Mastodon, als eine der führenden Plattformen im dezentralisierten sozialen Netzwerk, hat kürzlich seine neuen Nutzungsbedingungen für die Instanzen mastodon.social und mastodon.online veröffentlicht. Die Änderungen treten am 1. Juli 2025 in Kraft und bringen vor allem Klarstellungen mit sich, ohne dabei grundlegende Politik- oder Betriebsänderungen zu verursachen.
Diese Aktualisierung ist nicht nur für Nutzer dieser beiden Server relevant, sondern könnte auch als Vorlage für andere Instanzen im Fediverse dienen, sobald das Mastodon-Update 4.4 ausgerollt wird. Die Bekanntgabe erfolgte durch Eugen Rochko, den Gründer von Mastodon, auf seinem Account @Gargron@mastodon.social. Er betonte, dass die Anpassungen der Nutzungsbedingungen zur Verbesserung der Transparenz und des Verständnisses vorgenommen wurden.
Ein Kernelement der neuen Regelungen betrifft die Rechte an von Nutzern hochgeladenen Inhalten. Nutzer behalten alle Rechte an ihren Beiträgen, gewähren Mastodon jedoch die Erlaubnis, diese Inhalte anderen Nutzern sichtbar zu machen. Das verdeutlicht den Umgang mit urheberrechtlich geschützten Inhalten innerhalb der Plattform und stellt sicher, dass Mastodon keine Eigentumsrechte an Nutzerdaten beansprucht. Eine weitere essentielle Änderung betrifft das Verbot des sogenannten „Scrapings“. Obwohl das automatisierte Sammeln und Auslesen von Daten schon zuvor untersagt war, ist diese Praxis nun explizit in den neuen Nutzungsbedingungen verboten.
Das Verbot ist vor allem relevant, da viele Nutzer und Entwickler innerhalb der Mastodon-Community besorgt sind, wie externe Dienste oder Unternehmen diese Daten nutzen könnten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Training großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLM) wie denen von Meta. Die Einschränkung zielt darauf ab, den Schutz der Nutzerdaten zu stärken sowie den Missbrauch von Informationen und die unautorisierte Nutzung von Inhalten zu verhindern. Die Einführung klar formulierter Regeln hat jedoch auch Fragen aufgeworfen. Einige Community-Mitglieder äußerten Bedenken hinsichtlich des Ausschlusses bestimmter automatisierter Systeme. Beispielsweise betrifft dies RSS-to-Mastodon-Relay-Bots und ähnliche Dienste, die bislang eine wichtige Rolle im Austausch und der Verbreitung von Informationen spielten.
Die Großzügigkeit und Offenheit gegenüber verschiedenen technischen Werkzeugen und Integrationen sind zentrale Werte für viele Mastodon-Nutzer, weshalb ein strenges Scraping-Verbot auch gemischte Reaktionen hervorruft. Zusätzlich sorgte die Einführung eines Bindungs-Schiedsverfahrens (Arbitration Clause) für Diskussionen. Diese Regelung sieht vor, dass eventuelle Streitigkeiten zwischen Nutzern und der Plattform durch ein rechtsverbindliches Schiedsverfahren geklärt werden, statt durch herkömmliche Gerichtsprozesse. Kritiker argumentieren, dass dies die Rechte der Nutzer einschränken könnte und fordern eine offene Debatte sowie transparente Erläuterungen zu den Beweggründen für diese Entscheidung. Hardwarehersteller und andere Internetdienste setzen vielfach Schiedsverfahren ein, um langwierige und teure Gerichtsprozesse zu vermeiden, wobei die Wahrnehmung der Nutzerrechte jedoch sorgsam beachtet werden muss.
Ein weiterer Diskussionspunkt betrifft die Dauer der Datenspeicherung, insbesondere die Klausel zur Datenaufbewahrung „in Ewigkeit“. Einige Nutzer und Mitglieder anderer Instanzen wollten mehr Informationen darüber, wie Daten dauerhaft gespeichert werden und welche Rechte sie hinsichtlich der Löschung ihrer Inhalte haben. Die fehlende explizite Erwähnung von Löschungsprozessen führte zu Unklarheiten, da Datenschutzbestimmungen wie die DSGVO Nutzern das Recht einräumen, ihre Daten zu löschen oder die Einwilligung zurückzuziehen. Die Mastodon-Verwaltung hat auf Anfragen zu diesem Thema signalisiert, dass die Datenschutzrichtlinie auch weiterhin die Grundlage bildet und Nutzer ihre Rechte gegenüber der Instanz wahrnehmen können. Die Veröffentlichung der neuen Nutzungsbedingungen fand parallel zu technischen Entwicklungen statt.
Mit der Veröffentlichung des Mastodon-Updates 4.4 wird das Verfügbarmachen der neuen Nutzungsbedingungen als optische Vorlage für andere Instanzen möglich, die damit ihre eigenen Regeln klarer und einheitlicher formulieren können. Dies stärkt die Kohärenz im Ökosystem und bietet Administratoren eine einfache Möglichkeit, juristische Sicherheitsanforderungen umzusetzen. Eine Besonderheit von mastodon.social ist, dass es vom Mastodon gGmbH Non-Profit-Unternehmen betrieben wird.
Diese steuerbefreite Struktur steht im Gegensatz zu vielen kommerziellen sozialen Netzwerken und unterstreicht Mastodons Anspruch eines werbefreien, algorithmusfreien und nutzerorientierten Netzwerks. Mit über 266.000 aktiven Nutzern auf mastodon.social allein bestätigt sich der Stellenwert und die Bedeutung der Plattform im wachsenden Fediverse. Neben den technischen und rechtlichen Aspekten stellt die Diskussion um die Nutzungsbedingungen auch wichtige Kommunikations- und Transparenzfragen in den Vordergrund.
Einige Nutzer äußerten etwa die Schwierigkeit, die neuen Regeln schnell zu finden und vollständig zu verstehen, da der Link zur geltenden ToS zeitweise nicht korrekt im Footer der Webseite angezeigt wurde. Mastodons Team reagierte darauf mit der Ankündigung eines baldigen Fixes, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Die Debatte zeigt, dass rechtliche Anpassungen bei dezentralen Projekten wie Mastodon stets eine Balance zwischen Schutz, Offenheit und Nutzerrechten finden müssen. Das Beispiel der Nutzungsbedingungen von mastodon.social und mastodon.
online verdeutlicht, wie wichtig es ist, klare Regeln zu formulieren, die gleichzeitig die Grundprinzipien der Dezentralisierung nicht gefährden. Für Nutzer heißt das konkret, dass sie ihre Rechte an den eigenen Inhalten behalten, aber wichtige Nutzungseinschränkungen beachten müssen, besonders im Hinblick auf automatisierte Datensammlung oder die Weitergabe persönlicher Inhalte. Gleichzeitig steckt in den Bestimmungen eine Einladung an die gesamte Fediverse-Gemeinschaft, an der Weiterentwicklung mitzuwirken und offene Fragen, wie die zu Arbitration oder Datenlöschung, konstruktiv und transparent zu klären. Auch wenn die Änderungen keine radikalen Operationen oder Richtlinienverschiebungen darstellen, sind sie ein Meilenstein auf dem Weg zu einem rechtssichereren und nutzerfreundlicheren Mastodon. Für alle Beteiligten bedeutet das, sich mit den Details der Neuerungen auseinanderzusetzen, kritische Punkte anzusprechen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass das Fediverse ein offener, sicherer und attraktiver Ort für digitale Kommunikation bleibt.
Die Einführung dieser neuen Nutzungsbedingungen könnte zudem als Vorbild für andere Instanzen dienen, die bald ähnliche Regelwerke implementieren könnten, um den wachsenden Anforderungen an Datenschutz und Nutzerrechte gerecht zu werden. Die Mastodon-Community wird nach wie vor wachsen und sich weiterentwickeln – mit Nutzungsbedingungen, die diesen Wandel begleiten und gestalten. Nutzer sollten daher die neuen Regelungen genau lesen, Fragen stellen, und sich aktiv an Diskussionen beteiligen, um die Werte und Grundsätze des Fediverse weiterhin zu stärken und zu bewahren.