Schlüsselakteur in der Verteidigungsindustrie der nächsten Jahre machen.