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Wie Unternehmen legal Handelszölle umgehen: Die Chance der First Sale Rule

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Businesses are finding a workaround for tariffs – and it's legal

Die First Sale Rule bietet Unternehmen eine legale Möglichkeit, die Belastung durch US-Handelszölle zu reduzieren. Erfahren Sie, wie diese Regel funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und warum sie in Zeiten steigender Tariflasten an Bedeutung gewinnt.

Die Einführung und Anhebung von Handelszöllen hat für viele Unternehmen erhebliche Mehrkosten und Unsicherheiten geschaffen. Besonders in den letzten Jahren, angesichts der verschärften Zollpolitik der USA, suchen Unternehmen nach legalen Wegen, die finanzielle Belastung zu minimieren, ohne gegen geltende Gesetze zu verstoßen. Eine bislang wenig bekannte, aber äußerst wirkungsvolle Strategie ist der Einsatz der sogenannten First Sale Rule, eine seit 1988 bestehende Regelung im US-Zollrecht, die in jüngster Zeit erheblich an Aufmerksamkeit gewinnt. Die First Sale Rule erlaubt es Importeuren, den Zollwert auf Grundlage des Preises der ersten Verkaufstransaktion innerhalb der Lieferkette zu berechnen, statt auf den letztendlichen Verkaufspreis, zuzüglich eventueller Zwischenhändleraufschläge. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Importeur einen niedrigeren Wert als Bemessungsgrundlage für die Einfuhrzölle heranziehen kann, wenn er nachweisen kann, dass die Ware zuvor zwischen unabhängigen Dritten zu einem günstigeren Preis verkauft wurde.

Wie funktioniert die First Sale Rule genau? Stellen Sie sich vor, ein chinesischer Hersteller verkauft ein Produkt an einen Zwischenhändler in Hongkong für einen Preis X. Dieser Zwischenhändler veräußert das gleiche Produkt danach an einen US-Einzelhändler für einen höheren Preis Y. Normalerweise läge der Zollwert auf der Basis des Preises Y, also des Verkaufspreises zwischen Zwischenhändler und US-Händler. Die First Sale Rule erlaubt es jedoch, den Zoll auf Basis des ursprünglichen Verkaufspreises X zu bemessen. Dies führt dazu, dass durch die Ausblendung der Zwischenhändlermarge die gezahlten Zölle deutlich sinken können.

Für viele Unternehmen ist dies eine wirtschaftliche Entlastung von großer Bedeutung. Insbesondere Branchen mit hohen Margen und wertvollen Endprodukten, etwa die Mode- und Luxusgüterindustrie, profitieren substantiell. Ein prominentes Beispiel ist der italienische Luxusmodehersteller Moncler, der kürzlich erklärte, dass die First Sale Rule ihre Kostenstruktur signifikant verbessert. Trotz der offensichtlichen Vorteile ist die Umsetzung der First Sale Rule nicht trivial. Um sie nutzen zu können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein.

Zunächst muss es mindestens zwei unabhängige Transaktionen geben: eine erste zwischen dem Produzenten und einem Zwischenhändler und eine zweite zwischen diesem Zwischenhändler und dem US-Importeur. Die beteiligten Parteien müssen unabhängig voneinander agieren, was bedeutet, dass keine familiären oder sonstigen engen geschäftlichen Beziehungen bestehen dürfen, die den Preis beeinflussen könnten. Zudem muss mit Dokumenten nachgewiesen werden, dass die Ware speziell für den US-Markt bestimmt war und der ursprüngliche Kaufpreis klar beziffert sein. Die Dokumentation stellt hier oft die größte Herausforderung dar. Viele Zwischenhändler geben ihre Verkaufspreise nicht preis, aus Angst, dadurch Wettbewerbsnachteile zu erleiden oder aufgrund schwacher Vertrauensbeziehungen.

Ohne vollständige Daten wird die Anwendung der First Sale Rule vom US-Zoll nicht anerkannt, und Importeure fallen auf die reguläre Zollwertberechnung zurück. Um dennoch von der First Sale Rule zu profitieren, bauen Unternehmen häufig vertrauensvolle Beziehungen zu ihren Lieferanten auf. Experten, wie der erfahrene Anwalt Brian Gleicher, betonen die Bedeutung von Transparenz und Datenmanagement. Nur wer die „ersten Verkaufspreise“ genau dokumentieren und belegen kann, nutzt diese Möglichkeit nachhaltig. Neben der Dokumentation erfordert die Anwendung der First Sale Rule auch eine strategische Anpassung der Lieferkettenstruktur.

Einige Firmen haben ihre internationalen Lieferketten so umgestaltet, dass sie den Zwischenhändler in Ländern mit freiem Handel oder niedrigeren Zöllen positionieren. So berichtet etwa der Schweizer Biotech-Konzern Kuros Biosciences, dass durch die Zwischenschaltung seines Vertriebszentrums in Zürich die Anwendung der First Sale Rule erleichtert wird. Die steuerlichen Vorteile sind dabei nicht nur auf die US-Märkte beschränkt. Vielmehr hat der Ansatz auch weltweite Relevanz, da ähnlich gelagerte Zollbestimmungen in anderen großen Wirtschaftsräumen mit Handelsbarrieren existieren. Jedes Unternehmen, das international agiert, sollte seine Lieferkette und Zollstrategie entsprechend prüfen.

Die Nutzung der First Sale Rule ist allerdings nicht unumstritten. Kritiker sehen darin ein Schlupfloch, das die Wirkung von Zöllen untergräbt. Für die politische Führung in den USA, die durch Zölle protektionistische Ziele verfolgt, stellt die First Sale Rule insofern eine Herausforderung dar, weil sie weniger Zollmittel einbringt und die Anreize zur Verlagerung der Produktion zurück in die USA mindert. Behördenseitig hat das US-Zoll- und Grenzschutzamt (CBP) bislang keine eindeutigen Daten zur Häufigkeit der Anwendung der First Sale Rule veröffentlicht, was die rechtliche Situation und die Kontrolle erschwert. Die Praxis zeigt jedoch, dass sich immer mehr Unternehmen mit dieser Methode beschäftigen und sie zunehmend als festen Bestandteil ihrer Zollstrategie sehen.

Zusammenfassend eröffnet die First Sale Rule Unternehmen eine rechtssichere Möglichkeit, die Kosten durch steigende Handelszölle zu reduzieren. Voraussetzung ist jedoch eine gewissenhafte Dokumentation und eine vertraglich gut ausgestaltete Lieferkette. In Zeiten globaler Unsicherheiten und wachsender Handelsbarrieren wird diese Regelung für viele Händler, Hersteller und Zwischenhändler zu einem wichtigen Instrument, um Wettbewerbsfähigkeit und Gewinnmargen zu sichern. Für deutsche und europäische Unternehmen, die in den US-Markt exportieren oder Waren aus den Vereinigten Staaten importieren, empfiehlt es sich, die First Sale Rule genau zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche sowie logistische Beratung in Anspruch zu nehmen. Mit einem klaren Verständnis der Voraussetzungen und einer fundierten Datenbasis kann dieses Instrument helfen, Handelshemmnisse zu überwinden und die Auswirkungen von Zollpolitik abzumildern.

Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung zeigt, dass Handelszölle kein vorübergehendes Phänomen sind, sondern weiterhin Einfluss auf globale Lieferketten und Marktstrategien haben werden. Unternehmen, die frühzeitig auf legale und effiziente Lösungen wie die First Sale Rule setzen, verschaffen sich einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb und können ihre internationalen Geschäftsbeziehungen zukunftsfähig gestalten.

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