Die Landwirtschaft steht oft vor zahlreichen Herausforderungen, angefangen von wechselhaften Wetterbedingungen bis hin zu wirtschaftlichen und rechtlichen Hürden. Eine bemerkenswerte Geschichte aus Massachusetts zeigt, wie komplex und langwierig der Kampf eines Landwirts gegen Steuerforderungen sein kann – und wie sich geduldiges und hartnäckiges Vorgehen am Ende auszahlen kann. Bill Griggs, Eigentümer der Griggs Farm in Billerica, Massachusetts, führte einen acht Jahre andauernden Kampf gegen die Stadtverwaltung, nachdem ihm eine Forderung von 300.000 US-Dollar an rückständigen Grundsteuern auferlegt worden war. Letztendlich wurde nicht nur klar, dass diese Forderung unbegründet war, sondern Griggs erhielt sogar eine Rückerstattung von 31.
000 US-Dollar von der Stadt. Die Geschichte von Bill Griggs und seiner Farm, die seit rund 80 Jahren besteht, bietet wertvolle Einblicke in die Herausforderungen, denen landwirtschaftliche Betriebe bei der steuerlichen Bewertung und Einordnung ihrer Flächen begegnen können. Im Jahr 2022 wurde Griggs mit der Forderung konfrontiert, er schulde der Stadt Billerica 300.000 Dollar an nicht gezahlten Steuern. Dies war eine enorme Summe für ein Familienunternehmen, das seit Generationen in der Landwirtschaft tätig ist.
Der Grund für die Höhe der Forderung lag in einer Neubewertung des Grundbesitzes, bei der die Farm mit einem viel zu hohen Wert von 1,2 Millionen Dollar angesetzt worden war. Griggs war der Meinung, dass die Bewertung nicht nur unrealistisch, sondern auch fehlerhaft war, da sie die besonderen Bedingungen und Einschränkungen, die auf der landwirtschaftlichen Fläche lasteten, nicht berücksichtigte. Er wehrte sich und bestand darauf, eine genaue Aufschlüsselung der berechneten Steuern zu erhalten, um nachvollziehen zu können, wie sich die Summe zusammensetze. Ein zentrales Element seiner Argumentation war das Programm „Agricultural Preservation Restriction“ (APR) des Bundesstaates Massachusetts. Dieses Programm zielt darauf ab, landwirtschaftlich genutzte Flächen dauerhaft zu erhalten und einer sonst häufig drohenden Umwidmung oder Bebauung zu entziehen.
Im Rahmen dieses Programms erhalten Landwirte eine finanzielle Entschädigung für den Wertverlust, der dadurch entsteht, dass ihre Flächen nicht zum maximalen Marktwert verkauft oder bebaut werden können. Stattdessen unterliegen die Grundstücke einer dauerhaften Beschränkung und dürfen nur weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Das hat direkte Auswirkungen auf die steuerliche Bewertung dieser Flächen, denn unter dem APR-Programm werden sie nicht zum gewöhnlichen Marktwert, sondern zum deutlich niedrigeren landwirtschaftlichen Wert besteuert. Die Stadt Billerica hatte jedoch offenbar die Besonderheiten in Griggs’ Fall übersehen oder falsch bewertet. Teilweise war die Farm irrtümlich als Einzelhandelsfläche eingestuft worden, da Griggs neben der üblichen Feldbewirtschaftung auch Blumen sowie importiertes Gemüse verkaufte, um Ernteausfälle im Sommer auszugleichen.
Die Stadt betrachtete diese Aktivitäten offenbar als kommerzielle Nutzungen, was die Höhe der Steuerschuld naturgemäß maßgeblich beeinflusste. Griggs bestreitete jedoch vehement, dass sein Betrieb einen Einzelhandelscharakter habe oder gewerblich tätig sei. Diese Differenzen führten dazu, dass Griggs ab 2017 die Zahlung der Steuern einstellte und die Stadtverwaltung mit seinem Widerspruch herausforderte. Für den Landwirt wurde die Situation zunehmend zur finanziellen Belastung, die er als „nicht nachhaltig“ beschrieb, da er weder die enormen Zahlungen leisten konnte noch bereit war, für Steuern auf eine falsch bewertete Fläche einzutreten. Während dieses langwierigen Prozesses erhielten Griggs und seine Familie Unterstützung von lokalen Politikern und Mitgliedern des Gemeinderats.
Insbesondere Dina Favreau, die später Mitglied des Select Boards von Billerica wurde, setzte sich intensiv dafür ein, den Sachverhalt zu untersuchen und die Fehler in der Steuerbewertung aufzudecken. Ihre Untersuchungen bestätigten, dass Teile der landwirtschaftlichen Flächen von Griggs falsch kategorisiert und damit zu hoch besteuert worden waren. Letztlich führte die intensive Prüfung des Falls dazu, dass die Stadtverwaltung die Forderungen zurücknahm. Statt der erdrückenden Summe von 300.000 Dollar war die tatsächliche Steuerschuld wesentlich geringer, und es stellte sich sogar heraus, dass Griggs Geld vom Staat zurückerhielt – eine Rückzahlung von insgesamt 31.
000 Dollar. Der Fall Griggs Farm verdeutlicht mehrere wichtige Aspekte im Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Nutzung, Steuerrecht und kommunaler Bewertung. Die genaue Einordnung von landwirtschaftlichen Grundstücken ist komplex und führt häufig zu Missverständnissen und Fehlern. Gerade landwirtschaftliche Betriebe, die in gemischter Weise tätig sind – etwa durch den Verkauf von Produkten direkt ab Hof oder ergänzende Nebenbetriebe – können von Behörden anders eingeschätzt werden als von den Eigentümern selbst. Die Lawine an bürokratischen und finanziellen Verpflichtungen bringt Landwirte oft in schwierige Situationen, weshalb eine gründliche und faire Bewertung durch die zuständigen Behörden essenziell ist.
Darüber hinaus zeigt der Fall die Bedeutung von Programmen wie dem Agricultural Preservation Restriction (APR) in Massachusetts. Solche Initiativen tragen dazu bei, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und die bäuerliche Landwirtschaft langfristig zu sichern. Gleichzeitig schaffen sie auch klar definierte Rahmenbedingungen für steuerliche Bewertungen, die den charakteristischen Wert der landwirtschaftlichen Nutzung widerspiegeln. Ein weiterer Punkt ist die Rolle von politischem Engagement und lokaler Verwaltung bei der Lösung solcher Konflikte. Ohne die Untersuchung durch Mitglieder des Select Boards und deren offenherzige Suche nach der Wahrheit hätte sich die Situation für Griggs Farm womöglich weiter verschärft.
Es verdeutlicht, dass Landwirte aktiv den Dialog mit Behörden suchen und sich engagieren sollten, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Für Landwirte, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, stellt die Geschichte von Bill Griggs ein Beispiel für Ausdauer und das Recht auf faire Behandlung dar. Die komplexen rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen erfordern fundierte Kenntnisse und professionelle Unterstützung – sei es durch Rechtsberatung oder die Einbindung von Sachverständigen zur Grundstücksbewertung. Gleichzeitig erinnert die Geschichte daran, wie wichtig eine klare Kommunikation zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Behörden ist, um Missverständnisse zu vermeiden. In der aktuellen Zeit, in der die Landwirtschaft in den westlichen Industrieländern durch Herausforderungen wie Klimawandel, Preisdruck und Konkurrenz durch Industrieflächen stark belastet ist, kann die finanzielle Sicherheit durch faire Steuerpraxis einen bedeutenden Beitrag zur Stabilität von Familienbetrieben leisten.
Die Griggs Farm in Billerica bleibt ein lebendiges Beispiel dafür, dass ein langer Kampf sich lohnen kann – und dass gerechtigkeitsorientierte Programme wie das Agricultural Preservation Restriction auch wirklich Wirkung zeigen können. Die Geschichte erinnert daran, dass Landwirte als Rückgrat unserer Lebensmittelversorgung nicht nur fachlich, sondern auch rechtlich und finanziell geschützt werden müssen, um auch in Zukunft nachhaltig wirtschaften zu können.