Die digitale Transformation und der verstärkte Einsatz von Cloud-Technologien sind heutzutage grundlegend für den Geschäftserfolg vieler Unternehmen. Dabei stiegen die Kosten für Cloud-Dienste wie Infrastruktur (IaaS), Plattformen (PaaS) und Software (SaaS) in den vergangenen Jahren stark an. Ein effizientes Kostenmanagement in der Cloud ist somit mehr als nur eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit – es ist ein entscheidender Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum. Die FinOps Foundation, eine der führenden Organisationen im Bereich Cloud-Finanzmanagement, hat mit der Veröffentlichung ihrer neuen Spezifikation FOCUS 1.2 einen bedeutenden Schritt unternommen, um das Kostenmanagement auf die nächste Ebene zu heben.
Die Erweiterung der Spezifikation um SaaS- und PaaS-Daten sowie weitere wichtige Funktionen zielt darauf ab, die Komplexität der modernen „Cloud+“-Landschaft zu bewältigen und Unternehmen praktische Werkzeuge für eine verbesserte Transparenz und Steuerung zu bieten. FinOps – Die Disziplin hinter effizientem Cloud-Kostenmanagement FinOps bezeichnet die Praxis, Finanzmanagement im Cloud-Kontext durch eine Kombination aus technologischen, finanziellen und organisatorischen Maßnahmen zu optimieren. Ziel ist es, Cloud-Ausgaben nicht nur nachzuvollziehen, sondern nachhaltig so zu steuern, dass sie den Geschäftsanforderungen entsprechen. Trotz des starken Wachstums der Cloud-Nutzung berichten Umfragen der FinOps Foundation, dass nur etwa 28 Prozent der Unternehmen ihre Cloud-Kosten präzise vorhersagen und budgetieren können. Gleichzeitig zeigen Berichte wie der Flexera State of Cloud Report 2025, dass rund 27 Prozent der Cloud-Ausgaben ineffizient verwaltet oder sogar verschwendet werden.
Dies unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf für Lösungen, die Transparenz erhöhen, Automatisierung vorantreiben und Kostenfallen eliminieren. FOCUS 1.2 als Standard für einheitliches Kostenreporting Die Version 1.2 des FinOps Open Cost and Usage Specification-Standards (FOCUS) stellt eine bedeutende Erweiterung dar, die weit über das traditionelle Cloud-Kostenmanagement hinausgeht. Während frühere Versionen vor allem die Kosten von Infrastructure as a Service (IaaS) detailliert abbildeten, bringt diese neue Version eine stärkere Ausrichtung auf Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS) mit sich.
Unternehmen können nun Daten aus verschiedenen Technologiebereichen in einem einheitlichen Schema erfassen. Das ermöglicht eine zentrale Analyse sämtlicher Ausgaben, unabhängig davon, ob sie von Public Cloud, SaaS-Anwendungen oder PaaS-Plattformen stammen. Diese Vereinheitlichung hat eine Vielzahl von positiven Auswirkungen: Zum einen steigert sie die Effizienz bei der Fehlersuche und der Rechnungsprüfung, da Datensätze besser miteinander abgeglichen werden können und Doppelabrechnungen leichter erkannt werden. Zum anderen erleichtert die konsolidierte Sichtweise alle Prozesse rund um Budgetierung, Forecasting und Kostenallokation. Das ist insbesondere relevant, wenn Unternehmen zunehmend hybride und Multi-Cloud-Umgebungen nutzen und verschiedene Anbieter mit teils unterschiedlichen Abrechnungsmodellen kombinieren.
Neue Funktionen für noch mehr Präzision und Flexibilität Ein weiteres zentrales Element von FOCUS 1.2 ist die Einführung der Rechnungsebene-Reconciliation. Dabei wird jeder einzelne Posten der Abrechnung über eine eindeutige Rechnungs-ID direkt mit dem entsprechenden Rechnungsdokument verknüpft. Für Finanzteams und Verantwortliche für Cloudfinanzen bedeutet das eine große Vereinfachung bei der Verteilung der Kosten auf verschiedene Abteilungen oder Projekte. Gleichzeitig beschleunigt es den Monatsabschluss und unterstützt die Automatisierung von Chargeback-Mechanismen.
Zusätzlich wurde die Granularität der Kostenzuordnung verbessert. Nun lassen sich Kosten bis auf Unterkonto-Ebene detailliert zuordnen, was eine noch präzisere Steuerung ermöglicht. Dies ist besonders wichtig für große Unternehmen mit komplexer IT- und Geschäftsstruktur, bei denen Cloud-Ausgaben oft von mehreren Einheiten geteilt werden. Eine weitere Innovation ist die Multicurrency-Normalisierung. Unternehmen, die global agieren, sind häufig mit Kosten in unterschiedlichen Währungen konfrontiert.
Hier hilft diese Funktion, verschiedene Datenquellen in eine einheitliche Währung zu übertragen und dabei prüfbare Wechselkurse zu verwenden. Dies erleichtert die konsolidierte Berichterstattung und das betriebswirtschaftliche Controlling deutlich. Aktuelle Unterstützung durch wichtige Cloud- und Technologieanbieter Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg eines Standards ist die breite Akzeptanz und Unterstützung durch Anbieter und Nutzer. FOCUS 1.2 verzeichnet eine umfassende Unterstützung durch bedeutende Marktteilnehmer.
Neben führenden Public-Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud und Oracle Cloud unterstützen nun auch Alibaba Cloud, Databricks und Grafana die Spezifikation aktiv. Diese Unterstützung ermöglicht es einer Vielzahl von Unternehmen weltweit, FOCUS-konforme Daten zu generieren, auszuwerten und so ihre FinOps-Aktivitäten zu verbessern. Der erhöhte Anwendungsbereich von FOCUS spiegelt sich auch in der erweiterten Mitgliedschaft der FinOps Foundation wider. Große Unternehmen wie American Express, NVIDIA, AMD, ServiceNow und Snowflake haben sich der Organisation angeschlossen und betonen somit die Bedeutung von umfassenden Cloud-Kostenmanagementlösungen, die über klassische Public-Cloud-Services hinausgehen und auch Künstliche Intelligenz, Private Clouds und SaaS mit einbeziehen. Der Begriff „Cloud+“ – Eine neue Perspektive für das Kostenmanagement Mit der Version 1.
2 zielt die FinOps Foundation darauf ab, das Konzept des reinen Cloud-Kostenmanagements um das sogenannte „Cloud+“ zu erweitern. Dieses umfasst alle technologischen Plattformen, die mit der Cloud verwandt oder eng verzahnt sind – etwa SaaS-Angebote, PaaS-Dienste, private Clouds, Kommunikationsplattformen und sogar AI-Anwendungen. Unternehmen wie MGM Resorts demonstrieren in Keynotes eindrucksvoll, wie durch die Anwendung von FinOps-Prinzipien auf verschiedene Bereiche eine ganzheitliche Sicht auf Technologieausgaben gewonnen werden kann. Dies ermöglicht Wettbewerbsfähigkeit, strategische Ausrichtung und Kostendisziplin gleichermaßen. Auswirkungen auf die Praxis: Mehr Transparenz, Kontrolle und Automatisierung Die Erweiterungen von FOCUS 1.
2 bedeuten für Unternehmen eine erhebliche Verbesserung in der Transparenz ihrer Technologieausgaben. Durch die Integration vielfältiger Datenquellen wird es möglich, mit einem einzigen Dashboard oder SQL-Abfragen eine gesamtheitliche Kostenanalyse durchzuführen und vermeidbare Ausgaben zu identifizieren. Verantwortliche können besser steuern, wo investiert, gespart oder umverteilt werden sollte. Die präzise Kostenallokation erleichtert die Verrechnung und erhöht die Verantwortlichkeit einzelner Geschäftsbereiche für ihre Cloud-Ausgaben. Des Weiteren bietet die Rechnungsebene-Reconciliation eine Grundlage für mehr Automatisierung, beispielsweise durch Tools, die Chargebacks direkt aus den Abrechnungsdaten generieren.
Dies reduziert Fehler, manuelle Aufwände und spart Zeit im Finanz- und IT-Management. Multiwährungsfähigkeiten unterstützen international tätige Unternehmen dabei, konsistente und nachvollziehbare Berichte zu erstellen, die auch regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Ausblick auf weitere Entwicklungen FOCUS 1.2 ist ein bedeutendes Update, aber es ist kein Abschluss. Die FinOps Foundation kündigt bereits an, dass Version 1.
3 bis Ende des Jahres folgen soll. Dabei ist zu erwarten, dass weitere Funktionen zur Verbesserung der Datenqualität, Integration zusätzlicher Plattformen und Unterstützung neuer Technologien im Fokus stehen werden. Die kontinuierliche Weiterentwicklung sorgt dafür, dass der Standard mit den rasanten Entwicklungen in der Cloud-Welt Schritt hält und Unternehmen stets passende Werkzeuge an die Hand bekommt. Fazit Die Erweiterung der FinOps Open Cost and Usage Specification auf SaaS und PaaS mit Version 1.2 ist ein Meilenstein für das moderne Cloud-Kostenmanagement.