Der US-Senat hat am 17. Juni 2025 eine bedeutende Entscheidung getroffen: Mit einer Mehrheit von 68 zu 30 Stimmen wurde das Gesetz zur Förderung und Regulierung von Stablecoins, bekannt als GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act), verabschiedet. Dieser legislative Schritt markiert einen wichtigen Meilenstein in der Regulierung von Kryptowährungen in den Vereinigten Staaten und könnte die Position der USA als globaler Marktführer in der Kryptoindustrie stärken. Stablecoins sind digitale Währungen, die an traditionelle Währungen wie den US-Dollar gekoppelt sind und aufgrund ihrer Stabilität zunehmend als Mittel für Zahlungen und Wertaufbewahrung eingesetzt werden. In den letzten Jahren haben Stablecoins eine rasante Entwicklung erlebt, doch das Fehlen klarer gesetzlicher Rahmenbedingungen hat die Akzeptanz und das Wachstum in den USA erschwert.
Das GENIUS-Gesetz könnte diese Lücke endlich schließen und klare Regeln für die Emission, Verwendung und den Schutz von Stablecoins festlegen. Die Verabschiedung des Gesetzes im Senat erfolgte nach intensiven Debatten und einer vorausgehenden Ablehnung im Mai, als eine zuvor eingebrachte Version des Gesetzes mit Blick auf kontroverse Verbindungen zu Präsident Donald Trump scheiterte. Insbesondere hatten demokratische Senatoren Bedenken hinsichtlich der Verstrickungen von Trump mit World Liberty Financial, einem Unternehmen, das im März 2025 einen eigenen Stablecoin herausgegeben hat, geäußert. Kritiker befürchteten, dass Interessenskonflikte und Korruption in die Regulierungsprozesse einfließen könnten. Trotz dieser Bedenken zeigte sich Tennessee Senator Bill Hagerty, der die Gesetzesinitiative maßgeblich vorangetrieben hat, optimistisch.
Er betonte die ökonomische Bedeutung und Innovationskraft, die durch das Gesetz freigesetzt werden könnten. Laut Hagerty bedeutet die Verabschiedung des GENIUS Act, dass Unternehmen jeder Größe und Verbraucher in den Vereinigten Staaten künftig Zahlungen fast in Echtzeit abwickeln können – ein deutlicher Fortschritt gegenüber den bislang üblichen Verzögerungen, die sich über Tage oder Wochen ziehen können. Das Gesetz sieht einen nationalen Regulierungsrahmen für Stablecoins vor, der sowohl die Interessen der Verbraucher schützt als auch die Innovationsfähigkeit der US-Fintech-Branche fördert. Ein solches Regelwerk könnte den rechtlichen Unsicherheiten ein Ende setzen, die Unternehmen bisher davon abgehalten haben, Stablecoin-basierte Produkte in den USA zu entwickeln oder einzuführen. Die weitere Entwicklung hängt nun wesentlich von der Behandlung durch das Repräsentantenhaus ab, wo das Schwesterprojekt, der sogenannte STABLE Act, auf der Agenda steht.
Während die Republikaner dort eine knappe Mehrheit halten, ist unklar, ob die Zustimmung auch hier so deutlich ausfallen wird. Ein Faktor, der die Debatte zusätzlich beeinflusst, ist die weitere Rolle und Haltung der Trump-Administration gegenüber Kryptowährungen. David Sacks, Trumps Berater für KI- und Kryptothemen, signalisierte allerdings bereits Unterstützung für die Verabschiedung des Gesetzes durch den Kongress. Ein entscheidender Aspekt der Reform ist auch ihre potenzielle Wirkung auf den Stablecoin-Markt insgesamt. Aufgrund klarer Regulierung könnten viele große Technologieunternehmen wie Apple, Google, Meta (ehemals Facebook), Social-Media-Plattformen wie X oder auch Airbnb den Bereich für sich entdecken und eigene Zahlungstoken herausgeben.
Dies würde Stablecoins zu einem noch bedeutenderen Teil der digitalen Ökonomie machen und deren Verwendung im Alltag stark ausweiten. Der US-Finanzminister Scott Bessent verwies in seinen Kommentaren auf die enorme Wachstumsprognose für Stablecoins, die nach aktuellen Schätzungen bis zum Ende des Jahrzehnts ein Market-Volumen von bis zu 3,7 Billionen US-Dollar erreichen könnten. Mit dem neuen Gesetz sei dieser Wachstumspfad deutlich realistischer geworden, was nicht nur Investoren, sondern auch Verbraucher und Unternehmen in den USA deutlich in den Fokus rücken dürfte. Parallel dazu bereitet der Gesetzgeber weitere Begleitmaßnahmen vor, um die Gesamtregulierung von Digital Assets zu optimieren. Hierzu gehört der CLARITY Act, der sich auf die Schaffung klarer Marktstrukturen und rechtlicher Rahmenbedingungen für digitale Vermögenswerte konzentriert.
Nach positivem Verlauf in den zuständigen Ausschüssen im Repräsentantenhaus steht auch hier eine Bodenabstimmung bevor. Allerdings ist auch bei diesem Gesetz mit politischen Kontroversen zu rechnen. Gegner des GENIUS Act, wie der Finanzpolitische Aktivist Bartlett Naylor von Public Citizen, kritisieren die Gesetzgebung als eine Art Legitimierung fragwürdiger und möglicherweise korruptiver Praktiken innerhalb der Kryptowährungsbranche. Insbesondere der vermeintliche Einfluss des ehemaligen Präsidenten auf die Kryptowelt wird als potenzieller Interessenkonflikt gesehen, der einer eigenständigen und objektiven Politikgestaltung im Weg steht. Ungeachtet dieser Debatten stellt die Verabschiedung des GENIUS Act im Senat einen bedeutenden Schritt für die Zukunft des US-Finanzsystems dar.
Mit einem klaren gesetzlichen Rahmen für Stablecoins würde die Grundlage geschaffen, um die digitale Währungstechnologie nicht nur sicherer, sondern auch für den breiten Markt nutzbar zu machen. Die USA könnten damit gegenüber anderen Ländern in der Entwicklung digitaler Zahlungsmittel einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen. Der stabile US-Dollar-basierte Stablecoin wird so nicht nur ein Werkzeug für den Zahlungsverkehr, sondern könnte sich als Schlüsselelement für innovative Finanzprodukte etablieren, die Effizienz und Geschwindigkeit in Finanztransaktionen drastisch verbessern. Für Unternehmen aller Größenordnungen eröffnet sich die Möglichkeit, grenzüberschreitende Zahlungen schneller, kostengünstiger und sicherer abzuwickeln. Die nächsten Monate werden zeigen, wie das Repräsentantenhaus mit dem GENIUS Act und dem STABLE Act umgeht und ob ergänzende Regulierungen rund um digitale Vermögenswerte das Gesetzespaket abrunden können.
Sollte das Vorhaben erfolgreich zum Gesetz werden, wären die USA ein Vorreiter in einem globalen Rennen, das von Blockchain-Technologie, Dezentralisierung und digitalen Währungen geprägt ist. Investoren, Unternehmen und Verbraucher schauen daher gespannt auf die politische Landschaft, während sich die regulatorische Basis für Stablecoins stabilisiert. Dieses Gesetz könnte vieles verändern – insbesondere die Art und Weise, wie Geld in Zukunft genutzt und transferiert wird, und stellt folglich einen bedeutenden Schritt in Richtung einer stärker digitalisierten Finanzwelt dar.