Die Frage nach der Gehaltsgeschichte gehört zu den sensibelsten Momenten in einem Vorstellungsgespräch. Viele Bewerberinnen und Bewerber fühlen sich durch diese Frage unter Druck gesetzt, da die Angabe des bisherigen Gehalts schnell eine Verhandlungsfalle werden kann. Obwohl das Offenlegen des bisherigen Einkommens noch in vielen Bundesstaaten der USA legal ist, raten Experten dringend dazu, diese Information nur mit Bedacht zu teilen. Denn sie funktioniert oft als Anker, der die Folgeangebote des Arbeitgebers nach unten zieht und somit wertvolle Verdienstmöglichkeiten verschenkt. Dies ist nicht nur ein Thema in den USA, sondern auch hierzulande relevant, da sich die Gesprächsführung in Bewerbungssituationen immer weiter professionalisiert.
Es lohnt sich deshalb, eine durchdachte Antwortstrategien zu entwickeln, mit der Sie Ihre Position stärken und gleichzeitig offen und wertschätzend bleiben. Der Ursprung der Frage nach dem bisherigen Gehalt liegt häufig im Versuch der Arbeitgeber, eine schnelle Orientierung für ihre Budgetplanung zu erhalten. Dabei ist es verständlich, dass Unternehmen wissen möchten, welche Gehaltsspanne für den Bewerber attraktiv und angemessen ist. Jedoch birgt die Offenlegung der genauen Summe die Gefahr, dass sich das zukünftige Angebot an diesem Wert orientiert anstatt am Wert, den die Fähigkeiten und Erfahrungen des Kandidaten für das Unternehmen haben. Der sogenannte Ankereffekt, der in der Verhandlungstheorie gut dokumentiert ist, besagt, dass einmal gesetzte Zahlen schwer wieder verschoben werden können.
Ein weiteres Veränderungselement in diesem Zusammenhang ist, dass einige Bundesstaaten, wie Massachusetts, gesetzlich geregelt haben, dass Arbeitgeber nach dem bisherigen Gehalt nicht mehr fragen dürfen. Dies bedeutet, dass die Frage oftmals in eine andere Form umgewandelt wird, etwa indem statt des bisherigen Gehalts nach den Gehaltserwartungen gefragt wird. Diese neue Frage ist zwar rechtlich unbedenklich, kann jedoch leicht dazu führen, dass Bewerberinnen und Bewerber zu viele Informationen preisgeben. Denn sobald eine Zahl genannt wurde, ist es schwierig, die Verhandlung in eine höhere Gehaltsregion zu lenken. Der effektive Umgang mit der Frage nach der Gehaltsgeschichte erfordert also eine gewisse Strategie.
Ein erprobter und sehr wirkungsvoller Ansatz besteht darin, die Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, die darauf abzielt, den Wert der Position für das Unternehmen zu ermitteln und die eigenen Erwartungen nicht vorzeitig preiszugeben. Eine Formulierung, die sich dabei bewährt hat, lautet sinngemäß: „Ich möchte zunächst sicherstellen, dass die Position und ich gut zueinander passen. Deshalb würde ich gern verstehen, welchen Wert diese Rolle für Ihr Unternehmen hat.“ Diese Antwort erfüllt mehrere wichtige Funktionen: Zum einen wird keine Auskunft über das bisherige Gehalt gegeben, womit die Gefahr eines Ankereffekts umgangen wird. Zum anderen signalisiert sie, dass der Kandidat an einer beidseitig sinnvollen Zusammenarbeit interessiert ist und noch nicht überzeugt ist, was dem Arbeitgeber zeigt, dass die Verhandlung noch nicht beendet ist.
Nicht zuletzt bringt diese Antwort den potenziellen Arbeitgeber in die Position, sein Budget offen zu legen, was dem Bewerber als wertvolle Verhandlungsgrundlage dient. Darüber hinaus ist es ratsam, sich im Vorfeld über branchenübliche Gehälter zu informieren und die eigene Marktwert einzuschätzen. Diese Vorbereitung ermöglicht nicht nur eine realistische Einschätzung der eigenen Gehaltsforderungen, sondern auch eine sichere und selbstbewusste Kommunikation während des Gesprächs. Online-Portale, Gehaltsstudien und Netzwerke können hierbei wertvolle Informationen liefern. Diese Kenntnisse sollten mit der persönlichen Erfahrung, erworbenen Qualifikationen und den spezifischen Anforderungen der angestrebten Position abgewogen werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Gehaltsverhandlungen nicht nur über die Höhe des Grundgehalts laufen, sondern weitere Bestandteile beinhalten können wie Boni, Urlaubszeiten, flexible Arbeitszeiten oder Weiterbildungsangebote. Indem Sie diese Aspekte mit in die Verhandlung einbeziehen, zeigen Sie nicht nur Ihre Wertschätzung für das Gesamtpaket, sondern erhöhen auch Ihre Verhandlungsoptionen. Das sinnvoll einzubringen ist besonders dann vorteilhaft, wenn das Unternehmen hinsichtlich des Fixgehalts eingeschränkt ist. Ein offener und transparenter Dialog mit dem Recruiter oder dem Personalverantwortlichen ist der Schlüssel zum Erfolg. Es empfiehlt sich, bei Unsicherheiten freundlich nachzufragen, wie man gegenwärtig Gehälter für die betreffende Position ansetzt oder ob es festgelegte Gehaltsbänder gibt.
Diese Fragen demonstrieren Professionalität und Interesse am Unternehmen, ohne die Verhandlungsposition zu schwächen. Zugleich vermeiden Sie es, eine zu niedrige oder zu hohe Gehaltsvorstellung zu nennen, die entweder Ihre Chancen beeinträchtigen oder unrealistische Erwartungen wecken könnte. Zusätzlich sollte man im Blick behalten, dass Personalvermittler, insbesondere solche, die für Agenturen arbeiten, oft einen anderen Anreiz haben als interne Recruiter. Da ihre Provisionen häufig prozentual am Gehalt des Bewerbers bemessen werden, sind sie daran interessiert, ein möglichst hohes Gehalt auszuhandeln. Dieser unterschiedliche Interessenskonflikt kann in manchen Situationen für die Bewerberin oder den Bewerber von Vorteil sein, da Agenturvermittler oft wertvolle Informationen über den Stellenmarkt und die Gehaltsspannen haben und diese gezielt weitergeben, um eine erfolgreiche Vermittlung zu sichern.
Ein weiterer Tipp ist, eigene Erfolge und den Mehrwert, den man dem künftigen Arbeitgeber bieten kann, klar hervorzuheben. Indem Sie konkret darlegen, wie Ihre Qualifikationen und Erfahrungen zum Unternehmenserfolg beitragen, rechtfertigen Sie eine höhere Gehaltsforderung. Dies verschafft Ihnen eine deutlich bessere Ausgangsposition in den Verhandlungen und zeigt, dass Ihr Wert nicht an Ihrem bisherigen Gehalt gemessen wird, sondern am zukünftigen Nutzen für das Unternehmen. Abschließend ist zu sagen, dass Gehaltsverhandlungen keine Einbahnstraße sind. Es geht darum, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden, die die Motivation und Leistung der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters langfristig sichert.
Wer sich gut vorbereitet, klare Strategien verfolgt und wissentlich auch auf taktische Verhalten setzt, kann am Ende des Gespräches deutlich erfolgreicher aus den Verhandlungen hervorgehen. Die Kunst liegt darin, den Dialog auf Augenhöhe zu führen, sich nicht in die Defensive drängen zu lassen und die eigenen Interessen selbstbewusst zu vertreten. Zögern Sie also nicht, die Frage nach Ihrem bisherigen Gehalt geschickt zu umgehen und stattdessen zu erkunden, welchen Wert Ihr zukünftiger Arbeitsplatz für das Unternehmen hat. So legen Sie den Grundstein für faire Bezahlung und langfristigen beruflichen Erfolg.