Seit Anfang 2025 verfolgten Investoren und Ökonomen mit großem Interesse die Entwicklung der US-Inflationsrate, die nach Monaten eines konstanten Rückgangs Hoffnung auf eine wirtschaftliche Stabilisierung schürte. Die Jahresrate der Verbraucherpreissteigerung fiel von 3 Prozent im Januar bis auf 2,3 Prozent im April und erreichte damit den niedrigsten Stand seit über vier Jahren. Dieses Bild kam Präsident Donald Trump zugute, der die gesunkenen Inflationserwartungen mehrfach zum Anlass nahm, sich für eine lockere Zinspolitik auszusprechen. Doch diese Phase der scheinbaren Ruhe könnte sich als nur kurze „Hochzeit“ in Bezug auf die Inflation herausstellen und mit dem Bericht für Mai einen Bruch erleben. Ökonomen gehen davon aus, dass steigende Kosten aufgrund von Tariferhöhungen und fortschreitender Lieferkettenstörungen die Inflationszahlen wieder anheben könnten.
Nach der Einführung neuer und teilweise hoher Zölle, insbesondere auch im Handel mit China, haben sich die Kosten für Importgüter und damit viele Endverbraucherprodukte bereits spürbar verteuert. Präsident Trumps Entscheidung am sogenannten „Liberation Day“ am 2. April, umfassende Zölle auf alle Handelspartner zu verhängen, gefolgt von einer Reduzierung auf einen allgemeinen Satz von 10 Prozent mit einer anschließenden Verhandlungsfrist, hatte einen unmittelbaren Einfluss auf die Preisentwicklung. Im Falle Chinas stiegen die Zolltarife teilweise auf bis zu 145 Prozent an, bevor ein Teil dieser Erhöhungen wieder abgebaut wurde – allerdings immer noch abhängig von den laufenden Verhandlungen. Diese Schwankungen schlagen sich durch die gesamte Lieferkette hindurch nieder und verursachen teilweise Kostensteigerungen, wie aktuelle Umfragen aus den Bereichen Dienstleistung und Produktion zeigen.
Dort wurden besonders im April und Mai signifikante Anstiege bei den Input-Kosten verzeichnet, die an die Engpässe und Verspätungen aus der Pandemiezeit erinnern. Experten wie Stephen Juneau von der Bank of America erwarten, dass sich die Tarifauswirkungen im Mai-Bericht stärker als zuvor bemerkbar machen werden. Im April fiel der deutlichste Preissprung bei Audiogeräten mit knapp neun Prozent aus, doch bereits für den kommenden Monat wird eine breitere Verbreitung solcher Kostensteigerungen prognostiziert. Allerdings wird eine Entlastung durch saisonale Faktoren bei Fahrzeugen und rückläufige Preise in einigen Dienstleistungsbereichen dafür sorgen, dass die Gesamtrate der Inflation nicht übermäßig ansteigt. Goldman-Sachs-Ökonomin Jessica Rindels bewertet den Einfluss der Tarife auf die monatliche Inflationsrate als größer als von vielen Marktteilnehmern erwartet, sieht das Ausmaß der Wirkung jedoch noch nicht vollständig entfaltet.
Sie rechnet in den kommenden Monaten mit einem monatlichen Anstieg der Kerninflation von etwa 0,35 Prozent, getrieben durch einen deutlichen Schub bei den Preisen für Kernwaren, während die Dienstleistungsinflation zunächst moderat bleibt. Die sich abzeichnende Aufwärtsbewegung der Inflation stellt eine Herausforderung dar, insbesondere da ein moderates Preisniveau für Konsumenten und Investoren oft als Stabilitätsfaktor gilt. Steigende Preise könnten den Druck auf Zentralbanken erhöhen, möglicherweise restriktiver zu agieren oder die Leitzinsen sogar anzuheben, was dem Wunsch der Trump-Administration nach niedrigen Zinsen entgegenstehen würde. Darüber hinaus erhöhen volatilere Tarife und unklare Handelsspannungen die Unsicherheit in vielen Branchen, was Investitionen bremsen und Wachstumsaussichten dämpfen könnte. Die Verbraucherkosten würden unweigerlich steigen, was sich in gekürzten Ausgaben oder einer Umverteilung im Haushalt bemerkbar machen könnte.
Trotz des drohenden Endes der günstigen Inflationsentwicklung ist es wichtig, die längerfristigen Trends zu bedenken. Einige Faktoren wie eine robuste Arbeitsmarktlage und eine stetige Verbraucher- und Unternehmensnachfrage können den Preisdruck weiterhin begünstigen. Gleichzeitig könnten technologische Fortschritte und Effizienzsteigerungen langfristig bremsend auf die Inflation wirken. Die schwierige Balance zwischen Tarifpolitik, Zinspolitik und wirtschaftlichen Fundamentaldaten macht die kommenden Monate zu einer Phase erhöhter Wachsamkeit für Marktteilnehmer und politische Entscheidungsträger. Insgesamt zeigt sich, dass die Zeiten niedriger Inflation unter Präsident Trump womöglich einer neuen Phase mit wachsendem Preisauftrieb weichen.
Dabei wird es entscheidend sein, wie die Verhandlungen mit Handelspartnern verlaufen und welche Reaktionen vonseiten der Zentralbank erfolgen. Für Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen bleibt die Unsicherheit bestehen, wie stark und nachhaltig sich die Inflation wieder verschärfen wird – Faktoren, die maßgeblich das wirtschaftliche Umfeld und die finanzielle Planung in den nächsten Quartalen bestimmen werden.