Die chinesische Luftfahrtbranche durchlebt weiterhin eine Phase großer Turbulenzen. Die drei führenden Airlines des Landes – China Southern Airlines, Air China und China Eastern Airlines – verzeichneten im ersten Quartal des Jahres tiefere Verluste als im Vorjahr. Trotz eines globalen Branchenaufschwungs nach der Pandemie steckt Chinas Luftfahrtsektor in einer anhaltenden Krise fest, die durch eine Mischung aus innen- und außenwirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Diese Entwicklungen werfen nicht nur ein Schlaglicht auf die finanzielle Lage der Unternehmen, sondern auch auf die Gesamtsituation des chinesischen Marktes in einer Zeit geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die Verluste, die China Southern, Air China und China Eastern im Berichtszeitraum präsentierten, signalisieren einen kontinuierlichen Abwärtstrend, der seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie vor fünf Jahren anhält.
Alle drei staatlichen Fluggesellschaften kämpfen damit, wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, wobei die kumulative Bilanz einen Zeitraum mit fünf aufeinanderfolgenden Jahresverlusten zeigt. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da die Branche weltweit 2023 einen Aufwärtstrend verzeichnete und zurück zu Profitabilität fand. Die Tatsache, dass die chinesischen Airlines hiervon ausgenommen sind, deutet auf spezifisch lokale und geopolitische Probleme hin, die das Wachstum und die Erholung auf dem heimischen Markt hemmen. Ein wesentlicher Faktor hinter der Krise ist die verschärfte Konkurrenz auf dem Inlandsmarkt. Seit der Pandemie haben zahlreiche regionale Airlines und Billigfluggesellschaften ihr Streckennetz ausgeweitet, was zu einem Überangebot an Sitzplätzen führte.
Parallel dazu sind die Flugpreise gefallen, was sich in einem Preisdruck niederschlägt, der die Margen erheblich belastet. Während dies für Verbraucher zunächst positiv erscheint, stellt es für die etablierten großen Fluggesellschaften eine ernste Bedrohung dar, da sie mit ihren hohen Fixkosten und umfangreichen Infrastrukturen Infrastrukturkosten stemmen müssen und einen preissensitiven Markt bedienen. Die abnehmende Kapazität im Inlandsverkehr ist aktuell ein Spiegelbild der strategischen Anpassungen der Gesellschaften, die mehr internationale Verbindungen reaktivieren, allerdings sind gerade diese internationalen Passagierzahlen weiterhin erheblich hinter dem Niveau vor der Pandemie zurück. Die internationalen Flugverbindungen bleiben ein weiterer folgenreicher Schwachpunkt. Die Gesamtkapazität im internationalen Verkehr liegt noch immer um etwa 20 Prozent unter dem Wert von 2019.
Die Erholung der globalen Geschäftsreisen ist schleppend, nicht zuletzt aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten und politischer Spannungen, insbesondere mit den Vereinigten Staaten. Die Handelsstreitigkeiten zwischen Washington und Beijing haben sich zu einer harten Belastungsprobe für die Luftfahrtindustrie entwickelt. Hohe Zölle und Sanktionen wirken sich nicht nur auf den Luftfrachtverkehr aus, sondern beeinflussen auch die Bereitschaft chinesischer Unternehmen, den sehr wichtigen Markt der westlichen Welt operativ und kommerziell voll auszuschöpfen. Die Auswirkungen dieser Handelskonflikte werden durch weitere Entwicklungen veranschaulicht. Beispielsweise hat der US-Flugzeughersteller Boeing kürzlich drei Jets von China zurück in die USA verlegt, nachdem chinesische Kunden aufgrund der US-Tarife die Annahme neuer Flugzeuge ablehnten.
Dieser Schritt markiert einen drastischen Einbruch bei Investitionen in dringend benötigte moderne Flotten und ist ein Symbol für die tiefgreifende Unsicherheit, die in der Branche herrscht. Ohne eine ausreichende Modernisierung der Flotten werden die chinesischen Airlines ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht nachhaltig stärken können, was den Trend der Verluste noch verlängert. Zusätzlich erschwert der anhaltende Wertverlust der chinesischen Währung die internationale Geschäftstätigkeit der Fluggesellschaften. Da viele Ausgaben – zum Beispiel der Bezug von Flugbenzin, internationale Leasingraten sowie Wartungs- und Ersatzteilkosten – in US-Dollar anfallen, belasten Wechselkursverluste die Kostenstruktur besonders stark. Dadurch steigen die operativen Kosten, was die Gewinnsituation zusätzlich verschlechtert.
Auch die Lieferkettenprobleme, die sich durch die Pandemie und danach verstärkten Disruptionen ergeben, führen zu Engpässen und steigenden Kosten, die Airlines vor Herausforderungen stellen, ihre Dienste zuverlässig und effizient anzubieten. Auf der Nachfrageseite zeigt sich eine gespaltene Lage. Die wirtschaftlichen Belastungen, vor allem durch steigende Lebenshaltungskosten und schwache Konsumentenvertrauen, haben die Reiselust der heimischen Bevölkerung gedämpft. Das Niveau der Geschäftsreisen, ein bedeutender Umsatzfaktor für Airlines, ist ebenfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben, da viele Unternehmen Kosten sparen und auf digitale Alternativen zurückgreifen. Selbst bevorstehende staatliche Feiertage, wie das fünftägige Maifest, bieten zwar Hoffnung auf temporäre Nachfragespitzen, können die strukturellen Probleme jedoch nicht kompensieren.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch Anzeichen einer vorsichtigen Erholung. Die Airlines versuchen, ihr internationales Streckennetz schrittweise auszubauen und zugleich im inländischen Markt strategischer zu reagieren, indem sie Kapazitäten besser ausbalancieren und Angebote verbessern. Ticketpreise haben sich im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht, was ebenfalls potenziell zu einer Verbesserung der Ertragssituation beitragen kann. Allerdings ist die Marktunsicherheit und das unverändert schwierige geopolitische Umfeld weiterhin eine schwere Bürde. Die langfristige Perspektive hängt entscheidend von mehreren Schlüsselentwicklungen ab.
Zum einen ist eine Entspannung der Beziehungen zwischen China und den USA zentral, da eine Lockerung der Handelsbeschränkungen den Luftfahrtsektor erheblich entlasten könnte. Zum anderen sind Innovationen und Investitionen in effizientere und nachhaltigere Flugzeugtechnologien von großer Bedeutung, um die Kosten zu senken und umweltpolitischen Anforderungen gerecht zu werden. Zusätzlich müssen die chinesischen Airlines ihre Geschäftsmodelle flexibler gestalten, um besser auf sich schnell ändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Nicht zuletzt stellt die Digitalisierung einen wichtigen Hoffnungsträger dar. Verbesserte Kundenserviceangebote, datengetriebene Preisgestaltung und optimierte Betriebsabläufe können dazu beitragen, die Rentabilität zu steigern.