Die niederländische Lebensmittelbranche erlebt derzeit eine spannende und vielbeachtete Entwicklung, da die Übernahme von Unox durch Zwanenberg einer detaillierten kartellrechtlichen Prüfung unterzogen wird. Diese Übernahme könnte weitreichende Folgen für den nationalen Markt und die Konsumenten haben, weshalb die niederländische Wettbewerbsbehörde, die Autoriteit Consument & Markt (ACM), beschlossen hat, die Untersuchung zu vertiefen. Ziel dieser Prüfung ist, mögliche Wettbewerbsverzerrungen zu erkennen und sicherzustellen, dass die Verbraucher keine Nachteile in Form von höheren Preisen oder eingeschränkter Auswahl erleiden. Zwanenberg, ein renommierter niederländischer Produzent von Fleischwaren, Snacks und Suppen, war bereits im Dezember mit einem bindenden Übernahmeangebot für die Unox- und Zwan-Marken hervorgetreten, die bisher von Unilever geführt wurden. Unox ist eine traditionsreiche Marke, die seit fast einem Jahrhundert auf dem Markt verankert ist und insbesondere für ihre geräucherten Würste und langhaltbaren Suppen bekannt ist.
Die Marke genießt bei vielen Konsumenten eine hohe Markenloyalität, weshalb sie eine bedeutende Rolle im Sortiment vieler Supermärkte spielt. Zugleich ist Zwanenberg ein großer Anbieter im Bereich der Eigenmarkenherstellung, was das Produktportfolio und die Wettbewerbssituation zusätzlich beeinflusst. Die ACM hat bei der ersten Untersuchung eine potenzielle Gefahr erkannt, dass Zwanenberg durch die Übernahme von Unox eine zu dominante Verhandlungsposition gegenüber den Supermärkten erlangen könnte. Eine solche Marktmacht könnte dazu führen, dass Preise für Endverbraucher steigen. Da sowohl Zwanenberg als auch Unox ähnliche Produktkategorien wie geräucherte Würste und vorgefertigte Suppen bedienen, könnte die Vereinheitlichung dieser Angebotssegmente zu einer Verringerung des Wettbewerbs führen.
Besonders relevant ist die Rolle von Eigenmarken der Supermärkte als Hauptkonkurrenten von Unox-Produkten. Dabei ist Zwanenberg ein wesentlicher Produzent dieser Eigenmarkenartikel. Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen könnte theoretisch die Verhandlungsdynamik durcheinanderbringen, indem Zwanenberg etwa zu viel Einfluss auf das Produktsortiment und die Preisgestaltung ausüben könnte. Die ACM will deshalb genau prüfen, ob und in welchem Umfang die Wettbewerbsbedingungen durch die Übernahme beeinträchtigt werden. Aus Sicht von Zwanenberg ist die Übernahme Teil einer strategischen Fokussierung auf die Herstellung und den Vertrieb von Suppen, Fleischprodukten, pflanzlichen Alternativprodukten, Saucen und Fertiggerichten.
Durch die Akquisition von Unox möchte Zwanenberg das bestehende Portfolio erweitern und die Markenbekanntheit sowie Reichweite stärken. Diese Expansion steht allerdings wie gesagt unter besonderer Beobachtung der Kartellbehörden, die eine Balance zwischen einer gesunden Marktentwicklung und der Verhinderung von Monopolen suchen. Die Bedeutung von Unox im niederländischen Lebensmittelmarkt ist kaum zu überschätzen. Aufgrund der langen Marktradition und der starken Kundenbindung sind Unox-Produkte für viele Supermärkte ein Muss im Sortiment. Ein Wegfall oder eine Einschränkung des Angebots könnte dazu führen, dass Verbraucher zu Wettbewerbern ausweichen oder sogar ihre Einkaufsstätte wechseln.
Die ACM verweist auf diese Abhängigkeit und darauf, dass die Wahrung des Wettbewerbs auch im Interesse der Konsumenten liegt. Die Transaktion ist jedoch nicht nur aus kartellrechtlicher Sicht interessant, sondern spiegelt auch einen Trend in der Lebensmittelindustrie wider. Große Marken und Hersteller stehen immer wieder vor Herausforderungen wie veränderten Verbraucherpräferenzen, dem Wachstum pflanzlicher Alternativen und der Notwendigkeit, Produktionsprozesse nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Für Zwanenberg könnte die Übernahme von Unox eine Möglichkeit darstellen, sich langfristig besser am Markt zu positionieren und auf diese Trends zu reagieren. Es bleibt abzuwarten, wie die weiteren Untersuchungen der ACM verlaufen und ob die Abwicklung der Übernahme strengen Auflagen unterliegt oder gar verhindert wird.