Die digitale Transformation hat in den letzten Jahren viele Branchen revolutioniert. Besonders in der IT-Welt zeichnet sich ein Trend ab, der häufig als "Config as a Lifestyle" bezeichnet wird. Dieser Begriff beschreibt eine Einstellung und ein Berufsbild, das sich vor allem auf konfigurationsbasierte Tätigkeiten im Bereich Middleware fokussiert. Während das vermeintliche Fachgebiet zunächst zukunftssicher erscheint, zeigt sich immer deutlicher, dass es erhebliche Schattenseiten und Risiken birgt – sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen. Middleware-Jobs, bei denen es hauptsächlich darum geht, Systeme und Daten entlang komplexer Ketten zu konfigurieren und zu integrieren, galten lange Zeit als eine starke Nische.
Menschen mit diesem Profil sind oft unersetzlich und verfügen über tiefes Spezialwissen, das schwer zu transferieren ist. Dies verschaffte ihnen eine vermeintliche Jobgarantie und sorgte für attraktive Gehälter. Doch die Realität ist weniger rosig. Das Konzept eines Lebensstils, der durch Konfiguration definiert wird, bedeutet häufig, dass sich Fachkräfte immer weiter von den eigentlichen Geschäftszielen und wirtschaftlichen Ergebnissen ihrer Unternehmen entfernen. Der Fokus verlagert sich auf feingliedrige Datentransfers und technische Feinheiten, die zwar spannend erscheinen mögen, jedoch oft keinen messbaren Mehrwert für das Unternehmen generieren.
Das führt zu einer Diskrepanz zwischen dem wahrgenommenen Wert der Arbeit und dem tatsächlichen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit spüren viele Menschen in diesen Rollen die Folgen. Unternehmen sparen Kosten und hinterfragen vermehrt, welche Positionen tatsächlich wertschöpfend sind. Oft geraten Jobs, die als reine „Middleware“ fungieren, als erstes auf den Prüfstand. Der dabei entstehende Vertrauensverlust auf Seiten der Mitarbeiter ist groß, was sich wiederum negativ auf Motivation und Produktivität auswirken kann.
Ein Paradebeispiel für die Grenzen dieses Modells ist der Rückgang der Nachfrage nach spezialisierten Konfigurationsjobs bei Tech-Unternehmen, die unter Kostendruck geraten. Die Abhängigkeit von billigem Kapital der letzten Dekade sorgte zunächst für eine starke Nachfrage nach immer neuen und komplexeren technischen Tools und entsprechenden Fachkräften. Doch mit steigenden Zinsen und strengeren Budgets kehrt die Rationalität zurück. Unternehmen müssen die Komplexität ihrer Systeme reduzieren und setzen zunehmend auf Automatisierung und Standardisierung, um Kosten zu senken. Dieser Wandel hat auch Auswirkungen auf die Art der Lösungen, die Unternehmen erwerben und implementieren.
Früher war es gang und gäbe, viele spezialisierte SaaS-Lösungen nebeneinander zu betreiben, die alle irgendwie zusammenspielen mussten und zahllose manuelle Eingriffe erforderten. Heute jedoch legen Unternehmen zunehmend Wert auf integrierte und automatisierte Systeme, welche die Anzahl der notwendigen manuellen Konfigurationen deutlich reduzieren. Das bedeutet, die Rolle des „human middleware“ schrumpft zunehmend. Die kritische Frage für alle Fachkräfte, die sich im Bereich der Middleware bewegen, lautet daher: Wie positioniere ich mich für die Zukunft? Das grundlegende Problem vieler „Config as a Lifestyle“-Karrieren ist, dass sie einen starken Fokus auf eine immer engere technische Nische legen, ohne ein Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu entwickeln. Wer sich zu sehr in der Konfigurationswelt verliert, verliert den Blick für die Strategie und den entscheidenden Zusammenhang zwischen IT und Geschäftserfolg.
Darüber hinaus führt die fixierte Identifikation mit technischen Jobtiteln zu einem weiteren Risiko. Menschen neigen dazu, sich mehr mit ihrem Berufsfeld als mit ihrem Arbeitgeber zu identifizieren. Dies erschwert die Anpassung an neue Unternehmensstrategien oder Rollenwechsel und verengt das Karrierespektrum unnötig. Im schlimmsten Fall setzt dieses Muster die Fachkräfte unter Druck, ständig neuen Tools und Hypes zu folgen, um ihre Position zu halten, anstatt sich auf nachhaltige Kompetenzen zu konzentrieren. Die Geschichte einer überschwemmten Wohnung mit Ameisen, die symbolisch für menschliche Middleware steht, illustriert diese Problematik eindrücklich.
Der Mitarbeiter, in der Anekdote ein langjähriger Wal-Mart-Angestellter, weiß nicht, wie er konkret helfen kann, und ist gleichzeitig fest in seiner Rolle als „Middleware“ verankert. Er verweigert sich einer echten Problemlösung, bleibt im Prozess stecken und verursacht so letztlich den Untergang der Familie. Im übertragenen Sinne erlebt die IT-Welt oft ähnliche Situationen: Menschen kümmern sich um die technische Verwaltung, ohne das Grundproblem zu verstehen oder zu lösen. Die Zukunft verlangt einen Paradigmenwechsel. Automatisierung, künstliche Intelligenz und verbesserte Cloud-Technologien bieten die Möglichkeit, viele manuelle Konfigurationsaufgaben zu eliminieren.
Unternehmen werden zunehmend ambitionierte Automatisierungsstrategien verfolgen, die sowohl Effizienz steigern als auch Fehler reduzieren. Dadurch sinkt die Nachfrage nach menschlicher Middleware weiter. Eine wichtige Konsequenz für alle in der Branche lautet, sich nicht mehr als reine technische Konfiguratoren zu verstehen, sondern einen breiteren Horizont zu erlangen. Grundlagen in Unternehmensfinanzierung, Geschäftsstrategie und Kommunikation sind genauso wichtig wie technisches Fachwissen. Nur wer Business und IT verbinden kann, bleibt langfristig relevant.
Darüber hinaus gilt es, sich an den sich wandelnden Markt anzupassen und in Richtung Automatisierung, Datenstrategie und wertorientierter IT zu entwickeln. Wer sich ausschließlich in Konfigurationsdetails verliert, läuft Gefahr, ersetzbar zu werden. Der Blick aufs große Ganze und die Fähigkeit, Mehrwert zu schaffen, sind jetzt gefragter denn je. Die Rolle des Mittelmannes wird sich demnach wandeln: Von einem reinen Techniker hin zu einem strategischen Problemlöser, der technische Lösungen eng mit den Geschäftszielen verknüpft. Auch die Erwartungshaltung gegenüber Fachkräften muss sich ändern.
Unternehmen müssen nicht nur Talente einstellen, die aktuelle Tools bedienen können, sondern solche, die mitdenken, gestalten und ständig lernen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass „Config as a Lifestyle“ zwar einst eine lukrative und verlockende Lebensweise darstellte, jedoch langfristig weder für Unternehmen noch für Einzelpersonen nachhaltig ist. Der Markt wandelt sich hin zu weniger Middleware, mehr Automatisierung und stärkerer Orientierung an echtem Geschäftsnutzen. Für Menschen in der IT bedeutet dies, neue Wege zu gehen, sich breiter aufzustellen und das eigene berufliche Wirken unter einem strategischen Licht zu betrachten. Die Devise lautet: Raus aus der Sackgasse der bloßen Konfiguration, rein in eine Rolle mit echtem Impact.
Wer den Unterschied zwischen „Ameisenfallen“ und „Tupperware“ kennt, also zwischen echten Lösungen und scheinbaren Zwischenlösungen, wird in der sich wandelnden Arbeitswelt bestehen und wachsen können.