Tangwälder, insbesondere die schwebenden Arten, sind unverzichtbare Bestandteile mariner Lebensräume und tragen maßgeblich zur Biodiversität und zum ökologischen Gleichgewicht bei. Ihre ausgedehnten Blätter bilden ausgedehnte Unterwasserökosysteme, die eine Vielzahl von Meeresorganismen beherbergen und zahlreiche Ökosystemdienstleistungen bereitstellen. Trotz dieser herausragenden Bedeutung ist der Schutz dieser Ökosysteme weltweit erschreckend unzureichend, obwohl sie durch die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Marine Hitzewellen (MHW) immer stärker bedroht werden. Die globalen Verteilungen der schwebenden Tangwälder konzentrieren sich auf gemäßigte Küstenregionen in Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland, Südafrika sowie in einigen Subantarktis-Regionen. Sie bedecken beeindruckende Flächen, beispielsweise allein im südlichen Kalifornien zehntausende Hektar.
Diese Wälder sind zudem Lebensraum für viele Fischarten, wirbellose Tiere und Algen, die zusammen ein komplexes und vielfältiges Ökosystem formen. Sie erfüllen zusätzliche Funktionen wie Küstenschutz, Kohlenstoffbindung und bieten fangwirtschaftlich wichtige Ressourcen. Die Bedrohungslage hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten drastisch verschärft. Marine Hitzewellen, definiert als anhaltende und außergewöhnlich hohe Meerestemperaturen, treten immer häufiger auf und übersteigen häufig die physiologischen Grenzen der Tangarten. Eine Folge ist die geschwächte Widerstandskraft der Populationen, ihre reduzierte Regenerationsfähigkeit und in einigen Fällen massiv dezimierte Bestände.
Neben dem direkten Temperatureinfluss führen MHWs häufig zu trophischen Verschiebungen, wie beispielsweise einem Anstieg von Seeigelpopulationen, die die Tangwälder durch Überweidung zerstören können. Ein bekanntes Beispiel ist die Nordkalifornische Küste, wo über 90 Prozent der Tangwälder durch die Kombination von extremen Hitzewellen und hoher Seeigelzahl verloren gegangen sind. Das Paradoxe dabei ist, dass schwebende Tangwälder trotz dieser gravierenden Bedrohungen global nur unzureichend geschützt sind. Weniger als 3 Prozent der weltweiten schwebenden Tangwälder liegen innerhalb hochgradig restriktiver Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPAs), in denen fast sämtliche Fischereiaktivitäten verboten sind. Hochwertig ausgewiesene und effektiv gemanagte Schutzgebiete gelten als wichtigster Hebel, um marinen Lebensräumen Beständigkeit und Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen zu verleihen.
Sie können zwar nicht direkt die steigenden Wassertemperaturen abmildern, aber durch Einschränkung von Überfischung und anderen menschlichen Belastungen helfen, die Widerstandskraft der Ökosysteme zu stärken. Ein wesentlicher Faktor für den geringen Schutzstand der Tangwälder ist ihre mangelnde Sichtbarkeit in der politischen Umweltagenda. Sie werden oft im Schatten besser bekannter Habitate wie Korallenriffe oder Mangrovenwälder übersehen, obwohl ihre Ökosystemfunktionen ähnlich bedeutend sind. Auch die Herausforderung, Tangwälder großräumig zu kartieren, hat bislang Schutzbemühungen behindert. Aktuelle technologische Fortschritte, etwa die Nutzung von Satellitendaten und Fernerkundungsmethoden, ermöglichen inzwischen präzisere und umfassendere Karten der Verteilung schwebender Tangwälder.
Beispielsweise erlauben Beobachtungen von Landsat- und Sentinel-2-Satelliten erstmals eine globale Übersicht, die Grundlagendaten für Schutzmaßnahmen liefern können. Die Analyse solcher Datensätze zeigt, dass Exposure gegenüber zu erwartenden Marine Hitzewellen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts je nach Szenario um das Sechsfache bis sechzehnfache ansteigen könnte. Besonders stark betroffen sind nördliche Regionen wie das Arktische Gebiet und der gemäßigte Nordpazifik. Hingegen könnten einige Gebiete in der südlichen Hemisphäre, wie Fjordregionen in Chile oder entlegene Inseln im Südozean, als potenzielle Klimarefugien dienen.
Dort wird erwartet, dass weniger massive Hitzeereignisse auftreten, was wiederum Möglichkeiten für gezielten Schutz und Förderung der Resilienz bietet. Die Nachhaltigkeit und Wiederherstellung von Tangwäldern innerhalb dieser Refugien könnten nicht nur lokal, sondern auch regional positive Wirkungen entfalten. Durch genetische Vernetzung und larvale Ausbreitung könnten gesunde Populationen als Quellen für die Wiederbesiedlung stärker betroffener Gebiete fungieren. Solche Gebiete sollten daher prioritär geschützt werden, was aktuell jedoch vielfach noch nicht in ausreichendem Maße geschieht. Einige der größten Flächen mit potenziellen Refugien, etwa in Patagonien und den Falklandinseln, sind entweder nicht oder nur sehr unzureichend in MPAs vertreten.
Das Management von Meeresschutzgebieten spielt eine zentrale Rolle dabei, die Auswirkungen anderer Stressfaktoren auf Tangwälder zu minimieren. Überfischung von Schlüsselräubern, Verschmutzung, zerstörerische Fischereipraktiken oder Land-basiertes Sediment- und Nährstoffeinträge können die Belastung für Tangwälder zusätzlich erhöhen. MPAs bieten den Rahmen, diese Faktoren nachhaltig zu kontrollieren und so Ökosysteme robuster gegenüber klimatischen Extremereignissen zu machen. Folglich sind gut verwaltete, restriktive Schutzbereiche effektiver als solche mit losen oder nur teilweisen Regelungen. Internationale Biodiversitätsziele verlangen eine stärkere Vertretung verschiedener Ökosysteme in wirksamen Schutzgebieten.
So setzt die globale Biodiversitätsstrategie der Vereinten Nationen das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Weltmeere effektiv zu schützen. Für schwebende Tangwälder ist dieses Ziel bisher kaum erreicht. Nur vereinzelt – vor allem in entlegenen Inselgebieten und Überseegebieten einzelner Staaten – sind diese Wälder ausreichend geschützt. Auf Kontinentalküsten und besiedelten Regionen ist dagegen der Schutz minimal. Dies erfordert ein Umdenken in den nationalen und internationalen Meeresschutzplänen, um die Repräsentation und Vernetzung von Tangwaldhabitaten auszubauen.
Darüber hinaus sind Schutzgebiete allein angesichts der prognostizierten Temperaturanstiege oft nicht ausreichend, um den langfristigen Erhalt von Tangwäldern sicherzustellen. Zusätzliche adaptive Managementstrategien müssen integrierend eingesetzt werden. Dazu gehören etwa die Wiederherstellung degradierter Bestände, die Zucht und Aussaat klimaresilienter Tangpopulationen, die Kontrolle von Seeigelherden sowie die Reduktion weiterer Umweltstressoren wie Abwässer und Siltation. Ein wichtiger Aspekt ist ebenfalls die transnationale Zusammenarbeit, da viele Tangwald-Ökosysteme grenzüberschreitend sind und koordinierte Maßnahmen entlang großer Küstenabschnitte erfordern. Weiterhin bleibt die Forschung zu den komplexen Reaktionen von Tangwäldern auf Hitzestress ein entscheidender Baustein.
Die Variabilität in der Widerstandsfähigkeit innerhalb und zwischen Arten, die Rolle von Nahrungsnetzwerken, genetische Anpassungsfähigkeit und mögliche Synergien mit anderen Stressfaktoren sind Gegenstand aktueller Studien. Satellitengestützte Langzeitbeobachtungen in Kombination mit lokalen ökologischen Untersuchungen bieten hier wertvolle Einblicke, die in konkrete Schutz- und Managementempfehlungen münden können. Kritisch zu sehen ist die Tatsache, dass das derzeitige Monitoring vor allem auf schwebende Tangarten fokussiert ist, während untertägige oder endemische Arten vielfach unterrepräsentiert bleiben. Diese Arten tragen ebenfalls erheblich zur Ökosystemfunktion bei und benötigen gesonderte Betrachtung im Rahmen von Schutzstrategien. Innovative Technologien wie multispektrale Bildgebung, Drohnen und autonome Unterwasserfahrzeuge ermöglichen zukünftig eine ganzheitlichere Erfassung der Biodiversität in Tangwäldern.
Zusammenfassend stellen schwebende Tangwälder eines der größten noch nicht ausreichend geschützten Habitate der Meere dar, die durch den Klimawandel und insbesondere marine Hitzewellen vor existenzielle Herausforderungen gestellt werden. Der dringend notwendige Ausbau wirksamer Schutzmaßnahmen, kombiniert mit einer klimabasierten Anpassung und verstärkter wissenschaftlicher Forschung, ist entscheidend, damit diese ökologischen Schatzkammern der Meere auch künftigen Generationen erhalten bleiben. Die globale Gemeinschaft steht damit vor der Aufgabe, die Bedeutung dieser marinen Ökosysteme endlich umfassend anzuerkennen und gezielt zu schützen.