In der heutigen Zeit schreitet die technologische Entwicklung in der Robotik rasant voran. Roboter sind längst nicht mehr nur mechanische Geräte, die fest programmierte Aufgaben erfüllen. Stattdessen sollen sie zunehmend in der Lage sein, mit Menschen auf intuitive Weise zu kommunizieren und zu interagieren. Genau hier setzt das Unternehmen Intempus an, das einen völlig neuen Ansatz verfolgt. Die Gründer von Intempus vertreten die Auffassung, dass Roboter idealerweise einen menschlichen physiologischen Zustand besitzen sollten.
Diese Idee könnte die Art und Weise revolutionieren, wie wir mit Maschinen umgehen – sowohl in der Industrie als auch im Alltag. Doch was bedeutet das konkret und warum ist das so wichtig? Intempus ist der Meinung, dass die Einbindung von physiologischen Daten, wie etwa Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit oder Temperatur, Robotern ermöglicht, nicht nur funktional zu agieren, sondern auch menschliche Emotionen und Zustände zu vermitteln. Diese Fähigkeit verbessert die Verständigung zwischen Mensch und Roboter und macht deren Bewegungen und Reaktionen vorhersehbarer und natürlicher. Ein zentraler Grund für diese Entwicklung ist, dass bisherige Roboter oft nur nach einem einfachen Modell agieren: Sie nehmen eine Information auf, verarbeiten diese und führen eine Aktion aus. Dieser Prozess ist in der Fachsprache das „A-zu-C“-Modell – von der Beobachtung (A) zur Handlung (C).
Menschen hingegen besitzen ein Zwischenelement, das Intempus als „physiologischen Zustand“ bezeichnet. Dieser B-Schritt umfasst Emotionen, körperliche Reaktionen und innere Zustände, die den Prozess zwischen Wahrnehmung und Handlung beeinflussen. Für Roboter wäre es eine große Herausforderung, wenn sie diese Komponente nicht berücksichtigen, denn viele unserer nonverbalen Signale stammen genau aus diesen physiologischen Reaktionen. Beispielsweise werden beim Menschen Stress, Freude oder Angst durch subtilste körperliche Veränderungen sichtbar, die oft nicht bewusst wahrgenommen werden, allerdings großen Einfluss auf zwischenmenschliche Kommunikation haben. Intempus arbeitet daran, Roboter nicht nur mit emotionalen Ausdrücken im Gesicht oder über Worte auszustatten, sondern vor allem über kinetische Bewegungen des Körpers.
Studien und Beobachtungen zeigen, dass Menschen einen Großteil ihrer unbewussten Signale aus der Bewegung von Armen, Torso und anderen Körperregionen ableiten. Interessanterweise gilt dies nicht nur für die Kommunikation zwischen Menschen, sondern auch für Interaktionen mit Tieren wie Hunden oder Katzen. Indem Roboter diese Bewegungen und emotionalen Zustände imitieren, können sie besser als soziale Partner wahrgenommen und verstanden werden. Dabei hat der Gründer von Intempus, Teddy Warner, selbst eine beeindruckende Biografie. Bereits in jungen Jahren ist er mit der Welt der Robotik vertraut und hat seine Fähigkeiten in einer Werkstatt verfeinert.
Während seiner Zeit im AI-Forschungslabor Midjourney stieß er auf die Problematik, dass viele KI-Modelle Schwierigkeiten mit räumlicher Wahrnehmung und sozialer Intelligenz haben. Er erkannte, dass dieser Mangel auch darauf zurückzuführen ist, dass die Trainingsdaten von Robotern stammen, die selbst kein echtes Verständnis der körperlichen oder emotionalen Welt besitzen. Diese Erkenntnis führte ihn zum innovativen Ansatz, Robotern physiologische Komponenten zu verleihen und so die Brücke zwischen digitaler Kognition und körperlicher Erfahrung zu schlagen. In der praktischen Forschung begann Warner zunächst mit der Auswertung von fMRT-Daten, die Hirnaktivitäten durch Veränderungen der Blutzufuhr messen. Da diese Methode jedoch nicht die gewünschten Ergebnisse zeigte, wandte er sich zukunftsweisenden Alternativen zu.
Eine vielversprechende Richtung stellte die Verwendung von Daten aus Polygraphen dar, die physiologische Parameter wie Schwitzreaktionen messen. Diese Daten gaben erste Hinweise darauf, wie emotionale Zustände mit körperlichen Veränderungen verknüpft sind – und wie diese in robotergestützte Systeme integriert werden können, um emotionale Intelligenz zu erzeugen. Mittlerweile umfasst Intempus‘ Forschung ein breites Spektrum an physiologischen Messgrößen – von Körpertemperatur über Herzfrequenz bis hin zu Photoplethysmographie. Letztere misst Veränderungen des Blutvolumens in kleinen Hautgefäßen und liefert wertvolle Informationen über den momentanen emotionalen und physiologischen Zustand eines Individuums. Durch diese vielfältigen Datenquellen kann ein komplexes Bild der emotionalen Lage gezeichnet und in die Steuerung eines Roboters eingespeist werden.
Das Unternehmen hat bereits erste Fortschritte erzielt. Obwohl Intempus erst im September 2024 gegründet wurde, gelang es, innerhalb kurzer Zeit Partnerschaften mit sieben Unternehmen aus der Robotikbranche aufzubauen. Diese Kooperationen zielen darauf ab, praktische Anwendungen und Pilotprojekte zu realisieren, die den Nutzen und die Auswirkungen dieser Technologie aufzeigen. Zudem wird das Vorhaben von Peter Thiels Thiel Fellowship unterstützt, einem renommierten Förderprogramm für junge Gründer, das einen finanziellen Rahmen von 200.000 US-Dollar über zwei Jahre bereitstellt und es Innovatoren ermöglicht, sich voll auf ihre Startups zu konzentrieren.
Ein entscheidender Vorteil der Integration physiologischer Zustände in Robotersysteme ist die Schaffung einer natürlich wirkenden emotionalen Komponente, die das Unheimliche Tal der Robotik – die oft als befremdlich oder unheimlich wahrgenommenen Maschinen – durchbricht. Wenn Roboter durch ihre Bewegungen und Reaktionen echte Emotionen simulieren können, wird das Erleben für den Menschen vertrauter und angenehmer. Dies hat weitreichende Implikationen für verschiedene Branchen: In der Pflege könnten Roboter empathisch auf Patienten reagieren, in der Produktion sensibler mit menschlichen Kollegen interagieren und im persönlichen Umfeld als soziale Begleiter fungieren. Die Vision von Intempus geht dabei über eine bloße Nachrüstung bestehender Roboter hinaus. Zwar konzentriert sich das Unternehmen zunächst darauf, vorhandene Systeme mit emotionalen Fähigkeiten auszustatten, dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft eigene Roboter mit einer umfassend integrierten emotionalen Intelligenz entwickelt werden.
Das Ziel ist klar: Roboter sollen nicht nur Werkzeuge sein, sondern empathische Partner, deren Verhalten vorhersehbar ist und deren Interaktionen mit Menschen intuitiv funktionieren. Intempus plant daher, in den kommenden Monaten sein Team zu erweitern, um die Forschung zu beschleunigen und die Technologien am Markt zu testen. Erste Feldversuche sollen zeigen, wie Nutzer auf emotional ausgestattete Roboter reagieren und wie sich die Kommunikation und Zusammenarbeit verbessert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Intempus einen wegweisenden Beitrag zur Evolution der Robotik leistet. Durch die Einbeziehung menschlicher physiologischer Zustände in die Steuerung von Robotern wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, das Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen um eine körperlich-emotionale Dimension erweitert.
Dies könnte langfristig dazu führen, dass Roboter nicht nur effizienter und flexibler arbeiten, sondern auch als soziale Akteure im Alltag akzeptiert werden. Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts und der steigenden Nachfrage nach empathischen Maschinen ist Intempus damit auf einem zukunftsweisenden Kurs, der die Beziehung zwischen Mensch und Maschine nachhaltig transformieren wird.