Der US-amerikanische Wohnungsmarkt befindet sich in einer ungewöhnlichen Situation. Während die Generation Z – junge Erwachsene, die gerade erst in das Berufsleben eintreten oder bereits Fuß gefasst haben – den Wunsch hegen, Eigentum zu erwerben, verharren viele Babyboomer, die älteste noch signifikant am Markt beteiligte Generation, in ihren Häusern. Ein solcher Stillstand führt dazu, dass weniger Immobilien im Angebot sind, was für alle Altersgruppen spürbare Folgen nach sich zieht. Doch was sind die Ursachen für dieses Phänomen und welche Auswirkungen hat es konkret auf junge Käufer, den Gesamtmarkt und vielleicht auch auf die Gesellschaft? Historisch gesehen wechselten US-Häuser relativ häufig den Besitzer. Im Jahr 2005 betrug die durchschnittliche Besitzdauer eines Eigenheims noch rund 6,5 Jahre.
Diese Zahl hat sich bis 2024 fast verdoppelt und liegt nun bei knapp 11,8 Jahren. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Zum einen spielen finanzielle Überlegungen eine wichtige Rolle. Besonders viele Babyboomer haben ihre Immobilien bereits schuldenfrei erworben. Über die Hälfte dieser Eigentümer haben keine ausstehenden Hypotheken mehr, wodurch die monatlichen Kosten für Wohneigentum, inklusive Versicherungen und Grundsteuern, vergleichsweise niedrig ausfallen – im Durchschnitt um die 600 US-Dollar monatlich.
Für diese Gruppe ergibt sich somit ein hoher finanzieller Anreiz, im eigenen Zuhause zu bleiben. Zum anderen wirken staatliche Steuerregelungen, wie zum Beispiel Kaliforniens Proposition 13, die die jährliche Erhöhung der Grundsteuer begrenzt, als zusätzlicher Hemmschuh für einen Wohnungswechsel. Solche politischen Rahmenbedingungen fördern das sogenannte „Aging in Place“ – also das Verbleiben im eigenen Heim auch im Alter. Die langfristige Bindung vieler Babyboomer an ihr Eigentum bewirkt jedoch einen unerwarteten Engpass für junge Menschen, vor allem die Generation Z, die aktiv auf der Suche nach Einsteigerimmobilien sind. Durch die geringe Fluktuation verringert sich das Angebot auf dem markt, was die Preise weiter in die Höhe treibt und den Zugang zu erschwinglichen Wohnungen erschwert.
Betroffen sind neben den jungen Generationen auch Millennials und die Generation X, die vermehrt dazu gezwungen sind, in ihren Erstwohnungen länger zu verweilen, da ihnen ein aufstiegsorientierter Immobilienwechsel (beispielsweise in größere Häuser oder attraktive Stadtviertel) kaum möglich ist. Während zwischen 2005 und 2020 die durchschnittliche Hausbesitzzeit kontinuierlich anstieg, kam es in der Pandemiezeit kurzzeitig zu einem leichten Rückgang. Die außergewöhnlich hohe Verkaufsaktivität während des Corona-bedingten Immobilienbooms führte zu mehr Transaktionen, allerdings hat sich diese Entwicklung inzwischen wieder normalisiert. Infolge steigender Hypothekenzinsen und sinkender Verkaufszahlen ist zu erwarten, dass die durchschnittliche Besitzdauer künftig sogar noch einmal ansteigt. Experten prognostizieren, dass der Markt damit auf absehbare Zeit weiterhin von geringer Bewegung geprägt sein wird.
Diese Entwicklung hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Immobilienmarkt und die Gesellschaft. Junge Menschen, die oft noch über keine großen Ersparnisse verfügen, finden es zunehmend schwerer, den Sprung in die eigenen vier Wände zu schaffen. Parallel dazu erschweren hohe Mieten und lange Wartezeiten auf günstigen Wohnraum ihre finanzielle und persönliche Entwicklung. Die Hoffnung auf Eigentum rückt für viele in weite Ferne, was auch langfristige Konsequenzen für deren Vermögensbildung und wirtschaftliche Stabilität mit sich bringt. Gleichzeitig bleiben Renditechancen für Investoren und Makler begrenzter, da die insgesamt niedrigere Verkaufsaktivität für weniger Bewegung auf dem Markt sorgt.
Hinzu kommt, dass der demografische Wandel und die Altersstruktur der Bevölkerung die Angebotsseite weiter beeinflussen. Ältere Eigentümer bleiben nicht nur länger in ihren Häusern, sondern entscheiden sich oft auch gegen den Umzug in Seniorenheime oder betreute Wohnanlagen – sei es aus Sentimentalität, Gesundheitsgründen oder schlicht aufgrund kostspieliger Alternativen. Der Trend zum „Aging in Place“ führt so zu einer Verknappung von frei werdenden Objekten und zwingt andere Generationen zu Kompromissen bei der Standortwahl oder beim Wohnstandard. Eigenheimbesitz war historisch in den USA ein wichtiger Baustein zur Sicherung des Wohlstands. Doch das aktuelle Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, verursacht durch die geringe Mobilität älterer Eigentümer und die hohen Einstiegshürden für junge Käufer, stellt den gesamten Wohnungsmarkt vor Herausforderungen.
Staatliche Maßnahmen könnten hier ansetzen, beispielsweise durch steuerliche Anreize für den Verkauf oder die Umwandlung von großen Familienhäusern in Mehrfamilienwohnungen, um die Fluktuation zu erhöhen. Auch eine Reform von Grundsteuerregelungen, die Heimverbleib fördert, könnte überdacht werden, ohne den Schutz vor unangemessenen Steigerungen zu verlieren. Eine weitere interessante Facette ist die Rolle der Hypothekenzinsen. Niedrige Zinsen in den vergangenen Jahren haben viele ältere Eigentümer an ihren Immobilien gehalten, weil sie günstige Finanzierungsbedingungen hatten, die heute nicht mehr zu erzielen sind. Diese „Zinsfalle“ wirkt wie ein zusätzlicher Lockdown für den Immobilienmarkt.
Sollten die Zinsen allerdings wieder sinken, könnte dies einen Impuls für mehr Verkäufe geben – doch ein solcher Zeitpunkt ist derzeit nicht absehbar. Auf der anderen Seite erhöht der Wunsch der Generation Z, trotz dieser widrigen Bedingungen in Immobilien zu investieren, den Druck auf den Markt weiter. Junge Käufer sind bestens informiert und suchen gezielt nach günstigen Möglichkeiten, sei es durch alternative Finanzierungsmodelle, Investitionen außerhalb der Ballungszentren oder durch Beteiligung an Immobiliengenossenschaften. Aber der Weg in die eigenen vier Wände bleibt dennoch steinig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der US-Wohnungsmarkt aktuell durch eine markante Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage geprägt ist, welche hauptsächlich durch die niedrige Immobilienfluktuation der Babyboomer und die aufstrebende Kaufkraft der Generation Z verursacht wird.
Diese Situation verengt die Wahlmöglichkeiten für Interessenten erheblich und hält die Preise hoch. Ohne gezielte politische und gesellschaftliche Maßnahmen wird sich der Trend vermutlich fortsetzen, was den Zugang zum Wohneigentum nachhaltig erschwert und potenziell soziale Ungleichheiten verstärkt. Innovation und Flexibilität sind gefragt, um dem Stillstand entgegenzuwirken. Ob durch neue Finanzierungslösungen, Anpassungen in der Stadtplanung oder die Förderung von Neubauprojekten – an zahlreichen Stellen könnten Impulse gesetzt werden, um den Wohnungsmarkt wieder in Bewegung zu bringen. Auf individueller Ebene bleibt der Traum vom Eigenheim für viele ein Ziel, das engagierte Vorbereitung und Kreativität erfordert.
Doch die Hoffnung auf ein Umdenken in Politik und Markt besteht, um die Wünsche und Bedürfnisse sowohl der Generation Z als auch der älteren Hausbesitzer in Einklang zu bringen. Nur so kann ein nachhaltiger, vielfältiger und gerechter Wohnungsmarkt für alle geschaffen werden.