Im Juni 2025 erlebte GameStop, das ursprünglich als reiner Videospielehändler bekannt wurde, erneut für Aufsehen an den Finanzmärkten. Die Aktie des Unternehmens verlor mehr als 20 Prozent ihres Werts, nachdem GameStop die Einführung eines umfangreichen Angebots von Wandelanleihen im Wert von 1,75 Milliarden US-Dollar bestätigt hatte. Dieses Finanzierungsinstrument soll unter anderem die weiteren Käufe von Bitcoin ermöglichen – ein Schritt, der kontrovers diskutiert wird und gleichzeitig tiefgreifende Auswirkungen auf den Kurs der Aktie zeigte. Die Strategie hinter dem Angebot von Wandelanleihen liegt darin, Kapital zu beschaffen, das flexibel für verschiedene Zwecke verwendet werden kann, darunter Investitionen in Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, und potenzielle Übernahmen. Die Entscheidung folgt einer bereits im Mai getätigten Investition, bei der GameStop rund 4.
710 Bitcoins erwarb – damals im Wert von über einer halben Milliarde US-Dollar. Diese Entwicklung verdeutlicht eine klare Transformation des Unternehmens, das sich von einem traditionellen Einzelhändler für Videospiele und Unterhaltung hin zu einem Akteur im Bereich digitales Asset Management und Kryptowährungen wandelt. Die Verbindung von klassischem Handel mit neuen, digitalen Vermögenswerten ist ein Ausdruck der Anpassung an veränderte Marktbedingungen und das Interesse einer neuen Generation von Investoren. Der Kursverfall von GameStop-Aktien ist jedoch nicht nur auf das Wandelanleihenangebot zurückzuführen. Im gleichen Zeitraum wurden enttäuschende Quartalsergebnisse veröffentlicht, die einen Umsatzrückgang von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zeigten.
Das Unternehmen generierte im ersten Quartal 2025 einen Umsatz von 732,4 Millionen US-Dollar. Diese Zahlen lösten Unsicherheit an den Märkten aus, ob GameStop das Potenzial besitzt, die Erfolge von Firmen wie MicroStrategy – einem Vorreiter im Bereich Bitcoin-Investitionen – nachzuahmen. MicroStrategy, mittlerweile umbenannt in Strategy, hat sich als größter Unternehmenskäufer von Bitcoin profiliert. Die Softwarefirma nutzt seit Jahren verschiedene Finanzierungsformen, darunter Wandelanleihen, um kontinuierlich Bitcoins zu erwerben. Die volatile Wertentwicklung von Bitcoin führte dabei zu starken Schwankungen im Aktienkurs, die jedoch langfristig zur Steigerung des Unternehmenswerts beigetragen haben.
GameStop versucht offensichtlich, diesem Modell zu folgen, riskiert damit aber auch ähnliche Volatilität und Unsicherheiten. Aus Sicht von Analysten gibt es unterschiedliche Einschätzungen zur Bitcoinsstrategie von GameStop. Einige, wie Michael Pachter von Wedbush, äußern Skepsis. Er bewertet die Aktie weiterhin mit „Underperform“ und bezeichnet den Kursanstieg in der Vergangenheit als Folge spekulativer Käufer – sogenannte „greater fools“ –, die bereit sind, stark über den inneren Wert des Unternehmens hinaus zu zahlen. Pachter sieht wenig Sinn darin, mehr liquide Mittel in Kryptowährungen umzuwandeln, da die Aktie bereits mit dem 2,4-fachen des Kassenbestandes gehandelt wird.
Diese skeptische Haltung spiegelt die Unsicherheit wider, wie Bitcoin-Investitionen langfristig zur Wertsteigerung von GameStop beitragen können. Neben dem digitalen Fokus kündigte GameStop gleichzeitig an, das Geschäft mit physischen Sammelkarten auszuweiten. Insbesondere Pokémon-Karten erfahren einen boomartigen Anstieg in der Nachfrage. Die Sammelkartenbranche, die traditionell stark vom physischen Einzelhandel abhängt, wird als „natürliche Erweiterung“ des Geschäfts bewertet. Diese Sparte erwies sich im ersten Quartal als Wachstumsmotor mit einem Umsatzanstieg von 54 Prozent im Jahresvergleich.
Der Erfolg zeigt, dass GameStop seine Kernkompetenzen nicht völlig aufgibt, sondern versucht, digitale und analoge Geschäftsmodelle miteinander zu verbinden. Marktforschungsdaten unterstreichen die Bedeutung dieses Segments für GameStop. Laut der Omnibus-Umfrage des Datenanbieters Circana haben knapp ein Fünftel der Erwachsenen in den USA in den letzten sechs Monaten Pokémon-Karten für sich selbst gekauft. Dieser Trend illustriert, wie das Sammelkartengeschäft ein breites Publikum anspricht, das nicht nur aus Kindern, sondern auch aus Erwachsenen besteht, die die Karten entweder als Hobby, Dekoration oder Investition sammeln. Solche breit gefächerten Käufergruppen könnten stabile Einnahmen für GameStop gewährleisten und die Abhängigkeit von volatilen Kryptowährungsmärkten etwas abfedern.
Die Entscheidung, Wandelanleihen zu nutzen, um Bitcoins zu finanzieren, birgt jedoch Risiken. Wandelanleihen bieten Investoren die Möglichkeit, diese in Aktien umzuwandeln, wodurch die Verwässerung der Aktienanteile der bestehenden Aktionäre droht. Gleichzeitig erhöht die Emission von Schuldtiteln die Verschuldung und kann die finanzielle Flexibilität des Unternehmens einschränken, falls sich die Marktbedingungen verschlechtern sollten. Die doppelte Belastung aus sinkendem Umsatz im traditionellen Einzelhandel und den Turbulenzen im Kryptosektor stellt eine Herausforderung dar, die GameStop meistern muss. Die Motivation hinter der Erweiterung der Bitcoin-Bestände wurde vom CEO Ryan Cohen offen kommuniziert.
Er verweist auf die einzigartigen Eigenschaften von Bitcoin – insbesondere dessen begrenzte Verfügbarkeit und dezentrale Struktur –, die den digitalen Coin als Absicherung gegen makroökonomische Unsicherheiten attraktiv machen. Angesichts politischer und wirtschaftlicher Volatilitäten, einschließlich Inflation und geopolitischer Spannungen, sehen einige Unternehmensführer und Investoren Kryptowährungen als eine Art „digitales Gold“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass GameStops aktueller Kursrutsch direkt mit seiner Strategie zur Finanzierung weitergehender Bitcoin-Investitionen zusammenhängt. Die Marktteilnehmer stehen der Kombination aus traditionellem Einzelhandelsgeschäft und risikoreichen Krypto-Investitionen ambivalent gegenüber. Während das Sammelkartengeschäft stabile Wachstumsperspektiven bietet, werden die volatilen Entwicklungen im Kryptowährungsbereich als Risiko bewertet.
In einem größeren Kontext symbolisiert GameStops Schritt die Verschmelzung von neuen Finanztechnologien und klassischen Geschäftsmodellen. Das Unternehmen bewegt sich in einem sich schnell wandelnden Marktumfeld, in dem Anpassungsfähigkeit und Innovationsfreude über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Wie GameStop diesen Spagat bewältigt und ob das Modell, das MicroStrategy erfolgreich prägte, auch hier funktioniert, wird die Zukunft zeigen. Anleger und Marktbeobachter sollten die weitere Entwicklung deshalb aufmerksam verfolgen, um Chancen und Risiken richtig einschätzen zu können.