Im Februar 2025 wurde die Branche der Kryptowährungen von einem der größten Hacks aller Zeiten erschüttert: Bybit, eine der führenden zentralisierten Krypto-Börsen, wurde Opfer eines großangelegten Angriffs, bei dem rund 1,4 Milliarden US-Dollar in digitalen Assets entwendet wurden. Dieser Vorfall bringt nicht nur die Sicherheitsinfrastruktur von Handelsplattformen ins Blickfeld, sondern verdeutlicht auch die steigenden Schwierigkeiten, die mit der Rückverfolgbarkeit gestohlener Kryptowährungen einhergehen. Anfangs schien die Hoffnung groß, dass ein Großteil der gestohlenen Gelder dank der Transparenz der Blockchain-Technologie wiedergefunden werden könnte – doch aktuelle Entwicklungen zeigen ein deutlich anderes Bild. Die jüngsten Angaben von Ben Zhou, CEO von Bybit, offenbaren eine ernüchternde Realität: Fast 28 Prozent der entwendeten Mittel, was etwa 386 Millionen Dollar entspricht, sind heute unauffindbar und „verschwunden“. Dieser Rückgang in der Nachverfolgbarkeit innerhalb weniger Wochen illustriert die Herausforderungen, denen sich Krypto-Börsen sowie Aufsichtsbehörden gegenübersehen, insbesondere wenn ausgeklügelte Verschleierungstechniken zum Einsatz kommen.
Die Hacker, denen der Angriff zugeschrieben wird, gehören mutmaßlich zur berüchtigten Lazarus Group, einer nordkoreanisch unterstützten Hackerorganisation, die für ihre hochentwickelten und hartnäckigen Cyberangriffe bekannt ist. Mit Hilfe von Malware, Social Engineering und anderen komplexen Taktiken gelang es ihnen, große Mengen an Ether (ETH) und ETH-basierte Token abzuzweigen – einschließlich ungefähr 400.000 ETH und 113.000 damit zusammenhängenden Token. Der Angriff vom 21.
Februar markiert daher nicht nur eine enorme finanzielle Bedrohung, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die möglichen Sicherheitslücken zentralisierter Plattformen. Die Sicherheit von Kryptobörsen bleibt damit ein kritisches Thema, insbesondere wenn so große Beträge betroffen sind und Angreifer moderne Techniken zur Verschleierung nutzen. Ein Hauptproblem bei der Verfolgung der gestohlenen Kryptowährungen ist der zunehmende Einsatz von Dienstleistungen, die speziell entwickelt wurden, um die Herkunft von digitalen Vermögenswerten zu verschleiern. Zu diesen zählen sogenannte Mixer oder Waschanlagen wie Wasabi, CryptoMixer, Tornado Cash und Railgun. Diese Dienste mischen illegale und legale Coins miteinander, wodurch es nahezu unmöglich wird, einzelne Transaktionen zurückzuverfolgen.
Besonders auffällig ist, wie die Hacker die gestohlenen Token zunächst in Bitcoin konvertierten, um sie anschließend durch verschiedene Mixer zu schleusen. Dieser Prozess verschleiert die Spur für Ermittler erheblich und erschwert es den Sicherheitsforscherteams, die Gelder zu identifizieren oder gar zurückzuholen. Darüber hinaus zog die Gruppe aufwendige Cross-Chain-Bridges und Swap-Plattformen wie Thorchain, eXch, Lombard, LiFi, Stargate und SunSwap in ihre Strategie ein. Diese erlauben den Transfer von Kryptowährungen über unterschiedliche Blockchains hinweg, was die Komplexität der Nachverfolgung zusätzlich erhöht. Durch den fließenden Übergang der Assets zwischen diversen Ketten verschwimmen die Transaktionsspuren und schützen die Geldausbeutung vor Entdeckung.
Am Ende des Geldwäscheprozesses wanderten die gestohlenen digitalen Vermögenswerte in den Fiat-Sektor über, meist durch Peer-to-Peer- und Over-the-Counter-Handelskanäle. Diese Märkte bieten Liquidität und Anonymität zugleich und ermöglichen es den Hackern, Kryptowährungen in reguläres Geld umzuwandeln und so in das etablierte Finanzsystem einzuspeisen. Im März 2025 lag der Anteil der noch nachverfolgbaren gestohlenen Mittel bei etwa 77 %. Innerhalb weniger Wochen sank diese Zahl allerdings drastisch auf nur noch knapp 69 %. Trotz intensiver Bemühungen gelang es den Teams zwar, rund 3,84 % der Vermögenswerte im Wert von knapp 53 Millionen Dollar einzufrieren, doch der Anteil an verloren gegangenen Mitteln ist eine immense Herausforderung für alle Beteiligten.
Der Vorfall verdeutlicht die Doppelrolle der Blockchain-Technologie: Einerseits ermöglicht sie mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit als traditionelle Finanzsysteme, andererseits bieten Technologien wie Mixer und Cross-Chain-Transfers Kriminellen neue Mittel, um ihre Spuren zu verwischen. Die Hack-Welle lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf die fehlende Regulierung und die unzureichenden Anti-Geldwäsche-Maßnahmen innerhalb des Kryptosektors. Für Bybit selbst war das Ereignis ein schwerer Rückschlag. Die Plattform betonte jedoch ihr Engagement, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und die übrigen Vermögenswerte so gut wie möglich zurückzuverfolgen. Die Kooperation mit Behörden und spezialisierten Cybersecurity-Firmen ist ein zentraler Bestandteil dieser Bemühungen.
Dennoch ist es fraglich, ob der Großteil der gestohlenen Summen jemals wieder eingetrieben werden kann. Die Bybit-Panne hebt die Risiken für Anleger, Händler und Börsen gleichermaßen hervor. Während dezentrale Börsen teilweise als sicherere Alternative gelten, zeigen Angriffe auf zentralisierte Exchanges, wie wichtig es ist, Sicherheitsprotokolle kontinuierlich zu verbessern. Die Muster der Lazarus Group und ähnlicher Organisationen motivieren die Branche, verstärkt auf präventive Maßnahmen und innovative Technologien zu setzen, um zukünftig Angriffe zu verhindern. Außerdem ermuntert der Vorfall Regulierungsbehörden weltweit, verbindlichere Rahmenwerke zu schaffen, die insbesondere den Einsatz von Verschleierungstechnologien im Kryptobereich erschweren oder zumindest besser überwachen.
Die Verbindung zwischen dem Kryptomarkt und dem traditionellen Finanzsystem durch P2P- und OTC-Handelswege fordert eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und besseren Informationsaustausch. Zusammenfassend zeigt der Bybit-Hack die wachsende Komplexität von Krypto-Kriminalität und die Grenzen, die die aktuelle Technologie und Regulierung für die Verfolgung dieser Verbrechen setzen. Die Tatsache, dass inzwischen fast 28 Prozent der gestohlenen Gelder als unauffindbar gelten, erzeugt erhebliche Unsicherheiten bei Anlegern und fordert den Sektor auf, Sicherheitsmaßnahmen und Transparenzstandards weiterzuentwickeln. Die kommenden Monate werden deshalb entscheidend sein, um Rückschlüsse aus diesem massiven Vorfall zu ziehen und Maßnahmen für einen robusteren Schutz und bessere Wiederherstellungsmöglichkeiten zu implementieren.