In der dynamischen Welt der sozialen Medien gewinnen Datenschutz und die Rechte der Nutzer*innen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere mit dem rasanten Fortschritt von Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning rückt der Schutz persönlicher Daten stärker in den Fokus. Die dezentrale Social-Media-Plattform Mastodon hat nun ihre Nutzungsbedingungen grundlegend überarbeitet und den Einsatz von Nutzerdaten für KI-Modelle ausdrücklich verboten. Dieser Schritt folgt auf ähnliche Änderungen bei anderen großen Plattformen und zeigt den wachsenden Widerstand gegen die umfassende Nutzung von Daten für automatisierte Trainingssysteme. Mastodon ist eine Plattform, die sich durch ihre Dezentralisierung vom klassischen Social-Media-Modellen abhebt.
Anders als bei zentralisierten Anbietern ist Mastodon über zahlreiche Instanzen verteilt, die von verschiedenen Organisationen und Communities betrieben werden. Die wohl bekannteste Instanz ist Mastodon.social, auf der die neuen Regelungen ab dem 1. Juli 2025 verbindlich werden. Diese Änderung schränkt das automatisierte Sammeln und die Nutzung von Daten stark ein, insbesondere wenn diese dazu verwendet werden sollen, große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) oder andere KI-Systeme zu trainieren.
In einer E-Mail an seine Nutzer*innen verdeutlichte Mastodon diese rechtliche Änderung mit klaren Worten: Das Scrapen von Nutzerdaten für nicht genehmigte Zwecke, einschließlich der Verwendung für KI-Training, ist ausdrücklich untersagt. Das bedeutet, dass automatisierte Systeme wie Spider, Bots oder Scraper, die bislang Daten extrahieren konnten, um beispielsweise Textmodelle zu trainieren, künftig nicht mehr auf der Mastodon.social-Instanz operieren dürfen. Die Nutzungsbedingungen umfassen eine umfassende Definition solcher automatisierter Systeme und verbieten deren Einsatz, wenn er nicht den zulässigen Ausnahmen wie Suchmaschinen oder menschlicher Interaktion entspricht. Dieser Schritt reagiert auch auf aktuelle Entwicklungen bei anderen Plattformen.
Bereits Twitter, inzwischen unter der Führung von Elon Musk als Plattform X bekannt, hatte ähnliche Verbote eingeführt. Auch große Unternehmen wie OpenAI, Reddit und The Browser Company haben ihre Nutzungsrichtlinien angepasst, um das Trainieren von KI-Modellen auf den Daten ihrer Nutzer*innen zu verhindern. Die wachsende Resistenz gegen automatisiertes Datensammeln verdeutlicht einen Trend hin zu mehr Kontrolle und Transparenz hinsichtlich der Verarbeitung persönlicher Daten im digitalen Raum. Wichtig ist zu verstehen, dass diese Einschränkungen lediglich für die Mastodon.social-Instanz gelten und nicht automatisch auf andere Instanzen innerhalb des sogenannten Fediverse übertragen werden.
Da Mastodon dezentral organisiert ist, haben Betreiber anderer Server weiterhin die Freiheit, eigene Nutzungsbedingungen zu definieren. Dies könnte dazu führen, dass Daten von Nutzer*innen anderer Instanzen weiterhin für KI-Trainingszwecke extrahiert werden, sofern die jeweiligen Betreiber dies nicht explizit unterbinden. Neben der datenschutzbezogenen Änderung führt Mastodon auch eine Erhöhung der Altersbeschränkung für Nutzer*innen ein. Künftig ist eine Registrierung erst ab 16 Jahren möglich, weltweit. Damit wird die bisher geltende Altersgrenze von 13 Jahren, gültig lediglich für die USA, global angehoben.
Dieser Schritt unterstreicht die Bemühungen der Plattform, eine sicherere und verantwortungsvollere Umgebung für ihre Community zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf junge Nutzer*innen. Die neuen Nutzungsbedingungen von Mastodon haben eine Reihe von Implikationen für den Umgang mit Nutzer*innendaten und die Entwicklung von KI. Künstliche Intelligenz lebt von der Verfügbarkeit großer Datenmengen, die zur Erstellung und Verbesserung von Modellen verwendet werden. Soziale Netzwerke stellen in diesem Kontext eine attraktive Quelle dar, weil sie eine Fülle an vom Menschen generierten Texten, Bildern und Interaktionen enthalten. Mit den neuen Verboten schränken Plattformen wie Mastodon künftig die Verfügbarkeit solcher Daten deutlich ein und setzen ein klares Zeichen für Datenschutz und Rechte der Nutzer*innen.
Gleichzeitig wirft die Regulierung mehrere Fragen auf. Wie durchsetzbar sind derartige Verbote im dezentralen Web? Wie werden Techniken wie das Web Scraping oder der Einsatz von Bots künftig kontrolliert? Mastodon adressiert diese Probleme vor allem durch die rechtliche Absicherung in seinen Nutzungsbedingungen. Dennoch bleibt die praktische Umsetzung eine Herausforderung, da viele technische Möglichkeiten zur Datenextraktion weiterhin bestehen. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen und Entwickler*innen von KI-Systemen vor neuen Hindernissen. Ohne die Möglichkeit, auf frei zugängliche Daten großer sozialer Netzwerke zuzugreifen, könnte sich die Entwicklung von Sprachmodellen oder anderen automatisierten Systemen verlangsamen oder teurer werden.
Ressourcenschonendere Methoden oder Kooperationen mit Datenanbietern könnten künftig stärker gefragt sein, um den Bedarf an Trainingsdaten zu decken. Die Entwicklung wirft auch grundlegende ethische Überlegungen auf. Nutzer*innen erwarten zunehmend, respektvoll behandelt zu werden und transparent darüber informiert zu sein, wie ihre Daten genutzt werden. Die überarbeitete Mastodon-Richtlinie trägt diesen Erwartungen Rechnung und setzt einen Maßstab für Plattformen im Umgang mit technischen Innovationen sowie den Schutz der Privatsphäre. Zusammenfassend zeigt die Neuausrichtung von Mastodon, wie sehr sich die Landschaft sozialer Netzwerke im Angesicht von KI-Wachstum verändert.