Der Glaube an Geister und ein Leben nach dem Tod ist ein kulturelles und spirituelles Thema, das Menschen auf der ganzen Welt bewegt. Obwohl sich die religiösen Traditionen und spirituellen Praktiken stark unterscheiden, zeigt moderne Forschung, dass viele Grundüberzeugungen erstaunlich verbreitet sind. Eine umfassende Studie des Pew Research Centers, die mehr als 50.000 Erwachsene in 36 Ländern aus sechs Kontinenten befragte, offenbart eine gemeinsame menschliche Sehnsucht und einen universellen Glauben an das Übersinnliche und an die Möglichkeit eines Weiterlebens nach dem physischen Tod. Diese Umfrage macht deutlich, dass der Glaube an das Leben nach dem Tod und die Existenz von Geistern nicht nur in traditionellen religiösen Gemeinschaften verbreitet ist, sondern sich auch in weniger formellen oder neuen spirituellen Strömungen findet.
Über alle Altersgruppen hinweg – von jungen Erwachsenen bis zu älteren Menschen – zeigen sich signifikante spirituelle Überzeugungen. Dies unterscheidet sich vom klassischen Glauben an Gott, der weltweit eher bei älteren Menschen stärker ausgeprägt ist. Insbesondere jüngere Erwachsene tendieren laut der Untersuchung sogar etwas häufiger dazu, an Reinkarnation oder spirituelle Energien in der Natur zu glauben. Die Verbreitung des Glaubens an Geister in Tieren und in Naturobjekten ist bemerkenswert hoch. In Indien beispielsweise glauben 83 Prozent der Erwachsenen, dass Tiere über eine Geistigkeit verfügen können, während in Ländern wie der Türkei mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit 81 Prozent diesen Glauben teilen.
Auch in Argentinien, einem vorwiegend christlichen Land, sind es 76 Prozent, in Israel mit jüdischer Mehrheit etwa 70 Prozent der Befragten. Die Überzeugung, dass auch Berge, Flüsse oder Bäume mit einer spirituellen Energie ausgestattet sind, zeigt sich ebenfalls in vielen Kulturen. So sagen fast drei Viertel der Erwachsenen in Chile und Thailand, dass sie an die Präsenz solcher Energien glauben, während in Indonesien über die Hälfte diese Ansicht teilt. Überraschend ist, dass selbst in Ländern mit einem hohen Anteil an religios Nichtgebundenen wie Japan mehr als die Hälfte der Menschen an solche spirituellen Energien glaubt. Interessanterweise zeigt die Analyse, dass die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes nur begrenzt Einfluss auf den Glauben an solche spirituellen Konzepte hat.
Während traditionalle religiöse Praktiken und die Bedeutung von Religion im Alltag – etwa regelmäßiges Gebet oder Gottesdienstbesuche – in wirtschaftlich stärker entwickelten Ländern tendenziell abnehmen, bleibt der Glaube an etwas „Spirituelles jenseits der natürlichen Welt“ wie die Existenz von Geistern oder eines Lebens nach dem Tod weitgehend unabhängig vom Bruttoinlandsprodukt. So bekennen sich in reichen Ländern wie den USA rund 79 Prozent der Menschen zu dieser spirituellen Vorstellung, während in ärmeren Ländern unterschiedliche Werte existieren, die von starken Bindungen an solche Überzeugungen bis zu Skepsis reichen. Darüber hinaus sind kulturelle und religiöse Hintergründe entscheidende Faktoren, die die spirituellen Überzeugungen prägen. Muslime nennen häufig den Glauben an das Leben nach dem Tod als zentrale Überzeugung, er verläuft jedoch von Land zu Land unterschiedlich ausgeprägt. In Indien beispielsweise glauben weniger als die Hälfte der Muslime an ein Jenseits, während dieser Glaube in afrikanischen Ländern wie Kenia sehr verbreitet ist.
Hinduismus und Buddhismus hingegen betonen die Idee der Reinkarnation weithin, was durch die Resultate der Umfrage bestätigt wird. Wiederum zeigt sich, dass diese Überzeugung bei jungen Menschen teilweise stärker vertreten ist als bei älteren Generationen. Trotz aller Unterschiede und Nuancen verbindet viele Menschen die Vorstellung, dass der Tod nicht das Ende allen Seins ist. Diese Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, auf eine Fortexistenz der Seele oder des Geistes, bietet nicht nur Trost, sondern formt auch soziale Bräuche und spirituelle Praktiken, die weltweit sehr vielfältig sind. Das Ritual des Anzündens von Kerzen oder Räucherstäbchen als Zeichen geistiger Verbundenheit ist in vielen Kulturen verbreitet, besonders bei Hindus und Buddhisten, aber auch unter jüdischen Gruppen in den USA und Israel.
Die Umfrage zeigt zudem, dass spirituelle Überzeugungen oft unabhängig von einer formalen religiösen Bindung sind. Menschen, die sich als atheistisch oder agnostisch bezeichnen, neigen zwar dazu, in verschiedenen Religionen weniger gebunden zu sein, glauben jedoch nicht zwingend weniger häufig an spirituelle Phänomene oder das Weiterleben der Seele. Spiritualität als eigenständiges Konzept – das weder an äußere Religionsformen noch an Dogmen gebunden ist – gewinnt weltweit an Bedeutung und spricht insbesondere jüngere Generationen an. Die Dynamiken zwischen alter und neuer Spiritualität zeigen sich auch darin, dass traditionelle Maße für Religiosität, wie Gottesglauben oder religiöse Praxis, nicht immer eine direkte Korrelation mit allen spirituellen Überzeugungen haben. Wer regelmäßig betet, glaubt nicht zwangsläufig eher an Geister in Tieren oder glaubt an die Wirkung von Zaubersprüchen und Schicksalsdeutungen.
Dies weist darauf hin, dass Spiritualität heute mehrdimensional und facettenreich erlebt wird – jenseits klassischer Religionen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Glaube an Geister und ein Weiterleben nach dem Tod tief in der menschlichen Kultur verankert ist und sich weltweit in ähnlichen Formen zeigt. Unabhängig von Altersgruppen, wirtschaftlichem Status oder religiöser Zugehörigkeit suchen Menschen nach Antworten auf das Geheimnis des Lebens und des Todes. Die Vielzahl dieser Überzeugungen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede spiegeln die vielfältigen Wege wider, wie sich Menschen mit der transzendenten Dimension ihres Daseins auseinandersetzen. Mit jeder neuen Studie wächst unser Verständnis für die Komplexität und Reichhaltigkeit spiritueller Weltanschauungen.
Dabei wird deutlich, dass Spiritualität ein universelles Phänomen ist, das die Menschheit verbindet und dabei hilft, existenzielle Fragen nach Sinn, Tod und einer möglichen Existenz darüber hinaus zu beantworten. Dieser globale Perspektivwechsel fordert uns dazu auf, Spiritualität nicht nur als religiöse Angelegenheit zu betrachten, sondern als lebendigen Ausdruck menschlicher Kultur und Erfahrung, der auch in einer zunehmend säkularen Welt seine Bedeutung behält und weiterentwickelt.