Die Einführung von Körperkameras bei Strafverfolgungsbehörden galt lange als ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Transparenz, Verantwortlichkeit und Vertrauen zwischen Polizei und Öffentlichkeit. Insbesondere im Zusammenhang mit der Protestbewegung um George Floyd im Jahr 2020 wurde der Einsatz von Bodycams zu einem Symbol für den Willen, Polizeihandlungen besser zu dokumentieren und mögliche Machtmissbräuche zu minimieren. Die Drug Enforcement Administration (DEA) gehörte zu den Bundesbehörden, die sich diesem Trend früh angeschlossen haben. Doch nur wenige Jahre nach dem Start ihres eigenen Programms distanziert sich die DEA überraschend von dieser Technologie – und setzt die Nutzung von Körperkameras aus. Anfang April 2025 informierte die DEA intern ihre Mitarbeiter darüber, dass die Nutzung von Bodyworn Cameras mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde.
Die offizielle Begründung stützt sich dabei auf die politische Wende in Washington sowie die Rücknahme einer vermittelst des früheren Präsidenten Joe Biden eingeführten Regelung, die seit 2022 die Nutzung von Körperkameras für alle Bundesbehörden vorschrieb. Unter der Trump-Administration erfolgte die Streichung dieser Verpflichtung, der sich die DEA nun konsequent anschloss. Überraschend ist jedoch, dass andere wichtige Bundesbehörden wie das U.S. Marshals Service und das Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives weiterhin an der Nutzung von Körperkameras festhalten.
Der Schritt der DEA bedeutet nicht nur eine Abkehr von einem bis dahin als positiv bewerteten Instrument, sondern wirft auch Fragen auf: Welche Auswirkungen hat das auf die Transparenz bei Einsätzen, bei denen es unter anderem um die Drogenbekämpfung in den USA geht? Wie profitieren die Beamten selbst von der Dokumentation ihrer Einsätze, und welche Rolle spielt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Arbeit staatlicher Stellen? Dabei ist die Diskussion um Körperkameras vielschichtig und betrifft nicht nur juristische oder technische Fragen, sondern auch grundlegende ethische und gesellschaftliche Aspekte. Die Einführung von Körperkameras durch die DEA war Anfang 2021 ein großer Schritt. Damals wurde der Einsatz mit einer verbesserten Transparenz begründet, die sowohl der Öffentlichkeit als auch den Einsatzkräften helfen sollte, Vorfälle sachlich nachvollziehen zu können. Die Kameras wurden zunächst bei Einsätzen innerhalb der USA getragen, vor allem bei geplanten Festnahmen oder Durchsuchungen, für die ein richterlicher Beschluss vorlag. Diese Strategie zielte darauf ab, sensible Situationen lückenlos zu dokumentieren und gleichzeitig den Datenschutz sowie operative Belange zu berücksichtigen.
Das Programm wurde sorgfältig implementiert, mit klaren Regeln für das Handling von Videoaufnahmen, insbesondere wenn es zu Gewaltanwendung kam. Die Beweiskraft von Körperkamera-Videos war von Anfang an als wichtige Unterstützung bei internen Ermittlungen und vor Gericht anerkannt. Viele ehemalige Bundesanwälte betonten, dass Bodycam-Aufnahmen häufig beweisen, dass die Polizeibeamten korrekt handelten und unbegründete Anschuldigungen entkräften. Dennoch endet diese positive Entwicklung vor dem Hintergrund einer neuen politischen Priorisierung. Die Trump-Administration stufte diverse Vorgaben der Vorgängerregierung als hinderlich oder „schädlich“ ein und rollte sie zurück.
Mit dieser politischen Kehrtwende wurde auch die verpflichtende Nutzung von Körperkameras im Bundesdienst aufgehoben. Die DEA folgte dem Beispiel und trennte sich von einer Technologie, die zuvor millionenschwer angeschafft und etabliert worden war. Der Vertrag mit Axon, einem führenden Anbieter von Bodycams und der dazugehörigen Software, bleibt zwar formal bestehen, doch nur ein Bruchteil der vereinbarten Mittel wurde abgerufen. Kritiker sehen in diesem Schritt eine Schwächung der Polizeirechenschaftspflicht und einen Rückschlag für die Bemühungen um eine moderne und transparente Strafverfolgung. Die Erfahrungen aus Städten und Bundesländern zeigen, dass der Einsatz von Körperkameras nicht nur das Verhalten der Beamten positiv beeinflussen kann, sondern auch die Zahl der Beschwerden gegen Polizeieinsätze reduziert, sei es durch tatsächliche Verhaltensänderungen oder die Vermeidung von unbegründeten Anschuldigungen.
Darüber hinaus dienten die Aufnahmen auch als wertvolles Instrument für Ausbildung und Weiterbildung innerhalb der Polizeibehörden. So konnten echte Fallbeispiele zur Schulung genutzt werden, um das Vorgehen in kritischen Situationen zu verbessern und Fehler zu vermeiden. Auch Experten für zivile Polizeiaufsicht warnen davor, dass ohne diese Videos wichtige Kontroll- und Lernmöglichkeiten verloren gehen. Auf der anderen Seite nennen die Gegner der umfassenden Bodycam-Pflicht Herausforderungen wie Datenschutzbedenken, technische und logistische Probleme bei der Speicherung großer Datenmengen sowie die Kosten für Wartung und Personal. Insbesondere die Frage, wie lange Aufnahmen gespeichert werden und wer Zugriff darauf hat, führte immer wieder zu Diskussionen.
Dennoch bleibt die Entscheidung, die Körperkameras abzuschaffen, ein umstrittener Schritt, der in der öffentlichen Debatte auf wenig Verständnis stößt. Die Entscheidung der DEA könnte auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen Bundes- und lokalen Strafverfolgungsbehörden haben. Einige kommunale Polizeien hatten sich bereits davor zurückgehalten, an Bundes-Task-Force-Einsätzen teilzunehmen, wenn von ihnen verlangt wurde, auf ihre eigentlichen Bodycams zu verzichten und stattdessen die Bundesgeräte zu nutzen. Für viele lokale Beamte spielt der Schutz durch eigene Aufnahmen eine wichtige Rolle bei der täglichen Arbeit. Zudem wirft die Entwicklung ein Schlaglicht auf den Einfluss politischer Entscheidungen im Bereich der Strafverfolgung und ihrer Technik an.